Geheimnisvoll Vertrauter Fremder - Historical Bd 274
überrascht an. Sie hatte bisher noch nichts davon gehört. „Aber was ist mit Eurem Anwesen?“
„Mein Haus und meine Ländereien kann ich unbesorgt meinen Verwaltern überantworten. Ich schließe nicht aus, dass ich eines Tages wieder zurückkehren möchte, aber im Augenblick gibt es hier nicht viel für mich. Katholiken wie dein Vater und ich haben zurzeit ein paar Schwierigkeiten in England. Ich will nicht respektlos erscheinen, denn ich weiß, dass die Königin den Rat ihrer Minister befolgen muss, und diese leben in ständiger Angst vor einem katholischen Komplott gegen sie. Ich habe mich nie an derlei Verschwörungsplänen beteiligt und würde es auch in Zukunft nicht tun, denn sie ist unsere rechtmäßige Herrscherin – aber dennoch hält mich hier nichts mehr. Wenn Dickon noch lebt, muss er irgendwo in jenem östlichen Teil der Welt sein – vielleicht in Algier oder Konstantinopel.“
„Wir werden Euch vermissen“, sagte Kathryn, und sie musste bei der Vorstellung, dass sie ihn vielleicht nie mehr sehen würde, Tränen herunterschlucken. „Woher sollen wir dann wissen, ob es etwas Neues von Dickon gibt?“
„Ich würde dir natürlich schreiben“, erwiderte er und lächelte sie an. „Außerdem werde ich bei meinem Vorhaben einen guten Freund brauchen, der meine Angelegenheiten im Auge behält. Ich habe Sir John gefragt, ob er sich an dem Geschäft, Weine nach England zu importieren, beteiligen würde, und er war so gütig zuzustimmen.“
Kathryn blickte ihren Vater an, der seine Zufriedenheit mit dem Arrangement bestätigte. „Dann werden wir wenigstens hin und wieder von Euch hören.“
Lord Mountfitchet nickte und sah sie nun nachdenklich an. „Dein Vater ist zu beschäftigt, um mich auf dieser Entdeckungsreise zu begleiten, Kathryn, aber es wäre mir lieb, wenn er aus erster Hand über das erfahren könnte, was ich dort vorhabe. Er schlug vor, dass du diese Aufgabe übernehmen könntest. Meine Schwester, Lady Mary Rivers, wurde vor einigen Monaten zur Witwe und hat zugestimmt, gemeinsam mit mir die Reise anzutreten. Sie braucht Ablenkung, und so können wir uns auf unsere alten Tage gegenseitig Gesellschaft leisten.“
„Ihr seid noch kein alter Mann, Sir!“
„Nein, da hast du recht – aber mit der Zeit werden wir alle alt, Kathryn. Mary und ich kommen gut miteinander aus, und ich habe nicht den Wunsch, wieder zu heiraten. Sie glaubt, ich sei ein Narr, weil ich immer noch nach Dickon suche, beißt sich aber in dieser Sache lieber auf die Zunge, als etwas zu sagen. Sie wird dir auf dieser Fahrt als Anstandsdame dienen, und ich bin mir sicher, dass wir auch für die Rückreise einen passenden Beschützer für dich finden werden – es sei denn, du lernst jemanden kennen, den du heiraten möchtest.“
„Oh …“ Kathryn sah ihren Vater an, die Wangen leicht gerötet.
„Ich hatte die Absicht, mich nach einem passenden Ehemann für dich umzusehen, meine Tochter“, sagte ihr Vater und hielt dann inne. „Aber Lord Mountfitchet hat recht. Dieser Tage ist es für Katholiken in unserem Land nicht ganz einfach. Solltest du auf dieser Reise zufällig auf einen Mann treffen, der dir gefällt, so würde ich mich freuen. Ich weiß, dass Mary und Charles auf dich Acht geben werden und dafür Sorge tragen, dass der Bewerber deiner würdig ist, bevor sie mich unterrichten. Tritt der Fall ein, dass du keinem passenden Heiratskandidaten begegnest, werde ich mich selbst auf die Reise begeben, um dich wieder nach Hause zu holen. Wenn ich im Augenblick nicht so viel zu tun hätte, würde ich euch wirklich gern begleiten. Und sollte das anhalten, dann wäre da noch dein Bruder Philip. Er wird nächstes Jahr aus Oxford zurückkehren und könnte sich dann an meiner Statt um dich kümmern. Ich weiß, dass er sich nichts sehnlicher wünscht, als mehr von der Welt zu sehen.“
„Ja, das stimmt.“ Kathryn wurde es warm ums Herz, als sie an ihren Bruder dachte, den sie über alles liebte. „Würde es dir wirklich nichts ausmachen, wenn ich Lord Mountfitchet und Lady Mary begleite?“
„Ich würde dich vermissen, Kathryn“, erwiderte ihr Vater, und sein Blick war warm vor Liebe. „Wäre deine Mutter noch am Leben, so wäre es mir vielleicht möglich gewesen, dich schon früher mit einem Mann bekannt zu machen, der dir gefallen könnte. Ich war zu beschäftigt, um daran zu denken, und außerdem glaube ich, dass du eine Frau brauchst, die dir dabei hilft, diese Entscheidung zu treffen. Als Lady Mary
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