Geheimnisvolle Palmblätter: Ist unser Leben Schicksal oder Zufall, Karma oder Chaos? (German Edition)
verstärkten Verteilungskampfes, Zusammenbruch der Weltwirtschaft und schließlich das Ende aller Ordnung.
Das es bislang, gottseidank, noch nicht soweit gekommen ist, hat viele Ursachen, auf die ich im Rahmen dieses Buches nicht näher eingehen kann. Damit Sie mich bitte nicht mißverstehen: ich bin für Warnungen vor dem ökologischen Raubbau und für Aufforderungen zum bewußteren Leben. Aber ich lehne jede, auch jede wissenschaftlich verbrämte, Angstmacherei ab. (Immerhin hat eine neue Studie der Weltlandwirtschaft erbracht, daß trotz der immensen Bevölkerungszunahme die Nahrungsmittelproduktion ebenfalls – und zwar überproportional! – gesteigert werden konnte. Eine echte Nahrungsmittelknappheit existiert nicht, sondern ein wahnwitziges inhumanes Verteilsystem und sogar Lebensmittel-Vernichtungsstrategien.)
Vielleicht hat jedoch die warnende Wirkung der drastischen Prognosen auch mit zu einer Bewußtwerdung und Verhaltensänderung beigetragen. Dann müßte man feststellen, daß eine wissenschaftlich ermittelte Zukunftsschau, die sich als „falsch“ herausstellt, eben nicht die tatsächliche Zukunft, sondern nur die Extrapolation von heutigen Gewohnheiten und Annahmen in eine Zukunft zum Inhalt hat. Daraus könnte sich unter anderem ergeben, daß jede auf diese Weise betriebene Vorausschau in Wirklichkeit nichts mit dem tatsächlichen Geschehen der Zukunft zu tun hat, sondern vielmehr die gegenwärtige Gedankenwelt und Gemütslandschaft beschreibt. Schicksal wäre dann nicht wissenschaftlich feststellbar, sondern bliebe dem Zugriff der vermeintlichen Verstandeswerkzeuge nach wie vor entzogen.
Diese etwas kritischen Bemerkungen mache ich, damit wir die meines Erachtens nach notwendige Distanz bei allen Prophezeiungen behalten, kommen sie nun aus dem religiösen-visionären, dem esoterisch-medialen oder dem wissenschaftlich-rationalen Raum. Schauen wir vor diesem Hintergrund nun zwei zeitgenössische Zukunftsbilder an, die sich auf Erhebungen mit historischen, wirtschaftlichen, soziologischen und statistischen Mitteln beziehen.
Im modernen Sprachgebrauch nennt man das „Trendanalyse“, und das klingt ja auch wirklich seriöser (und ist bei gutzahlenden Klienten aus Wirtschaft, Politik und Massenmedien verkäuflicher) als „Orakelbefragung“ oder „Channeln“, als „Vision“ oder „intuitive Schau“.
Bei manchen angeblich wissenschaftlich eruierten Trendanalysen verhält es sich ähnlich wie bei den Nostradamus-Versen: düstere Katastrophengemälde sind beliebter als die Klänge von Friedensschalmeien, Angstmache verkauft sich besser als irgendein Hoffnungsschimmer, scheinbar unlösbare Probleme geben mehr Gesprächsstoff her als konstruktive Anleitungen zu deren Lösung. So sind wir Menschen offensichtlich nun einmal.
Ein Orakel zum 21. Jahrhundert
Der Bestseller In Vorbereitung auf das 21. Jahrhundert des Historikers Paul Kennedy will die „Tendenzen des globalen Wandels (analysieren), welche unser Leben in den nächsten Jahrzehnten formen werden.“ Also ein typisches Orakelbuch, das sich allerdings nicht Einzelschicksalen, sondern der Entwicklung gleich der ganzen Erde widmet.
Der Verfasser meint darin unter anderem, daß „alle Versuche, die ökonomischen und politischen Strukturen zu harmonisieren, mit Trends zu kämpfen haben, die ... nicht nur die Beziehungen zwischen Gesellschaften, sondern vielleicht sogar die langfristige Existenz der Menschheit selbst bedrohen. ... Es ist unvorstellbar, daß die Erde eine Bevölkerung von 10 Milliarden aushalten könnte ... Weit bevor die Gesamtbevölkerung dieses Niveau erreicht, wird es irreparable Schäden an Wäldern, Wasserreserven, der Artenvielfalt von Tieren und Pflanzen gegeben haben, und viele entscheidende ökonomische Schwellen werden überschritten sein. (...) im Laufe der kommenden Jahrzehnte ist es durchaus möglich, daß die Biotech-Revolution die traditonelle Landwirtschaft redundant machen wird ... (Die Folgen der Politik internationaler Konzerne könnten) Handelskriege und soziale Unruhen auslösen. ... Existiert angesichts der Geschwindigkeit und Komplexität dieses Wandels überhaupt irgendeine soziale Gruppe, die wirklich auf das 21. Jahrhundert `vorbereitet' ist? ... Die globalen Trends scheinen also weniger Anreiz für präventives Handeln als Anlaß zur Verzweiflung zu bieten.“ (Zitiert aus dem Schlußkapitel, S.418, 420, 422, 425.)
Wenn das nicht typische Katastrophenprognosen sind, die man jedem Menschen ohne
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