Geheimprojekt Styx
Tintos.
„Hey, Suz“, sagte Mangope und setzte sich neben dem Krankenbett Tintos auf einen Stuhl mit dunkelrotem Lederpolster. Er wollte etwas Weiteres sagen, bemerkte jedoch, dass ihm die Worte im Hals stecken blieben.
Tinto drehte ein wenig den Kopf, welcher auf einem dicken Kissen lag, und verzog das Gesicht mit den feinen Narben zu einem dünnen Lächeln. „Hey, Großer.“ Sie streckte eine Hand aus, umfasste Mangopes Hand und drückte sie fest. „Ich schulde dir was.“
„Nein“, widersprach Mangope mit einem Kopfschütteln. „Du schuldest mir nichts.“
Tinto lächelte matt. „Das in dem Schulgebäude... ich habe keinen Blackout gehabt. Ich kann mich an das Geschehene erinnern.“
Mangope nickte, wobei er versuchte, seinen deutlich erhöhten Blutdruck zu unterdrücken. Nun nahte seine ganz persönliche Stunde der Wahrheit.
„Das... das ist gut.“
Sie zog sanft an Mangopes Hand und sah ihm in die Augen. Tintos Blick war etwas glasig, als Resultat der Operation und der Schmerzmittel, doch ihr Geist war völlig klar.
„Küss mich noch einmal, Walter“, wisperte sie. Es folgte eine kurze Pause, in der Mangope am liebsten im Hundertmeterlauftempo die Flucht ergriffen hätte. „Ich liebe dich.“
„Ich dich auch“, brachte Mangope noch hervor, ehe er sich über Tinto beugte und sie innig küsste, ungeachtet der Tatsache, dass sie gerade knapp dem Tode entgangen war.
Er fühlte sich wie auf einer Wolke, als würde er nun endgültig über den Dingen stehen, förmlich schweben, als wenn die Zeit für einen Augenblick stehen geblieben wäre. Es war einer der wenigen Momente in Mangopes Leben, in denen er wirklich glücklich war.
Kapitel 16 – Globale Lösungen
Die SACS hatte für die Niederlassung in London drei Etagen in einem der zentralen Bürogebäude gekauft, von einer Seite des Gebäudes aus hatte man sogar einen direkten Blick auf das Lloyd's Building, das mit seiner markanten Form überall auf der Welt wiedererkannt werden würde.
In der dritten Etage betrat Tobias Brauer gerade einen Allzweckraum, der sowohl als Büro für den Direktor, in diesem Fall Howell, als auch für Konferenzen im kleinen Rahmen genutzt werden konnte. Nun war der Verwendungszweck irgendwo dazwischen anzuordnen, da zwar Howell hier sein Quartier aufgeschlagen hatte, doch er den Raum nicht als Büro nutzen wollte und da hier in den nächsten Stunden kleine Konferenzen abgehalten werden würden.
„Sie wollten mich sprechen“, sagte Brauer, als er die schalldichte, schwere Tür schloss und sich vor dem rechteckigen Tisch mit der Glasplatte aufbaute.
Howell nickte ihm von der anderen Seite des Tisches aus müde zu. „Ja, setzen Sie sich bitte.“
Brauer kam der Anweisung schweigend nach und lehnte sich dann im Drehsessel zurück.
„Das, was ich Ihnen jetzt sagen werde, darf diesen Raum unter keinen Umständen verlassen. Verstanden? Unter keinen Umständen.“
„Verstehe, Sir.“
Howell straffte sich etwas, beugte sich vor und spürte seinen Blutdruck leicht ansteigen. „Brauer, ich habe einen Hirntumor, es gibt keine Therapie, ich habe nur noch Monate, wenn überhaupt. Das in der Tiefgarage heute... es war ein Resultat des Tumors.“ Howell legte eine Pause ein, damit Brauer Gelegenheit hatte, etwas zu erwidern. Doch der Mann aus Deutschland schwieg beharrlich, eine Eigenschaft, die Howell sehr an ihm schätzte. „Ich werde gleich einige Leute in eine Videokonferenz holen, es geht um eine, nun, heikle Sache. Aber wenn wir die Sache richtig anpacken, werden wir einen unglaublichen Gewinn erzielen. Allerdings ist meine Mitarbeit in gewisser Weise notwendig, und wenn ich wieder einen solchen....“ Howell unterbrach sich selbst, suchte nach dem passenden Wort, was ihn selbst nicht zu sehr nach einem Krüppel aussehen ließ. „...Ausfall haben sollte, müssen Sie das Kommando übernehmen.“
Brauer neigte den Kopf leicht zur Seite. „Gestatten Sie mir eine Frage, Sir.“
„Nur zu.“
„Wer weiß alles von Ihrem Tumor?“
„Nur Sie, mein Arzt und Adjutant und ich selbst. Und so sollte es auch bleiben.“
„Ihr Sohn nicht?“
Howell biss sich auf die Unterlippe und Brauer, der diese Bewegung registriert hatte, hob entschuldigend die Hände. „Verzeihung, Sir, ich wollte-“
„Nein, nein“, unterbrach Howell. „Ist schon gut. Die Frage ist berechtigt. Michael ist im Moment selbst mehr als genug eingespannt, ich wollte ihm diese Nachricht überbringen, sobald er wieder einen klaren Kopf
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