Geheimnisse des Zweiten Weltkriegs (German Edition)
nicht einen Moment an das arme Schwein von Maschinisten, der da unten im Maschinenraum nicht mehr rauskommt.
Volkmar König, U-Boot-Fahrer
Bei Walther Wittig an Bord von U 518 wurde weniger gefunkt: »Ich habe von der brasilianischen Küste nur einen einzigen Funkspruch abgegeben, und das als ein Signal mit sieben Buchstaben. Der wurde sofort in Deutschland empfangen und bestätigt. Aber sonst haben wir kaum lange Funksprüche abgegeben.« Denn durch lange Funksprüche wurde die Ortung für den Gegner erleichtert.
Am 17. Juli 1943 sichtete die Brückenwache einen 10000- BRT -Dampfer. Die Verfolgung erwies sich als sehr schwierig, da das Schiff mit hoher Geschwindigkeit fuhr. Nach einer Hochgeschwindigkeitsfahrt über Wasser und anschließender Unterwasserverfolgung mit voller Maschinenleistung hatte Guggenberger eine Position erreicht, in der ein Torpedoschuss aussichtsreich erschien. Ein Torpedo wurde abgefeuert und verfehlte den Bug des Zielobjekts nur um einige Meter. Nach diesem Fehlschuss wurde die Verfolgung des Schiffes abgebrochen.
Nur noch zwei Torpedos in den Hecktorpedorohren waren übrig. Nachts kreuzte U 513 vor dem Hafen von Rio de Janeiro und machte Aufzeichnungen über die U-Boot-Abwehrmaßnahmen. Der Hafen wurde von einem alten Zerstörer gesichert. Guggenberger versuchte mehrmals, in eine günstige Angriffsposition zu gelangen, ohne Erfolg. Da tauchte eineinhalb Kilometer vor ihnen ein anderer Zerstörer auf. Die Mannschaft auf der Brücke war sich sicher, dass der U-Boot-Turm vom Zerstörer gesichtet worden war. Guggenberger ließ alarmtauchen. Bange Minuten folgten. U 513 konnte entkommen.
Feuer frei!
Der Ausbau eines fast lückenlosen Netzes von Peilstationen an der Küste Südamerikas hatte zur Folge, dass die Ortung der deutschen U-Boote nun grundsätzlich möglich war. Setzte ein U-Boot nur einen kurzen Funkspruch ab und nahmen mindestens zwei verschiedene Funkstationen das Signal auf, konnte durch Kreuzpeilung die genaue Position festgestellt werden. Meist gelang es den Alliierten sogar, den Funkspruch zu entschlüsseln, doch das dauerte bis zu einer Woche, da die Dechiffriertechnik für die von den Deutschen benutzte Enigma-Schlüsselmaschine (deren Codes die Briten bereits im Mai 1941 entschlüsselt hatten) sehr aufwendig war. Der Inhalt war dann meist schon überholt. Doch immerhin hatte die US -U-Boot-Abwehr in Florianópolis eine ungefähre Vorstellung, wo sich die deutschen U-Boote befanden.
Ein Funker an Bord eines U-Boots am Enigma-Gerät. Die deutsche Marineführung ahnte nicht, dass der Funkcode von den Alliierten geknackt worden war.
Bundesarchiv, Koblenz (Bild101II-MW-4222-03A/Dietrich)
Am 19. Juli bekam der »Radar Operator« William Stotts von der U-Boot-Jagdstaffel VP -74, stationiert in Florianópolis, den Befehl, sich fertig zu machen für eine Patrouille. Das Flugboot vom Typ PBM Mariner flog etwa 100 Kilometer auf das Meer hinaus, als Stotts plötzlich etwas auf dem Schirm hatte. Er meldete die Auffälligkeit auf 18 Grad steuerbord in einer Entfernung von etwa 35 Kilometern. »Das Signal war sehr stark, es konnte sich kaum um ein Fischerboot handeln«, erinnerte sich Stotts. Ward, der zweite Pilot, nahm sein Fernglas und begann den Horizont abzusuchen, während der Pilot Roy Whitcomb das Radar im Auge behielt. Ungefähr zwei Minuten später tippte Ward ihm auf die Schulter, deutete auf einen Punkt steuerbord. Bald sah auch Whitcomb das Objekt. Auf den ersten Blick ähnelte es einem kleinen Schiff oder einem großen U-Boot. Ward erhöhte die Propellerumdrehungszahl, mit 225 Kilometern pro Stunde flogen sie über den Wolken darauf zu. Whitcomb beorderte seine Mannschaft auf Gefechtsstation. Das U-Boot hatte sie wahrscheinlich noch nicht gesehen. Die Crew des Flugzeugs hatte das Ziel erfasst: U-Boot mit 270-Grad-Kurs bei einer Geschwindigkeit von acht bis zehn Knoten. Whitcomb lenkte das Flugzeug nach backbord, um die Deckung einer kleinen Wolke zu nutzen. Den Angriff wollte er möglichst aus der Sonne heraus fliegen, um den Gegner zu blenden.
Im Sommer 1943 war das Operationsgebiet vor der brasilianischen Küste sehr gefährlich geworden. Die amerikanische Luftüberwachung war nun fast vollständig. Dass fünf von sechs Booten verloren gingen, zeigt mehr als alles andere, dass die Zeiten einfacher Erfolge in entfernten Seegebieten im Sommer 1943 endgültig vorbei waren.
Axel Niestlé, U-Boot-Fachmann
19. Juli 1943, 16.50 Uhr Ortszeit: U 513 kreuzte an der
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