Geheimprojekt Styx
die er sorgen muss. Und die ihn braucht.
Ich kann es einfach nicht.
Mangope schluckte den Kloß in seinem Hals herunter, schluckte einmal mehr, um das trockene Gefühl loszuwerden und sagte dann: „Ich gehe, Jack.“ Er zog seine Pistole und schraubte den Schalldämpfer wieder ab. „Ich gehe. Werde du mit deiner Familie glücklich und tue so etwas nie wieder.“ Mangope stand auf und bedachte Rutte mit einem eindringlichen Blick. „Aber wenn du das nächste Mal solche Entscheidungen treffen solltest... lass es bleiben.“
Dann verschwand Mangope, zog die Haustür hinter sich zu und ließ einen Jack Rutte zurück, der in Tränen ausbrach.
Es waren Freudentränen.
Vor der Tür schwang Mangope sich auf sein Motorrad und brauste davon. Er befand sich in einem Wechselbad der Gefühle. Er hasste Jack Rutte immer noch und machte ihn auch für den Tod Gorros verantwortlich, doch seine friedfertigere Seite hatte schließlich gesiegt.
Ich bin ein Teddy-Bär, dachte Mangope, die Kleine hat mich mit einem Teddy-Bären verglichen.
Aus einem Grund, den er nicht verstand, traf diese Bezeichnung ihn mitten ins Herz, traf einen wunden Punkt, gegen den er sich nicht wehren konnte.
Er begann seinen gesamten Hass auf Ernest van der Vaal zu projizieren, und nahm sich fest vor, bei diesem Mann keine Ausnahme zu machen. Ganz gleich, welche Familienmitglieder der Pate von Kapstadt ins Feld führte. Davon abgesehen war van der Vaal, zumindest soweit Mangope wusste, ledig und wechselte regelmäßig die Gespielin.
Ich werde dich kriegen, van der Vaal, dachte Mangope, und dann wird dir kein Anwalt, kein Geld der Welt mehr helfen.
Er beschleunigte wieder auf über einhundert Stundenkilometer und brauste zurück in Richtung Flugplatz. Es galt, die Sache mit van der Vaal rasch zu erledigen, da die vier Wochen Frist, die der Innenminister Hendricks eingeräumt hatte, längst verstrichen war.
„Dieser verfluchte Flachwichser!“, polterte Boratto und stöhnte, als Hendricks die zahllosen Blutergüsse an dessen Oberkörper abtastete. „Mike!“, rief der Brasilianer aus, wandte sich hin und her. „Zum Teufel mit dir!“
Hendricks fluchte auf Spanisch, das sich, bedingt durch die Beziehung zu Sanchez, zu einer Art zweiten Muttersprache für ihn entwickelt hatte. „Jetzt hör auf rumzuzappeln, du blödes Arschloch. Ich kann so nicht arbeiten.“
„Das tut höllisch weh, du Scheißhaufen!“
„Schnauze, Art!“
„Schnauze, Mike!“
Hendricks grinste und begann anschließend lautstark zu lachen. Lediglich Boratto sah wenig glücklich aus.
„Diagnose?“, fragte dieser dann.
„Keine Brüche. Nicht einmal etwas angebrochen. Alles bloß Blutergüsse; hattest Glück, und bist robust gebaut.“ Hendricks setzte sich in einen nahen Sessel. „Morgen wird es schlimmer sein, aber mit leichten Schmerzmitteln kriegst du das wieder hin.“
„Schmerzmittel“, brummte Boratto und schien darüber nachzudenken. „Das ist doch alles Scheiße hier.“
„Stimmt, aber wir machen jetzt nicht wegen ein paar Blutergüssen einen Rückzieher. Entweder du bist fit oder eben nicht.“ Hendricks zuckte mit den Achseln. „Davon abgesehen wirst du zweihundert Stunden Krav Maga Training machen, wenn das hier vorbei ist.“
„Das soll ein Witz sein.“
„Ich lag nicht zuckend am Boden“, erinnerte Hendricks. „Für den Durchschnittsgauner mag Jiu Jitsu ja reichen, aber eben nicht für Profis.“
„Der Typ hat ein Messer im Hals überstanden!“, verteidigte sich Boratto.
„Nur kurz. Wir diskutieren da nicht, Art, du wirst dir Barack schnappen und dir einige Kniffe zeigen lassen. Und das war eine Anordnung.“
„Ja, ja.“
Hendricks zeigte Boratto den Mittelfinger, verschwand dann aus dessen Schlafzimmer und traf Brauer im Wohnzimmer. Der Deutsche stand über drei Laptops gebeugt, auf denen er die Karten des Hafens aufgerufen hatte. Auf einem iPad in seiner Hand waren Berechnungen zu erkennen, die Hendricks nicht zuordnen konnte.
„Was ist das?“, fragte er frei heraus und spähte kurz auf den Bildschirm.
„Ich rechne grob aus, wie lange der Zoll zu den jeweiligen Docks braucht. Denn wenn die in fünf Minuten da sind, brauchen wir gar nicht erst anfangen, den Söldner-Chef zu schnappen. Uns fehlt dafür schlicht die Zeit.“
„Hmm.“
„Wenn wir die Asian Dream zu diesem Dock hier bekämen“, erklärte Brauer und wies auf den Bildschirm des mittleren Laptops. „Haben wir zwischen zehn und achtzehn Minuten. Genug Zeit
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