Geheimnisse des Zweiten Weltkriegs (German Edition)
Zeitung Photo, München (Scherl)
»Schwerer Verlust für den Gegner«: Als größten Erfolg Guggenbergers feierte die Propaganda die Versenkung der »Ark Royal« (hier das torpedierte Schiff kurz vor dem Untergang).
Ullstein Bild, Berlin (N.N.)
Guggenberger stieg in den Kreis der U-Boot-Asse auf und wurde mehrfach durch Hitler ausgezeichnet, wie hier im Januar 1943 mit dem »Eichenlaub« zum Ritterkreuz.
BPK, Berlin (Bayerische Staatsbibliothek/Archiv Heinrich Hoffmann)
Prominente Leute, die auch Erfahrung hatten, sollten nach Möglichkeit als Ausbilder eingesetzt werden. Bei Guggenberger war es auch so. Es wurde ihm angeboten, eine Ausbilderstelle zu übernehmen. Aber er wollte weiter fahren. Deshalb hat man ihn in den damals noch nicht so gefährlichen Mittel- und Südatlantik verbracht.
Horst Bredow, U-Boot-Fahrer
Guggenberger wurde mit mehreren Orden ausgezeichnet, unter anderem erhielt er am 9. Januar 1943 das Eichenlaub zum Ritterkreuz durch Hitler persönlich in der Wolfsschanze. Zu diesem Zeitpunkt gingen neben der »Ark Royal« Handelsschiffe mit einer Gesamttonnage von 50000 BRT auf sein Konto.
Berühmte Kommandanten sollten möglichst in ruhigere Gewässer fahren, um lange ein Vorbild bleiben zu können. Tote Helden waren schlechte Propaganda.
Feindfahrt in den Südatlantik
Am 18. Mai 1943 verließ U 513 den U-Boot-Stützpunkt Lorient erstmals unter Guggenbergers Kommando. Erst auf hoher See wurde dem Kommandanten das Einsatzgebiet per Funk mitgeteilt. Das Operationsgebiet war diesmal die brasilianische Küste bei Rio de Janeiro. Brasilien war damals als Produzent von Rohgummi und Kautschuk von strategischer Bedeutung, erläutert U-Boot-Fachmann Dr. Axel Niestlé: »In Deutschland erkannte man sehr bald, dass es vorteilhaft war, auch in diesen Seegebieten Schiffe zu versenken. Ohne Rohgummi keine Reifen, ohne Reifen keine Bewegung, kein Nachschub, nichts. Für die Alliierten war es also wichtig, diese Nachschubrouten von Brasilien zu den eigenen Produktionszentren aufrechtzuerhalten.« Geplant war, dass die Fahrt 16 Wochen dauern sollte. 21 Torpedos waren an Bord, sechs in den Oberdeckbehältern, 15 im Boot selbst. Die Stimmung an Bord war angespannt. Walther Wittig war damals auf U 518 ebenfalls im Operationsgebiet vor Brasilien eingesetzt: »Wir sind rausgefahren, immer auch mit der Überlegung, vielleicht ist es das letzte Mal. Damit musste man rechnen.«
»Schlimmer als in der Grundausbildung«: Guggenberger (links, hier bei der Abfahrt von U 513 aus Lorient) ließ seine Besatzung zahlreiche Übungen absolvieren.
Privat
Das Leben an Bord glich kaum noch der Alltagsroutine unter Korvettenkapitän Rüggeberg. Guggenberger setzte alles daran, die Besatzung so zu formen, dass er an seine Erfolge im Mittelmeer anschließen konnte. Auf dem Weg vom Golf von Biskaya zur Küste Brasiliens hatte die Besatzung kaum Zeit, das gute Wetter zu genießen. Eine Übung folgte der anderen: So gehörte »Alarmtauchen« schon fast zum täglichen Training. Walther Wittig berichtet: »Alarmtauchen ist, wenn ein Schiff oder ein Flugzeug in Sicht kommt. Derjenige, der das sieht, schreit laut ins Boot ›Alarm‹. Dann klingelt es in sämtlichen Räumen, und die Brückenwachen rutschen die Leitern runter. Der Letzte macht das Turmluk zu. Und dann alle Mann nach vorne, damit das Boot mit 45 Grad runterkippt. Schnell, schnell. […] Keiner weiß: Ist es eine Übung, oder ist es ernst?« Nur wenn ein Boot schnell genug tauchen konnte, war es überlebensfähig und konnte sich vor einem Flugzeugangriff in Sicherheit bringen. Ein Besatzungsmitglied von U 513 meinte, es sei unter Guggenberger sogar schlimmer als in der Grundausbildung gewesen. Hinterher mussten sich Offiziere und Besatzung die harsche Kritik des Kommandanten gefallen lassen, wenn die Übungen nicht mit höchster Präzision in kürzestmöglicher Zeit durchgeführt wurden.
Guggenberger hat intensive Übungsmanöver durchführen lassen, um zu zeigen, dass unter seinem Kommando jetzt ein anderer Wind herrscht, als das vorher der Fall war. Er war dynamischer, er war angriffslustiger und offenbar bereit, auch größere Risiken in Kauf zu nehmen.
Axel Niestlé, U-Boot-Fachmann
Acht Tage nachdem U 513 Lorient verlassen hatte, sichtete die Brückenwache ein großes Schiff mit 10000 BRT südlich der Azoren. U 513 folgte ihm einen Tag lang und manövrierte sich in Angriffsposition. Aus knapp drei Kilometern Entfernung wurde ein Fächer von drei Torpedos auf das
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