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Geheimprojekt Styx

Geheimprojekt Styx

Titel: Geheimprojekt Styx Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marco Bunte
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erstes Opfer hätte vermeiden können. Nad ist da bedeutend weiter, sie weiß, dass es notwendig war, zu töten. Um am Leben zu bleiben.
    Er unterdrückte ein Schlucken und küsste sie stattdessen auf die Wange.
    „Das ist das Wichtigste, wenn man solche Dinge verarbeiten will, Nad“, sagte er leise und drückte sie an sich. „Du hast richtig gehandelt. Es war die einzig richtige Entscheidung. Alles andere hätte das Leben von dir, mir, Boratto oder Burke gekostet.“ Noch während er den Satz aussprach, bemerkte er den faden Beigeschmack. Die Secret-Service-Männer waren gestorben, als sie ihn und Sanchez zu schützen versucht hatten.
    Wegen einer Sache, die ich angestoßen hatte, dachte Hendricks und verfluchte sich dafür selbst, meine Neugierde fordert immer mehr Opfer.
    Doch der rationale Teil in ihm fragte, was wohl geschehen würde, wenn niemand diesen höchst merkwürdigen Machenschaften auf den Grund ginge. Denn eines stand fest, was auch immer die Söldner und ihre Auftraggeber planten, mit einer gemütlichen Runde Kaffee hatte es wenig zu tun. Hendricks schob die Schuldgefühle, die ihn langsam aber sicher aufzufressen drohten, also weit von sich weg und redete sich ein, dass er einer großen Sache auf der Spur war und dass die bisherigen Verluste für eine gute Sache gestorben waren.
    Er ahnte allerdings nicht, dass er damit mehr als nur Recht behalten sollte.
    „Komm, Nad, wir genehmigen uns eine gemeinsame Dusche.“ Er grinste schief, musste sich aber eingestehen, dass er schon überzeugender gegrinst hatte. „Und dann hauen wir uns ins Bett, der Tag war schlimm genug.“
    „Mir wäre ein ordentlicher Drink lieber“, murmelte Sanchez, raffte sich aber dann doch etwas auf.
    „Auch das kriegen wir hin.“ Hendricks half Sanchez auf die Beine und verließ dann triefnass kurz die Dusche, um zwei Handtücher zu holen, schaffte den Weg allerdings nicht zurück. Sein Smartphone klingelte vor der Tür des Badezimmers und er entschied, den Anruf nicht aufzuschieben. Er trat also auf den Korridor hinaus und angelte sich mit einem langen Arm das Smartphone.
    „Hendricks“, meldete er sich.
    „Mister Hendricks, Minister Naidoo hier.“
    „Ah, Herr Innenminister“, grüßte Hendricks und verbarg seinen Missmut darüber, von einer seiner Lieblingsbeschäftigungen, dem gemeinsamen Duschen mit Sanchez, abgehalten zu werden. „Was kann ich für Sie tun?“
    „Nun, Mister Hendricks, die Sache ist mir ehrlich gesagt etwas unangenehm, aber...“
    „Zur Sache, Minister, ich bin auf dem Weg zu einem Meeting.“ In gewisser Weise stimmte das sogar. Hendricks lehnte sich an den Türrahmen, die linke Hand in der Hosentasche der nassen Jeans, die andere hielt das Smartphone. Er tippte mit dem Fuß die Tür an und schielte zwischen Tür und Rahmen in die Dusche und sah gerade noch den kurvenreichen – und inzwischen nackten – Körper Sanchez' wieder in die Dusche huschen. Sie warf ihm einen ihrer Blicke über die Schulter zu, der ihn eigentlich dahinschmelzen lassen sollte, doch der Anruf des Innenministers war zu wichtig. Aber dennoch brachte er ihn etwas aus dem Konzept.
    „Es kam auf der Autobahn zu einem, nun, Zwischenfall.“
    „Durchaus richtig.“
    „Sie waren darin verwickelt.“
    „Gewissermaßen, ja.“
    „Mister Hendricks... wir haben Ihnen und Ihrer Firma eine Menge Freiheiten hier gelassen, weit mehr als manchmal angebracht, aber wir haben sie Ihnen dennoch zugestanden. Aber das dort, auf der Autobahn, das ist zu viel. Der Präsident ruft stündlich an, verlangt eine Erklärung, die Polizei steht vor meiner Tür und will ebenfalls eine Erklärung und außerdem habe ich fast zwei Dutzend tote Zivilisten.“
    „Wir haben keine Zivilisten getötet, das versichere ich Ihnen“, erwiderte Hendricks rasch. Ihm gefiel nicht, in welche Richtung sich das Gespräch entwickelte und er ahnte bereits Böses.
    „Das glaube ich Ihnen, davon abgesehen wird es ein Ding der Unmöglichkeit sein, die genauen Flugbahnen der Kugeln zu rekonstruieren. Daher... selbst wenn Sie lügen sollten, könnten wir es Ihnen nicht nachweisen.“ Curtis Naidoo machte eine Pause, deren Länge durchaus die Bezeichnung „dramatische Pause“ verdiente. „Aber dennoch, Sie haben dieses Mal den Bogen überspannt.“
    „Werden Sie konkret, für politische Floskeln habe ich keine Zeit.“ Dies war Hendricks' Führungs- und Diskussionsstil. Hart, direkt, ohne Umwege und schwammige Formulierungen direkt auf den Punkt kommend.

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