Geheimprojekt Styx
die sich ihre taktische Weste locker in einer Hand haltend an die gegenüberliegende Wand gelehnt hatte.
„Sie sind der Boss, nehme ich an“, sagte sie und musterte Hendricks eingehend. Beide kannten sich kaum, Hendricks war eigentlich für Mittel- und Südamerika zuständig, während Tinto auf dem afrikanischen Kontinent operierte.
„Sieht wohl so aus.“ Hendricks nickte ihr zu. „Sputen Sie sich, je schneller wir hier loskommen, desto schneller sind wir wieder zu Hause.“
„Wenn Sie das sagen, Boss.“ Tinto folgte Hendricks, und als sie gerade das Haupthaus verlassen hatten, stieß Mangope zu ihnen. Wo er so plötzlich hergekommen war, konnte Hendricks sich nicht erklären, und wo er seine Ausrüstung her hatte, ebenfalls nicht. Hendricks war eh wenig begeistert, dass er nun, wo er doch gerade aus Kolumbien zurückgekehrt war, wieder los musste. Doch es war das letzte Mal, sagte er sich immer wieder. Sobald er wieder auf dem Weingut war, würde Frank Howell ihn direkt in die Führungsstruktur einarbeiten und schon bald wäre Hendricks der Geschäfts- und Operationsführer von SACS.
„Mister Hendricks“, sagte ein Angestellter der Firma, kam im Laufschritt zu ihnen geeilt und reichte dem designierten Geschäftsführer einen Tablet-PC, der das Dossier Pater Santiagos sowie sämtliche Informationen über die Mission enthielt. Hinzu kam digitales Kartenmaterial.
Hendricks überflog das Dossier, ebenso die Missionsinformationen. Als er, Tinto und Magope die frisch betankte Super Puma bestiegen, begann er mit dem kurzen Briefing.
„Wir werden etwa zwanzig Kilometer vom Zielgebiet abgesetzt. Näher heranfliegen ist nicht empfehlenswert, da Rebellen unterwegs sind und wir eine direkte Konfrontation vermeiden sollten. Bis zur Mission sind es also zwanzig Kilometer durch den Dschungel. Dort werden wir Pater Santiago, zehn Krankenschwestern und einen Arzt zur Landezone bringen, die noch einmal dreißig Kilometer entfernt liegt. Die Puma holt uns dann dort ab. Feindkontakte gilt es zu vermeiden, dies ist eine Rettungsmission, kein Kampfauftrag.“ Er sah in die Gesichter von Tinto und Mangope. Während Walter eine unglaubliche Ruhe und Gelassenheit ausstrahlte, war Suzanna Tinto einfach nur kalt. Kalt und distanziert und sie sah aus, als würde sie irgendjemandem gleich von einem Ohr zum anderen die Kehle aufschlitzen wollen.
„Noch irgendwelche Fragen?“
„Wann fliegen wir los?“, fragte Mangope und grinste.
„Innerhalb der nächsten fünf Minuten.“ Hendricks nahm von einem der beiden Crewmitglieder zwei Rucksäcke entgegen. Beide enthielten Energieriegel, die sie für die nächsten fünf Tage würden ernähren können; Trinksysteme, die man sich über den Rücken werfen konnte und deren Schlauch sich in die taktische Weste integrieren ließen, folgten.
Dann hoben sie ab, jeder wusste, was vor ihnen lag und jeder dachte an die Dinge, die er wiedersehen wollte. Denn dies war das, was im schlimmsten Falle den Willen stärken konnte und würde. Geld spielte keine Rolle, es nützt nichts in Mitten eines Urwaldes. Aber der Gedanke an ein Familienmitglied, einen Partner, dies waren Dinge, die jemanden zu Höchstleistungen antreiben konnten.
Während die Super Puma abhob, dachte Hendricks an Sanchez und begann im Geiste bereits ihre Hochzeit zu planen. Denn die war längst überfällig, wie er fand, und damit teilte er die Meinung seines Vaters.
Es war früher Abend, als die Super Puma in den Landeanflug ging. Inzwischen hatten sie in drei Ländern Zwischenstopps eingelegt und waren mehr als doppelt so oft aufgetankt worden. Die Maschine ging schnell in den Sinkflug, die Rotorblätter drückten das hüfthohe Gras, welches den Boden ihrer Landezone bedeckte, hinunter. Die drei Mitarbeiter von South African Consulting Service sprangen aus der Maschine heraus, obwohl sie noch nicht einmal ganz auf dem Boden aufgesetzt hatte. Hendricks warf sich den Rucksack über die Schultern, nahm einen Schluck aus dem Trinkschlauch, konsultierte seinen Kompass und setzte sich in Bewegung. Mangope und Tinto folgten wortlos, wobei Tinto das Schlusslicht bildete.
Sie kamen anfangs gut voran, da der Dschungel nicht zu dicht gewachsen war, doch es wurde von Stunde zu Stunde schlechter, bis Hendricks schließlich die Schulterstütze seines Sturmgewehrs einklappte, es am Tragegurt zur Seite schob und eine Machete zückte.
Das Vorankommen war beschwerlich, und er und Mangope wechselten sich stündlich ab, um einer
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