Geheimnisvolle Beruehrung
nicht einen Beweis für die Macht der Makellosen Medialen geliefert, sondern stattdessen Ihnen eine Bühne gegeben, Ihre Macht zu zeigen.«
Nur Sahara gegenüber beantwortete Kaleb Fragen oder rechtfertigte seine Handlungen. Doch Mings Fehler war es gewesen, die Gardisten als Angestellte und nicht als Partner zu behandeln. »Die Makellosen Medialen müssen ausgelöscht werden«, sagte er und gab damit Vasic eine indirekte Antwort auf seine nicht gestellte Frage. »Sagen Sie Aden, dass diese Aufgabe nicht mehr nur Priorität hat, sondern ab jetzt einziges Ziel der Garde ist.«
Vasic sah auf die Trümmer eines ehemals hohen Wolkenkratzers. »Töten oder gefangen nehmen?«
»Töten.« Es konnte gut sein, dass die Gardisten glaubten, Kaleb wollte nur Leute loswerden, die ihre Schuldigkeit getan hatten, aber diese Vermutung konnte er im Augenblick sowieso nicht widerlegen. Die Garde würde eigene Nachforschungen anstellen und sich ihre Meinung bilden – allerdings würden sie eines nicht finden: Kalebs früheren Plan, das Medialnet zu vernichten.
»Meine Leute haben sich bereits darum gekümmert, eine Reihe von Munitionslagern und Operationsbasen zu zerstören.« Das hatte er nach dem Bombenattentat auf die Universität angeordnet, mit Erfolg, wie er geglaubt hatte, doch dieser Anschlag bewies, dass die Fanatiker doch besser organisiert waren, als alle bisher angenommen hatten. »Die Garde muss Druck auf die Anführer ausüben.«
»Um Fehler zu provozieren?«
»Jeder begeht Fehler, wenn man ihn in die Enge treibt.« Das hatte er in einem billigen Hotelzimmer vor über sieben Jahren gelernt und nie wieder vergessen. »Ich habe drei Vertreter der Führungsriege im Netz verfolgt, um Vasquez aufzuspüren – die Information schicke ich telepathisch. Wenn möglich, zuerst vernehmen, dann auslöschen.«
»Damit riskieren Sie, Vasquez’ Spur zu verlieren.«
»In den letzten achtundvierzig Stunden ist mir deutlich geworden, dass Vasquez sehr darauf bedacht ist, keine direkte Verbindung zu den dreien aufzunehmen. Außerdem wollte ich sowieso andere Möglichkeiten verfolgen.«
»Ich habe die Information an Aden weitergeleitet«, sagte Vasic. »Die Leute werden innerhalb eines Tages tot sein. Wir haben vier andere aufgespürt.«
Kaleb bezweifelte nicht, dass die Sache bei den Gardisten in guten Händen war, und wandte sich einem anderen Thema zu. »Wo ist Ming?«
»Nur wenige Minuten nachdem das Feuer erstickt war, ist er verschwunden.« Kurze Pause. »Ming wusste von den Sengbomben, obwohl die Garde nicht informiert war.«
Kaleb hatte darüber auch schon nachgedacht. »Falls Ming die Makellosen Medialen damit ausgestattet hat, muss ihm auch klar gewesen sein, dass ich der Einzige sein würde, der einen solchen Angriff aufhalten könnte.« Und der Telepath hätte Kaleb nie freiwillig die Gelegenheit geboten, seine Stärke vorzuführen.
»Die Makellosen Medialen könnten über das Ziel hinausgeschossen sein. Mings Team hätte mit einem kleineren Feuer fertig werden können.«
»Stimmt.« Zwei Männer trugen gerade einen Toten aus dem Nachbargebäude. Die Toten, bei denen noch Fleisch an den Knochen hing, wurden schnell verbrannt, damit die Stadt kein Hort für Seuchen wurde.
»Haltet mich auf dem Laufenden«, sagte Kaleb, als die nächste Leiche herausgebracht wurde. »Ich sehe währenddessen durch, was ich an Informationen habe.« Er war schon im Medialnet auf der Suche nach Hinweisen, die zu dem Mann ohne Gesicht an der Spitze der Fanatiker führten. Es wurde Zeit, dass Vasquez begriff, dass es nur einen mächtigen Mann im Medialnet geben konnte, und dass der Posten bereits vergeben war.
Sahara wusste, dass ihre Frage Kaleb verletzt hatte, und sie wusste auch, dass er seinen Schmerz nie zeigen würde. Als er mehr als vierundzwanzig Stunden nach ihrer letzten Begegnung wieder auf der Plattform stand – frisch geduscht, aber ungewöhnlich erschöpft –, ging sie einfach auf ihn zu, nahm sein Gesicht in beide Hände und sagte: »Vergib mir.«
»Darum brauchst du mich nicht zu bitten.« Er umfing ihre Handgelenke, sein Haar schimmerte blauschwarz in der Morgensonne. »Du könntest nichts tun, was ich dir nicht vergeben würde.«
Sahara schlang die Arme um seinen Nacken. »Und du könntest nichts tun, was mich dazu bringen würde, mich von dir abzuwenden«, flüsterte sie. »Ich liebe dich.« Die schöne und ewig gültige Wahrheit.
»Das solltest du nicht sagen.« Kaleb legte die Arme um sie und hielt sie so fest,
Weitere Kostenlose Bücher