Geheimnisse des Zweiten Weltkriegs (German Edition)
es eine Lagebesprechung mit Hitler, Raeder und Dönitz. Hitler sagte: »In Zukunft müssen auch alle Beiboote versenkt und die Männer erschossen werden.« Da trat Dönitz vor und sagte: »Mein Führer, das widerspricht der Tradition der Marine. Wir haben immer Schiffbrüchige gerettet, und wir sehen uns nicht in der Lage, das zu ändern. Das würde dazu führen, dass auch unsere Männer von der anderen Seite im Wasser erschossen würden.« Daraufhin erwiderte Hitler: »Gut, aber was ich unter keinen Umständen möchte, ist, dass den Rettungsbooten navigatorische Hilfsmittel und Lebensmittel gegeben werden.« Und so ist es geblieben. Es hat nie einen Tötungsbefehl gegeben.
Erich Topp, U-Boot-Kommandant
Auf diesen Vorfall hin erließ Admiral Dönitz den sogenannten Laconia-Befehl: »Jegliche Rettungsversuche von Angehörigen versenkter Schiffe, also auch Auffischen von Schwimmenden und Anbordgabe auf Rettungsboote, Aufrichten gekenterter Rettungsboote, Abgabe von Nahrungsmitteln und Wasser, haben zu unterbleiben. Rettung widerspricht den primitivsten Forderungen der Kriegsführung nach Vernichtung feindlicher Schiffe und Besatzungen […]. Hart sein. Daran denken, dass der Feind bei seinen Bombenangriffen auf deutsche Städte auf Frauen und Kinder keine Rücksicht nimmt.«
Wendepunkt
Ab 1943 zeichnete sich eine Wende des bis dahin für die Deutschen relativ erfolgreich verlaufenen U-Boot-Kriegs ab. Der Einsatz im Atlantik wurde immer gefährlicher für die deutschen U-Boot-Fahrer. »Darüber sprach man aber nicht«, erinnert sich U-Boot-Mann Bredow, obwohl man von den immer geringer werdenden Überlebenschancen gewusst habe. Ab 1943 verfügten die Alliierten über Kurzwellenpeilgeräte, die das Einpeilen funkender U-Boote von einem einzelnen Schiff aus ermöglichten. Dazu Bredow: »Es gab die sogenannten Hunter Killer Groups. Da kriegte ein Geleit von 40 Schiffen vielleicht sieben bis acht Zerstörer, und dann konnten diese Zerstörer-Gruppen, wenn sie ein U-Boot geortet hatten, in der Nähe warten, bis ein U-Boot mal auftauchen musste. Denn nach einer gewissen Zeit musste ja auch ein U-Boot mal wieder ›Luft holen‹, und die Batterien mussten geladen werden. Und so lange haben die dann da gewartet. In absoluter Stille, und sowie das Boot auftauchte, haben sie sich draufgestürzt.«
»Immer besser gesichert«: Blick aus einem Begleitflugzeug auf einen alliierten Konvoi im Atlantik, 1942.
Getty Images, München (Lawrence Thornton)
Zudem waren die USA ab 1941 dazu übergegangen, Schiffe in Rekordzeiten quasi am Fließband zu fertigen: die sogenannten Liberty Ships . Benötigte man vorher acht Monate für den Bau eines Frachters, so waren diese Schiffe nun ab Kiellegung innerhalb von acht Wochen einsatzbereit. So konnten die USA die anfänglich hohen Verluste ihrer Handelsmarine bald wieder ausgleichen.
Der Flottillenchef und der Kommandant haben vor dem Auslaufen immer gesagt: Freunde, ihr wisst: Von fünf Booten kommen drei nicht zurück. Wir wollen sehen, dass wir zu den zweien gehören.
Horst Bredow, U-Boot-Fahrer
Auch aus der Luft wurden die Konvois nun zunehmend geschützt. Flugzeugträger der amerikanischen Bogue-Klasse wurden speziell für die U-Boot-Jagd konzipiert und ab 1942 in Serie gebaut. Die von dort aus operierenden Kampfflugzeuge dienten sowohl der Aufklärung, unter anderem durch Bordradar, als auch der direkten Bekämpfung der deutschen U-Boote.
Die amerikanische Schiffsbauindustrie hat schon im September 1942, wenige Monate nach Kriegseintritt, mehr Tonnage produziert, als die gesamte Kriegsanstrengung der Achsenmächte versenken konnte.
Axel Niestlé, U-Boot-Fachmann
Diese Luftüberlegenheit machte den U-Booten das Leben schwer, erinnert sich Bredow: »Zunächst kamen nur einzelne Flugzeuge. Nachher haben die Amerikaner ihre Liberty Ships als Flugzeugträger eingerichtet, indem sie einfach ein Deck draufgebaut haben. Und dann waren Flugzeugträger überall da, wo das Wasser tief genug war. Praktisch in dem gesamten Seegebiet auf dieser Erde waren die gegnerischen Flugzeugträger. Und denen zu entkommen, war nicht mehr möglich.«
Nachts waren U-Boote bis Mitte 1942 größtenteils noch sicher, weil sie nicht gesehen werden konnten. Doch dann wurden Flugzeuge mit starken Scheinwerfern ausgerüstet. Sobald ein U-Boot vom Radar entdeckt und dann im Lichtkegel enttarnt worden war, blieb kaum noch Zeit, um vor einem Angriff abzutauchen. Doch selbst unter Wasser waren die Boote nun vor
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