Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Geheimprojekt Styx

Geheimprojekt Styx

Titel: Geheimprojekt Styx Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marco Bunte
Vom Netzwerk:
Küchenfenster. Als es im Schlafzimmer klingelte, zuckte Sanchez zusammen. Sie blickte rasch auf die Uhr an der Wand und fragte sich, wer zu dieser Zeit wohl anrief. Mit dem Glas Wasser in der Hand ging sie langsam zurück ins Schlafzimmer und fand Hendricks, mit seinem iPhone in der Hand, leicht zitternd, auf der Bettkante sitzend vor.
    „Mike?“, fragte Sanchez vorsichtig, stellte das Wasserglas auf den Nachttisch und ging langsam um das Bett herum zu Hendricks. „Mike, was ist los?“, fragte sie erneut, da sie ihren Freund noch nie so erlebt hatte.
    „Nad.“ Hendricks' Stimme war ein Flüstern, kaum zu hören, und wäre Sanchez nicht barfuß, sondern würde Schuhe tragen, hätten ihre Schritte Hendricks' Stimme vermutlich übertönt. „Das war London...“ Er unterbrach sich selbst, zitterte unverändert und seine Stimme war brüchig, als er fortfuhr. „Dad... ist gestorben. Hirntumor.“
    Sanchez spürte, wie sich ihre Kehle zuschnürte, fast als würde man sie mit einer Garotte erwürgen. Zwar hatte sie Howell nicht so lange und gut gekannt wie Hendricks, aber dennoch war er für sie zu so etwas wie einem Vater geworden. Doch anders als bei Hendricks ging ihr der Tod Howells nicht ganz so nah und Sanchez spürte sofort, dass sie nun in der Pflicht des Tröstens und emotionalen Wiederaufbaus war.
    Sie setzte sich neben Hendricks auf die Bettkante, legte einen Arm um Hendricks und zog ihn dicht an sich heran. Ihr Gehirn raste, auf der Suche nach den passenden Worten. Sie beschloss, dass die altbekannten Floskeln „Mein Beileid“ und „Ich bedauere deinen Verlust“ mehr als unangebracht waren. Dafür war Hendricks einfach nicht der Typ. Sanchez wusste aus Jahren der Beziehung, dass man Hendricks am besten von einem Gedanken abbringen konnte, wenn man ihn mit zu lösenden Aufgaben konfrontierte.
    „Hast du dir schon Gedanken über die Hochzeit gemacht, Mike?“
    Es folgte eine kurze Pause und Sanchez' Finger, die auf Hendricks' Taille ruhten, spürten den erhöhten Puls und das leichte Beben seines Körpers ebenso wie die Anspannung.
    „Was- Nad, dafür habe ich jetzt keinen-“ Er unterbrach sich, stand auf und ging vor dem Bett langsam auf und ab. „Nad, ich muss.... ich muss... einen klaren Kopf bekommen. Ich gehe laufen.“
    „Um diese Uhrzeit?“
    „Ja.“ Hendricks ging zum Kleiderschrank und zog Jogginghose, Sportsocken und T-Shirt hervor, doch dann hielt Sanchez ihn davon ab, indem sie ihm von hinten die Arme um den Bauch legte und ihn in den Nacken küsste. Er hielt inne, genoss ihre Berührung und umfasste mit seinen Händen die ihren.
    „Mike“, flüsterte sie leise direkt in Hendricks' Ohr und legte ihr Kinn auf Hendricks' Schulter. „Ich weiß, was du gerade durchmachen musst. Ich weiß, wie es sich anfühlt. Seitdem ich mit dir zusammenlebe, wollen meine Eltern mich nicht mehr sehen, reagieren nicht auf Anrufe, E-Mails, Briefe. Glaube mir, das ist viel schlimmer, und es vergeht keine Woche, in der ich das nicht misse, die Stimmen der beiden. Aber weißt du, warum ich nicht zurückkehre, sage, es war ein Fehler, mit dir mitzugehen? Dass ich es bereue und wieder meine Bar aufmachen werde? Dafür liebe ich dich zu sehr, als dass ich das machen würde. Ich würde lügen, würde ich behaupten, es sei ein Fehler gewesen, mit dir nach Südafrika zu gehen. Und ich bin mir sicher, irgendwann werden meine Eltern dies auch erkennen. Doch bis dies so weit ist, bleibe ich hier. An deiner Seite, auf dass die Welt uns niemals überholen möge.“
    Es vergingen einige Sekunden des Schweigens, bis Hendricks schließlich erwiderte: „Das hast du wunderschön gesagt, Nad.“ Seine Stimme klang immer noch belegt und hatte auch nicht die sonst so typische Bestimmtheit, doch verglichen mit vor einigen Minuten, lagen Welten dazwischen.
    „Ich will trotzdem laufen gehen, Nad.“
    „Dann komme ich mit.“
    Hendricks verzog das Gesicht. „Um diese Uhrzeit?“
    „Du könntest überfallen werden, mein Süßer.“
    Die Antwort bestand aus einem Grunzen, was Sanchez schon mal als gutes Zeichen wertete. Sie hatte Hendricks erfolgreich auf andere Gedanken gebracht und genau das war es, was er im Moment brauchte. Sie selbst zwang sich, nicht durch Howells Tod aus der Bahn geworfen zu werden, getreu dem Motto, dass sie eine Aufgabe zu erledigen hatte, die an Wichtigkeit nicht zu übertreffen war.
     
    Es war früher Morgen, als das Smartphone auf dem Schreibtisch von Tobias Brauer klingelte. Mit einem wüsten

Weitere Kostenlose Bücher