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Geheimnisse des Zweiten Weltkriegs (German Edition)

Geheimnisse des Zweiten Weltkriegs (German Edition)

Titel: Geheimnisse des Zweiten Weltkriegs (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Guido Knopp
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Experten erfahren hat, ist nicht bekannt. Seine Redensart von den »zwei oder drei Jahren, die ich noch zu leben habe«, scheint jedoch darauf hinzudeuten. Es ist anzunehmen, dass Hitler befürchtete, ernsthaft krank zu sein und nicht mehr viel Zeit für die Umsetzung seiner Pläne zu haben.
    Hitler saß dabei vor einem Spiegel und sah interessiert zu, wie sich die Blutegel mit seinem Blut vollsaugten. Dann atmete er auf: »Ah, gut! Jetzt habe ich den Kopf wieder frei!«
    Hitlers Kammerdiener Heinz Linge über die Behandlung von Hitlers Bluthochdruck mit Blutegeln
    Doch wie schlimm war Hitlers Herzerkrankung tatsächlich? In den Aufzeichnungen Morells sind auch die Elektrokardiogramme Hitlers erhalten geblieben. Zusammen mit den Blutdruckwerten des Diktators, die Morell zeitweise täglich kontrollierte, hat die Kardiologin Swetlana Möller die Patientendaten Hitlers ausgewertet. Sie kommt zu einer anderen Diagnose als ihr Vorgänger Weber vor rund 70 Jahren. Demnach litt Hitler nicht unbedingt an einer fortschreitenden Herzerkrankung, wie der Verkalkung der Herzkranzgefäße, sondern vielmehr an den Folgen eines permanenten Bluthochdrucks. Die Experten Neumann und Eberle gehen sogar noch einen Schritt weiter und vermuten: »Im Juli 1941 litt Hitler […] wahrscheinlich unter funktionellen Herzbeschwerden, die ohne organische Ursachen anfallsartig auftreten können.« Demnach hätte Hitler also nicht an einer körperlichen Krankheit des Herzens gelitten, sondern er bildete sich eine solche Krankheit womöglich nur ein oder hatte zumindest Angst davor – ein Krankheitsbild, das klassischerweise den Angstpsychosen zugerechnet wird.
    »Schweres Nervenleiden«
    Wenn Adolf Hitler vor die Kameras der Wochenschau trat, schnitt die Zensur verräterische Stellen heraus. Das Zittern seiner linken Hand sollte den Deutschen um jeden Preis verborgen bleiben. Es passte nicht zu dem von Hitler geschaffenen Idealtyp des neuen deutschen Menschen: »flink wie ein Windhund, zäh wie Leder und hart wie Kruppstahl«. Doch für die nächste Umgebung des Diktators war sein körperlicher Verfall unübersehbar. Bei seinen Untersuchungen im Sommer 1941 hatte Morell das Zittern der linken Hand zum ersten Mal bemerkt. Bald darauf stellte der Arzt auch einen Tremor im linken Bein fest. In seinen Tagesnotizen verwendete Morell in diesem Zusammenhang das Wort »Hysterie«, also den psychologischen Fachbegriff für eine neurotische Störung – ohne jedoch daraus weitere Schlüsse zu ziehen oder eine Therapie einzuleiten. Erst zwei Wochen vor Hitlers Selbstmord im April 1945 notierte er zum ersten Mal, dass es sich bei dem Zittern Hitlers um eine »Abart einer Schüttellähmung« handelte, und er begann, sie mit Medikamenten zu behandeln. Hitler selbst bezeichnete das Zittern seiner Gliedmaßen stets als »schweres Nervenleiden«.
    Bis 1940 sah Hitler viel jünger aus, als er in Wirklichkeit war. Danach jedoch alterte er ziemlich rasch. Noch bis Ende 1943 entsprach sein Äußeres seinem Alter, später wurde sein rapider körperlicher Verfall offensichtlich.
    Hitlers chirurgischer Begleitarzt Dr. Hanskarl von Hasselbach
    Erstaunlicherweise schenkte die Wissenschaft dieser Erkrankung Hitlers lange Zeit wenig Aufmerksamkeit. Erst der Historiker Percy Ernst Schramm erkannte die Brisanz der Frage und forderte, »es müsste alles versucht werden, dieses große Fragenzeichen in Hitlers Biographie auszumerzen«. Heute wird allgemein angenommen, dass Hitler an einer Form der Parkinson-Krankheit litt. Diese langsam fortschreitende Nervenerkrankung des Gehirns verursacht nicht nur körperliche Symptome, sondern kann durch komplizierte Stoffwechselveränderungen und die Rückbildung von Nervenzellen häufig die Gehirntätigkeit selbst beeinträchtigen. War Hitler also überhaupt noch in der Lage, Deutschland im Krieg zu steuern?
    Die amerikanischen Psychiater Nassir Ghaemi und Leonard L. Heston bezweifeln das. Ghaemi kommt in seiner jüngst veröffentlichten Studie, die sich mit der geistigen Gesundheit historischer Führungspersönlichkeiten beschäftigt, zu dem Schluss, dass Hitler manisch-depressiv war und diese Veranlagung durch massiven Medikamentenmissbrauch noch verstärkt wurde. Und Heston vermutet bei Hitler ein »ausgeprägtes organisches Psychosyndrom«. Als Ursache sehen beide Psychiater allerdings nicht die Parkinson-Erkrankung, sondern eine langfristige Vergiftung Hitlers durch das Aufputschmittel Pervitin, zu dessen möglichen Nebenwirkungen

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