Geheimprojekt Styx
der Vaals Club rührte sich niemand.
„Suz...“, brummte Mangope. „Du musst sie da raus holen.“
„Schon dabei.“ Tinto stieg aus, rückte den Ausweis der Gaswerke an ihrem Polo-Hemd zurecht und lief quer über die Straße, gab einigen Angestellten zu verstehen, dass sie das Gebiet räumen sollten, und erreichte schließlich die schwere Doppeltür des Clubs. Sie drückte den Klingelknopf und hämmerte gegen die Tür.
Schließlich öffnete ein Mann um die 1,90 Meter mit einem kurzen Bürstenschnitt die Tür und blaffte sie an: „Was wollen Sie?“
„Hier gibt es ein Gasleck, Sie müssen sofort das Gebäude räumen.“ Tinto wies auf ihren Ausweis. „Beeilen Sie sich, es besteht Explosionsgefahr!“
Der Mann sah sie ein wenig verwirrt an, zuckte dann mit den Achseln und rief in den Club etwas hinein. Das Englisch hatte einen recht ausgeprägten europäischen Akzent, wie Tinto am Rande registrierte.
Tinto spähte kurz ins Innere und sah, wie sich dort rund zwei Dutzend Männer und ein halbes Dutzend Frauen in viel zu knappen Kleidern in Bewegung setzten. Unter den Männern befand sich auch Ernest van der Vaal. Seine blonden Haare waren deutlich zu sehen, ebenso die markanten Gesichtszüge.
Er wurde von seinen Leibwächtern hinaus geleitet und sofort in die schwarzen SUVs gebracht, die vor dem Club parkten. Sie brausten davon, ohne sich noch weiter um den Club zu kümmern. Tinto hatte zwar gesehen, wie man die Tür verschlossen hatte, doch sie vermutete, dass van der Vaal dachte, niemand würde so verrückt sein und in seinen Club einbrechen. Und erst recht nicht, wenn es ein Gasleck gab.
Sie fuhr weiter mit ihrer Rolle fort und prüfte die nähere Umgebung, ob nicht noch irgendwie ein Passant unterwegs war und von der, vermeintlichen, Evakuierung nichts mitbekommen hatte. Aus den Augenwinkeln sah sie Mangope aus dem Toyota springen und mit einem Rucksack quer über die Straße sprinten. Er erklomm rasch die Feuertreppe und verschwand dann, nachdem er mit einem speziellen Werkzeug aus Militärbeständen die Tür zur Feuertreppe aufgebrochen hatte, im Inneren des Clubs.
Mangope hatte die Gebäudepläne des Clubs, die er sich vom Bauamt beschafft hatte, eingehend studiert. Er wusste, an welchen tragenden Wänden und Säulen er Sprengsätze anbringen musste, um den Club dem Erdboden gleichzumachen. Mit seiner Glock in der rechten Hand, eilte er durch die nun menschenleeren Gänge und erreichte den Haupttanzraum, dessen Decke von sechs Säulen gehalten wurde. Er klebte jeweils ein Kilogramm C4-Plastiksprengstoff mit Klebeband an die Säulen und begann anschließend, den Rest der Etage mit Sprengstoff zu versehen. Jeder Raum wurde mit rund einem halben Kilogramm versehen, anschließend lief Mangope hinunter in den Keller. Dort brach er eine Stahltür auf und fand sich in der wahren Schaltzentrale von van der Vaals kriminellem Imperium wieder. Ein in der Wand seines Büros verbauter Safe hatte eine Tür, durch die ein Kleinwagen gepasst hätte, und Mangope vermutete, dass van der Vaal dort sein Bargeld lagerte.
Er grinste dünn und verteilte seine letzten vier Kilogramm Sprengstoff, die auf jeweils Fünfhundert- Gramm-Pakete verteilt waren.
Er hatte gerade das letzte Paket auf den Boden gelegt und den Fernzünder aktiviert, als er ein Scharren aus dem nahen, begehbaren Kleiderschrank vernahm.
Mangope hob ruckartig seine Pistole, ließ den Rucksack liegen und pirschte sich über den indischen Teppich zum Kleiderschrank. Leicht in der Hocke, legte er die Hand auf den Drehknopf und spannte sich an. Dann riss er die Tür auf, die Pistole schussbereit.
„Scheiße“, fluchte er leise, steckte seine Waffe wieder weg und ging in die Hocke. Ein paar brauner Augen sah ihn panisch an. Mangope prüfte kurz den Schrank auf eventuelle Sprengfallen, fand keine und zückte dann sein kurzes Messer, um die Kabelbinder zu durchtrennen, mit denen die junge Frau gefesselt war, bei deren Herkunft Mangope auf die Philippinen tippen würde. Vom Alter her war sie höchstens zwanzig.
Vermutlich eine Hausangestellte oder Putzfrau, dachte Mangope, die ziehen oft um die ganze Welt, um ihre Familien zu Hause zu ernähren. Schlimme Bedingungen, aber sie machen es trotzdem.
„Sssch“, machte er und legte der jungen Frau beruhigend eine Hand auf die nackte Schulter. „Ruhig, ganz ruhig. Ich tue dir nichts.“ Er sprach Englisch mit ihr, da seiner Erfahrung nach Menschen von den Philippinen meisten passables oder gutes
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