Geheimprojekt Styx
nachdenklich den Lappen in den Händen hin und her. „Walter“, begann er langsam.
Mangope hielt die Luft an.
„Hast du eine Crew?“
„Hab' rumgefragt, 'ne Crew habe ich. Der Captain wird ein Bekannter von mir, alter Seemann, hat schon auf Fregatten der französischen Marine gedient und ist dann als Captain in die Wirtschaft gegangen.“
„Will ich wissen, woher du den kennst?“
„Hast du eine Stunde Zeit?“, konterte Mangope mit einem Grinsen.
„Die Antwort kennst du. Reicht ein Scheck oder brauchst du Bargeld?“
„Ein Scheck sollte reichen.“
Hendricks nickte nur, griff in eine der beiden Beintaschen, zog ein ledernes Scheckbuch heraus, trug die Summe von fünfzehn Millionen Dollar ein, setzte seine Unterschrift darunter und reichte den Scheck wortlos an Mangope. Am Rand befand sich ein deutlich sichtbarer Fingerabdruck Hendricks, das Öl wirkte mehr als deplatziert auf einem Scheck mit fünfzehn Millionen Wert.
„Einfach so?“ Mangope war mehr als überrascht.
„Einen Frachter können wir immer gebrauchen, Walter, und wenn du auf diese Art und Weise van der Vaal zur Strecke bringen kannst, ist es die Sache allemal wert.“ Hendricks schob das Scheckbuch zurück in die Beintasche. „Davon abgesehen“, fuhr er etwas leiser fort, „wird der Verkauf des Weinguts rund einhundert Millionen Dollar Gewinn bringen. Wir haben das Geld also über.“
„Wenn du das sagst...“
„Ich bin der verdammte Geschäftsführer, also muss ich es wohl wissen.“ Hendricks verzog das Gesicht zu einem schiefen Lächeln. „Mach' uns keine Schande und bring' diesen Scheißkerl zur Strecke. Falls nicht, muss ich mich ja darum auch noch kümmern.“
„Keine Sorge, Mike“, versicherte Mangope grimmig. „Van der Vaal wird zur Strecke gebracht.“
„Erschieße ihn aber nur in Notwehr.“
„Alles eine Definitionssache“, meinte Mangope nur.
Bevor Hendricks antworten konnte, klingelte sein iPhone und er nahm das Gespräch mit einem kurzen Tippen auf das Headset an. „Hendricks.“
Mangope sah seinen Chef gespannt an, interessierte er sich doch auch ein wenig für die Dinge, die Hendricks nun als Firmenchef zu tun hatte. Es vergingen einige Sekunden, dann legte Hendricks mit einem Kopfschütteln auf.
„Dieser Typ vom Außenministerium will mich unbedingt treffen. Er hat schon viermal heute angerufen.“
„Viermal?“
„Ja.“ Hendricks winkte ab. „Ich muss nach London, Walter. Halte mich auf dem Laufenden.“
Hendricks wandte sich zum Gehen, doch Mangope hielt ihn kurz an der Schulter zurück. „Mike.“
„Ja?“
„Man kann diesen Typen vom Außenministerium nicht trauen.“
„Das weiß ich, und deshalb werde ich vorher ein paar Informationen über ihn einholen.“
„Vernünftig. Wer hat hier während deiner Abwesenheit die Zügel in der Hand?“
„Nadia, sie organisiert den Umzug.“
„Verstanden.“ Hendricks eilte davon und ließ Mangope zurück, der durchaus zufrieden mit dem Ergebnis war. Nun stand dem Vorgehen gegen Ernest van der Vaal nichts mehr im Wege.
Auf dich ist immer Verlass, Mike, dachte er, während er sich wieder auf die Kawasaki setzte, es ist gut, einen solchen Chef zu haben.
Mangope ahnte allerdings noch nicht, dass er in einem Vierteljahr bereits das Personenschutzteam von Hendricks leiten und im Zuge dieser Tätigkeit rund um den Globus reisen würde. Und noch weniger ahnte er etwas, von den massiven Veränderungen, die bereits ihre Schatten vorauswarfen.
„Ich muss nach London, Nad“, sagte Hendricks und zog die Tür zu seinem Büro, das er sich nun mit Sanchez teilte, zu. Überall standen Kisten mit Dokumenten herum, der Computer war gegen einen Laptop ersetzt worden und selbst die Gardinen waren schon abgenommen worden. „Vor seinem Tod hatte Dad offenbar mit dem britischen Außenministerium zu tun, und einer von denen will sich mit mir treffen.“
Sanchez zog eine ihrer Brauen in die Höhe. Sie sah, in einer weißen Bluse und einem schwarzen Rock, der noch im Rahmen der geschäftlich vertretbaren Kürze lag, irgendwo zwischen professionell und provokant aus. Hendricks fand sie allerdings schlicht hinreißend.
„Muss ich vorher noch was wissen?“
„Hundert Millionen Verkaufspreis für das Weingut, alles nach Katar, wenn Max anruft, grüß' ihn von mir. Er hilft uns mit seinem Containerschiff mehr als nur ein wenig.“
„Okay.“ Sanchez lehnte sich im Ledersessel zurück.
„Ich kenne diesen Blick, Nad.“
Sie schmunzelte. „Pass' auf
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