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Geheimnisse einer Sommernacht

Geheimnisse einer Sommernacht

Titel: Geheimnisse einer Sommernacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Kleypas
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Achsen und die passenden, faustdicken Bolzen. Sie packte sich eine der schweren, eingefetteten Achsen, zerrte sie aus dem Stapel und zog sie zu ihrem Mann.
    Ein einziger Blick in Richtung Simon sagte ihr, wie verzweifelt er über ihre Anwesenheit war. „Annabelle! … Mach dass du aus dem Gebäude kommst! … Sofort!“, brüllte er von Hustenanfällen unterbrochen.
    „Nicht ohne dich!“ Sie hantierte an einem Holzblock herum, der am Ende einer hydrostatischen Ramme befestigt war.
    Simon zog und zerrte an seinem eingeklemmten Bein und überschüttete Annabelle mit Drohungen und Flüchen, während sie den Holzblock zu ihm herüberschleppte und gegen den Kran schob.
    „Das ist viel zu schwer“, krächzte er, als er sie mit der Achse kämpfen sah. „Das kannst du nicht bewegen! Raus mit dir! Verdammt, Annabelle!“
    Ächzend vor Anstrengung verklemmte Annabelle den Holzblock mit der Achse und schob deren Ende unter den Stahlträger. Mit aller Gewalt drückte sie dann den so gefertigten Hebel hinunter. Sie stemmte sich dagegen, setzte all ihre Körperkraft ein, aber der Träger blieb fest an seinem Platz.
    Mit lautem Krach detonierte wieder einer der großen Kessel. Die Hände schützend über den Kopf duckte sich Annabelle vor den durch die Luft fliegenden Metallsplittern. Doch dann traf sie eins dieser kleinen Geschosse mit solcher Wucht, dass sie zu Boden geschleudert wurde. Sie verspürte einen brennenden Schmerz am Oberarm, hellrotes Blut spritzte aus der Fleischwunde. Ein Splitter hatte sie getroffen. Ohne nachzudenken, kroch sie zu Simon, der sie still an seine Brust drückte. Als der Metallschauer sich gelegt hatte, rückte sie etwas von ihm ab und sah ihn ernst an. Seine Augen waren vom Rauch gerötet. „Simon“, keuchte sie. „Du hast doch immer ein Messer bei dir. Wo ist es?“
    Simon schwieg. Annabelle beobachtete sein Gesicht. Er hatte ihre Frage wohl verstanden. Für den Bruchteil einer Sekunde schien er das Für und Wider abzuwägen. Dann schüttelte er energisch den Kopf. „Nein“, krächzte er.
    „Selbst wenn es dir gelänge, das Bein abzutrennen, dann könntest du mich nicht hier herausziehen.“ Heftig stieß er sie von sich. „Es bleibt nicht mehr viel Zeit … Verlass sofort diese verdammte Gießerei.“ Als er an ihrem Gesichtsausdruck sah, dass sie sich weigerte, blickte er sie furchtsam an. Um sich selbst hatte er keine Angst, es war die Sorge um sie, die ihn so ängstigte. „Mein Gott, Annabelle“, verlegte er sich schließlich aufs Bitten. „Das kannst du nicht machen. Bitte. Wenn du mich nur ein wenig liebst, dann …“ Ein erneuter Hustenanfall schüttelte ihn. „Geh! Geh!“
    Einen Moment lang war Annabelle versucht, ihm zu gehorchen. Der Wunsch, diesem höllischen Albtraum in der brennenden Gießerei zu entfliehen, war allzu groß. Aber als sie sich aufgerappelt hatte und zu dem großen Mann herunterblickte, da brachte sie es nicht übers Herz, ihn so hilflos zurückzulassen. Rigoros stemmte sie die Achse wieder hoch und hob sie auf den Holzblock. Ihre Schulter schmerzte höllisch, ihre Ohren dröhnten und im Lärm der Detonationen und dem Getöse der einstürzenden Gebäudeteile konnte sie Simons Wutausbruch nicht hören.
    Blindwütig hängte sie sich mit aller Gewalt an den Hebel. Tief atmete sie die rauchgeschwängerte Luft ein, ihre Lungen reagierten mit einem Hustenanfall. Sie verlor fast das Bewusstsein, aber sie gab nicht auf. Immer wieder stemmte sie sich mit all der ihr noch verbliebenen Kraft gegen die Eisenstange.
    Voller Entsetzen spürte sie plötzlich, dass jemand an ihrem Rock riss und sie zurückzog. Die Eisenstange entglitt ihren Händen. Sie hätte geschrien, wenn sie noch Luft gehabt hätte. Keuchend und schluchzend starrte sie auf die schlanke Gestalt, die hinter ihr stand. „Ich hebe den Kran“, hörte sie eine kalte Stimme sagen. „Gehen Sie. Auf meinen Befehl ziehen Sie sein Bein heraus.“
    An seinem Kommandoton erkannte sie ihn sofort. Und wahrhaftig, es war Westcliff. Sein Gesicht war rußgeschwärzt, das ehemals weiße Hemd schmutzig und zerrissen. Der Earl schien zu wissen, was zu tun war.
    Ruhig bedeutete er ihr, zu Simon zu gehen. Fast mühelos hob er dann die Eisenstange hoch und schob den Hebel geschickt unter den Kranausleger. Westcliff war zwar nur mittelgroß, aber aufgrund jahrelanger sportlicher Betätigung kerngesund und muskulös. Mit einem kräftigen Ruck drückte er den Hebel nach unten. Quietschend und ächzend hob sich der

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