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Geheimnisse des Zweiten Weltkriegs (German Edition)

Geheimnisse des Zweiten Weltkriegs (German Edition)

Titel: Geheimnisse des Zweiten Weltkriegs (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Guido Knopp
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versorgten, eine 10-Prozent-Kokain-Lösung. Zwei Tage später, so behauptete der Arzt in seinem Bericht, will er mit der Behandlung begonnen haben – mit durchschlagendem Erfolg: »Hitler sagte, dass er sich jetzt nach der Abschwellung mit Kokain wesentlich leichter im Kopf fühle und dass er auch klarer im Kopf denken könne.« Angeblich habe der Diktator den Arzt gefragt, »ob er diese angenehme Kokainpinselung nicht täglich ein- oder zweimal machen könne«.

    »Verschattung der linken Kieferhöhle«:
Die von Giesing veranlasste Röntgenaufnahme von
Hitlers Schädel von August 1944.
    BPK, Berlin (Bayerische Staatsbibliothek/
Archiv Heinrich Hoffmann)
    Zudem erweckte Giesing den Eindruck, dass er in den folgenden Wochen nahezu ungehindert Zugang zu Hitler besessen und sich ein Vertrauensverhältnis zwischen Arzt und Patient entwickelt habe. Hitler soll ihn am 1. Oktober 1944 sogar in seinem Schlafzimmer empfangen und dabei unversehens sein Nachthemd hochgezogen und um eine Untersuchung des ganzen Körpers gebeten haben. Nach Giesings Darstellung war dies die längste und gründlichste Untersuchung, die Hitler jemals habe machen lassen. Schließlich soll der Diktator gesagt haben: »Doktor, nun wollen wir vor lauter Unterhaltung die Behandlung nicht vergessen. Sehen Sie bitte noch einmal in meine Nase, und machen Sie das Kokainzeug hinein.« Bei der anschließenden Pinselung von Hitlers Nasenschleimhäuten mit der Kokainlösung will der Arzt beobachtet haben, wie sein Patient immer ruhiger wurde, bis er schließlich bewusstlos war. Angeblich sah Giesing nun die Chance, den Lauf der Geschichte zu ändern: »In diesem Augenblick wollte ich, dass ein solcher Mann nicht weiter existiert. Mir war plötzlich klar, dass dieser mächtige und bewusstlose Mann ganz in meine Hand gegeben war. […] Und wie in einer Zwangshandlung tauchte ich einen neuen Watteträger in die Kokainflasche und bestrich die Schleimhäute abermals mit Kokain, wohl wissend, dass bereits ein Kokainschock vorlag.« Nur das Eintreten von Hitlers Diener Linge soll den Arzt damals daran gehindert haben, mit der Pinselung fortzufahren, um Hitler »ein gnadenvolles Ende« zu bereiten.
    Doch wie glaubwürdig sind diese Schilderungen des HNO -Spezialisten, die er in amerikanischer Haft zu Papier gebracht hatte? War es tatsächlich möglich, dass sich der Diktator auf dem besten Weg in die Kokainabhängigkeit befand und nur durch Zufall einem Anschlag des Arztes entgangen war? Zeitzeugen, wie Hitlers Sekretärin Traudl Junge, die damals tagtäglich in der nächsten Umgebung des Diktators gearbeitet hatte, konnten sich nach dem Krieg nicht einmal mit Sicherheit erinnern, ob sie den Namen des Arztes jemals gehört hatten. Und Hitlers persönlicher Adjutant Otto Günsche urteilte: »Die Aussagen von Dr. Giesing kann man vergessen. Er hat Dinge gesagt, die nicht stimmen, in vielen Passagen hat er gelogen […]. [Ich] kann mir nicht vorstellen, dass er den Führer […] ohne Morell untersucht hat, in Bereichen, die bekanntlich für einen HNO -Arzt nicht zutreffend sind.« Die Autoren Eberle und Neumann glauben den Grund für die Behauptungen des Arztes zu kennen: »Giesings Antworten sind […] auch als Selbstschutz zu verstehen: Wer Hitler glaubwürdig nach dem Leben getrachtet hatte, dessen Kopf war halb gerettet. Dass dabei Dichtung und Wahrheit oft ineinanderflossen, war unvermeidbar.«
    Abends zu F[ührer] gesagt, er sähe gelblich aus, ich wollte ihn untersuchen: abgelehnt.
    Tagesnotiz Morells vom 13. August 1944
    Unbestritten ist allerdings, dass Erwin Giesing in den Wochen nach dem Attentat immer wieder in unregelmäßigen Abständen zu Behandlungen Hitlers ins Hauptquartier gerufen wurde. Bei einem dieser Besuche sah der Arzt zufällig, dass auf dem Frühstückstablett Hitlers eine Unmenge verschiedener Medikamente angerichtet war. Was ihm besonders auffiel, waren die kleinen schwarzen Dr. Kösters Anti-Gas-Pillen, die Hitler 1935 vom Reichsarzt- SS Dr. Grawitz gegen seine Magenschmerzen verordnet worden waren und die er seitdem einnahm. Auf Nachfragen bei Hitlers persönlichem Kammerdiener Heinz Linge erfuhr Giesing, dass Hitler von diesen Pillen täglich »entsetzliche Mengen« zu sich nahm. Als der Arzt die Angaben über die Zusammensetzung des Präparats studierte, stellte er erschrocken fest, dass darin auch die hoch wirksamen Nervengifte Strychnin und Atropin enthalten waren. Giesing war empört, dass Morell seinem Patienten die unkontrollierte

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