Geheimprojekt Styx
neugierig sein zu sehen, was Sie hier so treiben. Und bevor Sie mir drohen, mich zu töten... ich habe ein ganzes Killerkommando zwölf Flugstunden entfernt. Wenn ich nicht regelmäßig bei ihnen anrufe, machen sie sich auf den Weg und werden Sie aufspüren. Was dann passiert, können – und wollen – Sie sich nicht vorstellen.
Oh, und bevor ich es vergesse. Wir haben zu dritt fünf Ihrer Leute getötet. Mein Killerkommando ist weit über zehn Mann stark und noch fähiger als wir.“ Hendricks lächelte dünn. Mehr als die Hälfte von dem, was er gesagt hatte, war gelogen. Es gab kein Killerkommando, keine Anrufe, er hatte nicht vor, den Club zu zerlegen, und würde auch nicht die Polizei einschalten. Es war alles ein Bluff, von dem er aber wusste, dass er funktionieren würde. Denn Cheng war viel zu erpicht darauf, weiter in der Hierarchie der Triaden oben zu bleiben, als dass er den Verlust dieses Clubs riskieren würde.
Davon abgesehen sah Hendricks sich nicht als Killer. Barack ja, der hätte vermutlich die gesamte Triadenbelegschaft getötet, bloß um seine Absichten unmissverständlich klarzustellen. Doch Barack war Mitglied eines Killerkommandos gewesen, er war dafür ausgebildet worden, hatte es viele Jahre im Staatsdienst getan. Hendricks war kein Killer und würde auch nie einer werden. Er tötete nur dann, wenn es nicht anders möglich war. Und seine Ziele konnte er auch ohne weiteres, unnötiges Blutvergießen erreichen.
Durch Bluffen.
Cheng nickte langsam. „Sie haben mich überzeugt, Mister Hendricks. Es ist durchaus in meinem Interesse, Ihnen zu helfen. Immerhin haben Sie meine besten Männer ausgeschaltet. Dafür haben Sie meinen Respekt.“ Der Triadenboss lächelte. „Wenn Sie jemals Arbeit suchen-“
„Verschaffen Sie mir die Informationen und den Zugang. Sie erreichen mich in der Präsidentensuite des InterContinental.“ Hendricks ließ seine Pistole sinken. „Sagen Sie Ihren Leuten, Sie sollen uns nicht behelligen, ansonsten werden wir sie auch aus dem Verkehr ziehen müssen.“
„Ja, ich werde sie informieren.“ Cheng sah ein wenig missmutig zu dem bewusstlosen Triaden auf dem Boden seines Büros.
„Wir gehen jetzt. Und nicht vergessen: Wir haben eine Abmachung.“ Hendricks machte auf dem Absatz kehrt und verschwand, Boratto und Brauer folgten ihm.
Wer zum Henker bist du, Hendricks, fragte Cheng sich und überlegte, ob er Hendricks doch töten lassen sollte. Er dachte über die Drohung mit dem Killerkommando nach und entschied – obwohl solche Zwischenfälle eigentlich Blut verlangten – es auf sich beruhen zu lassen. Denn wenn Hendricks nur ein wenig Recht hatte, und seine Leute wirklich noch gefährlicher waren, würden sie womöglich die gesamten Operationen der Triaden in und um Hongkong herum lahmlegen, und dieses Risiko konnte und wollte Cheng nicht eingehen. Von seinem Tod ganz zu schweigen.
Er ahnte nicht einmal entfernt, dass Hendricks ihn schlicht hinters Licht geführt hatte, dass es nur ein simpler Bluff gewesen war.
Auf dem leeren Flugplatz der ehemaligen SACS stand Walter Mangope in grauer Cargo-Hose und schwarzem T-Shirt vor dem Toyota-Geländewagen und betrachtete nachdenklich den Inhalt des Kofferraums. Es war genug militärisches Equipment, um einen schweren diplomatischen Zwischenfall herbeizuführen. Doch für seine Zwecke war es genau die richtige Ausrüstung.
Mangope kochte vor Wut, da hatte auch die romantische Nacht mit Tinto, bei der sie sich quer durch das gesamte Flugzeug gearbeitet hatten, wenig ändern können. Er stand, sprichwörtlich, unmittelbar vor einem Wutanfall der seines gleichen suchte. Denn Mangope war jemand, bei dem die Trauer sehr schnell in Hass umschlug, ein Produkt seiner Zeit im Gefängnis.
Er hatte Gorro geschätzt, war der Spanier doch ein Mann gewesen, der vieles mit ihm gemein gehabt hatte. Dass er nun, durch einen Verräter, gestorben war, weckte in Mangope uralte Gefühle der Rache, gegen die er gar nicht erst ankämpfte. Er wusste sowieso, dass sie am Ende siegen würden. Dafür saßen sie zu tief. Er fragte sich, wie er wohl reagieren würde, wenn seine Schwester Victoria ermordet werden würde.
Der Mörder würde Höllenqualen erleiden, dachte er, so viel ist sicher.
Mangope erinnerte sich daran, wie Benjamin Barack einmal gesagt hatte, dass Mangope ein sehr gefährlicher Mann wäre, da er sich zu Handlungen hinreißen ließ, die aus starken Emotionen heraus entstanden. Diese Männer seien, laut Barack, viel
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