Geheimnisse des Zweiten Weltkriegs (German Edition)
Bezeichnungen belegte, bedeutete ›allgemeine Stärkung‹ aber genau das: die Steigerung der ›Manneskraft‹.«
Nach der nüchternen Sichtung des Materials zu dem sensiblen Thema, der Ausblendung von Klatsch, Tratsch, Gerüchten und manipulierten Quellen bleibt nur wenig, das ein objektives Licht auf Hitlers Sexualleben wirft.
Anna Maria Sigmund, Historikerin
Das Attentat und seine Folgen
Um 12.42 Uhr explodierte am 20. Juli 1944 in der Lagebaracke von Hitlers Hauptquartier bei Rastenburg (dem heutigen polnischen K¸etrzyn) eine Bombe, die Oberst Claus Schenk Graf von Stauffenberg nur zwei Meter von Hitler entfernt in seiner Aktentasche unter dem großen Kartentisch deponiert hatte. Die Wucht der Explosion war enorm. Der massive Eichenholztisch, auf dem die Lagekarten ausgebreitet waren, brach zusammen. Die Decken- und Wandverkleidungen wurden herausgerissen und hatten den Raum in ein Trümmerfeld verwandelt. Im Fußboden klaffte ein etwa anderthalb Meter großes Loch. Nachdem sich der Rauch verzogen hatte, wurde das ganze Ausmaß der Zerstörung sichtbar. Vier Personen waren auf der Stelle tot, neun wurden schwer verletzt – Hitler selbst war dem Tod entronnen. Dass er überlebt hatte, verdankte er vor allem dem Umstand, dass er sich im Moment der Explosion weit über die dicke Tischplatte gelegt hatte und dadurch vor der Wucht der Detonation geschützt war. Hinzu kam, dass man an dem heißen Sommertag sämtliche Fenster in der Baracke geöffnet hatte und die Druckwelle großteils ungehindert ins Freie entweichen konnte.
Nachdem der chirurgische Begleitarzt Hanskarl von Hasselbach die Erstversorgung Hitlers vorgenommen hatte, eilte dessen Leibarzt Theodor Morell herbei. Doch Hitler wiegelte ab: »Es ist nicht so schlimm.« Tatsächlich hatte der Diktator von allen 24 Personen, die während der Detonation in der Lagebaracke anwesend gewesen waren, die geringsten Verletzungen davongetragen. Wie die erste Untersuchung ergab, hatte er durch herumfliegende Splitter eine Menge kleiner Schnittwunden im Gesicht erlitten und an der Stirn eine Schramme abbekommen. Die Haut an den Unterschenkeln war durch die Druck- und Hitzewelle regelrecht zerfetzt worden, und aus den Beinen musste Morell mehr als hundert ziemlich große Splitter entfernen.
Trotz dieser nicht unerheblichen Verletzungen war Hitler in Hochstimmung und fühlte sich fit genug, seinen Verbündeten Benito Mussolini, den er zu einem Besuch erwartete, persönlich am Bahnhof des Hauptquartiers zu empfangen und ihm den Ort des Anschlags zu zeigen. Um ein Uhr nachts wandte sich Hitler dann über Rundfunk an das deutsche Volk, damit man seine Stimme hörte. In der kurzen Ansprache behauptete er, dass er »völlig unverletzt« geblieben war. Dies sei eine »Bestätigung des Auftrags der Vorsehung«, sein »Lebensziel weiter zu verfolgen« und in seiner Arbeit fortzufahren. Wie die Experten Neumann und Eberle vermuten, waren psychologische Gründe für Hitlers Hochstimmung verantwortlich, da er »jetzt eine lange angekündigte Gefahr überstanden hatte und den nun sichtbaren Gegner bekämpfen konnte«. Tatsächlich hatte Hitler bereits im Februar 1944 durch einen schwedischen Diplomaten Hinweise auf ein bevorstehendes Attentat erhalten. Der Mörder werde ein Offizier aus dem Generalstab sein, hatte man ihn gewarnt. Umso blutiger war die Rache, die Hitler an den Verschwörern nahm. Bis zum April 1945 verhaftete die Gestapo rund 7000 Personen, von denen über 200 in Schauprozessen abgeurteilt und hingerichtet wurden.
Auf Hitlers Schüttellähmung hatte die Bombe eine geradezu paradoxe Wirkung. Dem Chef des Wehrmacht-Führungsstabs Alfred Jodl erklärte Hitler: »Bei mir ist das Wunder eingetreten, dass durch diesen Schlag mein Nervenleiden fast verschwunden ist, das Zittern im linken Bein – wobei ich nicht sagen möchte, dass ich das für die richtige Kur halte!« Allerdings kehrte das Zittern nach einigen Wochen wieder zurück. Seinen Sekretärinnen gegenüber kommentierte der Diktator diesen Umstand mit den Worten: »Vor dem Attentat hatte ich dieses Zittern im linken Bein, jetzt ist es in die rechte Hand gefahren. Ich bin froh, dass ich es nicht im Kopf habe. Wenn ich dauernd mit dem Kopf wackeln müsste, wäre das sehr schlimm.«
»Ein Trümmerfeld«: Hitler und Mussolini besichtigen die völlig zerstörte Lagebaracke, den Schauplatz der Attentats vom 20. Juli 1944.
Ullstein Bild, Berlin (N.N.)
»Völlig unverletzt geblieben«: Tatsächlich nahm das
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