Geheimnisse des Zweiten Weltkriegs (German Edition)
die Tatsache, dass der Bericht aus politischen Gründen manipuliert worden war. Auf Betreiben Stalins musste die Obduktion beweisen, dass sich Hitler feige vergiftet hatte und keinesfalls erschossen. Der russische Historiker Lew Besymenski, der in seinem Buch Der Tod des Adolf Hitler auch den vollständigen Obduktionsbericht veröffentlicht hatte, entschuldigte sich in den 1990er-Jahren bei seinen Lesern für die »absichtlichen Lügen«, die er im Auftrag des KGB 1968 verbreitet hatte. Die endgültige Antwort auf die Spekulationen um Hitlers verlorenen Hoden findet sich in einem Protokoll, das Theodor Morell für die Ankläger der Nürnberger Prozesse anfertigte. Darin berichtete der Arzt, dass bei seiner ersten vollständigen Untersuchung Hitlers die sogenannten »Cremaster-Reflexe« ausgelöst wurden. Diese Reflexe bewirken bei einer Reizung der Innenseite der Oberschenkel ein Hochziehen der Hoden.
Hormontherapie für den Diktator
Zweifellos war Hitler Frauen zugeneigt und nicht Männern. Überzeugende Beweise für eine immer wieder behauptete Homosexualität Hitlers konnten nie vorgelegt werden. Dafür spricht auch ein Eintrag im Tagebuch von Hitlers heimlicher Geliebten Eva Braun, in dem sie notiert: »Er braucht mich nur zu bestimmten Zwecken, es ist nicht anders möglich, wenn er sagt, er hat mich lieb, so meint er es nur in diesem Augenblick.« Und als Hitler von einem seiner Marineadjutanten um die Erlaubnis zur Heirat gebeten wurde, soll er geseufzt haben: »Sie haben es gut, ich kann das ja nicht tun.« In der Öffentlichkeit verbreitete Hitler das Bild des unermüdlichen Arbeiters für Deutschland, an dessen Seite kein Platz für eine Frau war.
Offensichtlich steht Hitler in ständigem Kampf gegen sein Verlangen, sich vollkommen zu erniedrigen. Wir verstehen jetzt, dass er dieses Verlangen noch am ehesten bezähmen kann, wenn er sich vor jeder tieferen Beziehung hütet, denn jedes Gefühl von Wärme und Liebe würde seine kranke Sucht zum Durchbruch bringen. Er ist davon nicht weniger angeekelt als wir. Er ist ein Masochist, der in der Züchtigung des eigenen Körpers Befriedigung findet.
Der amerikanische Psychiater Walter C. Langer 1943 in einem Gutachten für den US-Militärgeheimdienst über Hitler als Masochist
Tatsächlich hatte er von 1931 bis zu seinem Tod im April 1945 eine feste Beziehung zu Eva Braun, die von beiderseitiger Treue geprägt war. Ob dieses Verhältnis auch sexueller Natur war und ob und wie stark Hitler sexuell überhaupt aktiv war, ist in der Vergangenheit immer wieder kontrovers diskutiert worden. Eindeutige Quellen dazu gibt es nicht. Und auch Hitlers Leibarzt Morell, der den Diktator über lange Zeiträume fast täglich sah, war keineswegs in alle privaten Angelegenheiten eingeweiht. Trotzdem war der Arzt von der sexuellen Potenz und Aktivität seines Patienten überzeugt. Allerdings konnte Morell beobachten, dass die stetig wachsenden Belastungen des Krieges bei Hitler auch in dieser Beziehung nicht ohne Folgen blieben. Untersuchungen von Hitlers Blutserum, die der Leibarzt in Auftrag gegeben hatte, zeigten ab 1940 einen deutlichen Rückgang der körpereigenen Produktion von Sexualhormonen.
»Steigerung der Manneskraft«: Das Verhältnis von Adolf Hitler und Eva Braun ist bis heute Gegenstand zahlreicher Spekulationen.
Ullstein Bild, Berlin (Roger Viollet)
Doch Morell konnte helfen. Wie aus seinen Aufzeichnungen hervorgeht, spritzte er Hitler ab 1943 regelmäßig das Sexualhormon Testosteron und andere Hormonpräparate aus eigener Produktion seines Pharmaimperiums. Für die Gewinnung der kostbaren Hormone hatte der Arzt in einem großen ukrainischen Schlachthaus eigens eine Abteilung für die Gewinnung von sogenannten tierischen Nebenprodukten einrichten lassen. Verabreicht wurden diese Präparate damals als reine Hormontherapie zur Steigerung der sexuellen Potenz. Vergleicht man die Aufzeichnungen Morells über Hitlers Hormonspritzen mit anderen Quellen, wird ein direkter Zusammenhang mit den gleichzeitigen Aufenthalten Eva Brauns auf dem Berghof und in der Berliner Reichskanzlei deutlich. Für die Forscher Neumann und Eberle steht fest: »Ganz sicher hatte Morell mit seinen Hormongaben die Potenzsteigerung im Blick und nicht nur – wie in seinen Notizen offiziell vermerkt – die ›allgemeine Stärkung‹ bei Muskelschwäche und reduziertem Allgemeinzustand. Im damaligen verschämten Sprachgebrauch, der Kot als Stuhl und Genitalien mit verschiedenen irreführenden
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