Geheimprojekt Styx
kommen“, knurrte er. „Ich bin recht gut darin. Also, reden sie lieber!“
Mills sah an Boratto vorbei zu Hendricks und sah dort nur Gleichgültigkeit. Dass sie aufgesetzt war, konnte Mills nicht wissen.
Hendricks war eigentlich ein Gegner der Folter, würde sie aber einsetzen, wenn er keine Alternativen mehr sah. Oder wenn er den Mörder von Nadia in die Finger bekam. Dann würde er ihn in kleine Millimeter-Stücke zerlegen und dabei keine Reue verspüren.
„Okay“, sagte Mills schließlich. Er atmete mehrfach ein und aus „Mein Leben ist jetzt sowieso vorbei.“
Hendricks ließ die Aussage kommentarlos im Raum stehen.
„Mister Hendricks“, fuhr Mills leise fort. „Ich werde Ihnen alles erzählen. Aber tun Sie mir anschließend den Gefallen und erschießen Sie mich. Bitte. Meine Auftraggeber würden mich sowieso töten, und ich weiß, dass Sie mir keinen Schutz gewähren wollen und werden.“
„Kurz und schmerzlos, versprochen“, antwortete Hendricks. Er hatte ein Verhalten wie das von Mills noch nie erlebt, verstand aber, warum der Söldner so handelte, wie er es tat. Vermutlich würden seine Auftraggeber ihn foltern, um herauszufinden, was er Hendricks erzählt hatte.
„Ich arbeite für einen belgischen Pharmakonzern, Rupo & Arnach Biotech. Meine Leute und ich sind für die verdeckten Operationen zuständig. Sei es, einen Wissenschaftler der Konkurrenz zu entführen, ihn zu töten oder bloß eine Forschung zu stehlen. Was immer den Profit der Firma steigern könnte, erledigen wir. Die Bezahlung ist ausgezeichnet, jeder von uns erhält vier bis sechs Millionen Dollar pro Jahr. Unsere Netzwerke sind ausgezeichnet, wir haben Kontakte bis zum US-Militär, mit denen ich aber nie zu tun hatte. Das hat immer der Sicherheitschef der Firma arrangiert. Vermutlich fragen Sie sich jetzt, warum ein Pharmakonzern ein verdecktes paramilitärisches Team braucht. Nun, die Gewinnspannen, von denen wir hier sprechen, sind zweistellige Milliardenbeträge – netto. Da macht es schon Sinn, illegale Methoden zu verwenden, wenn man dafür zwei bis sechs Milliarden mehr hat.“ Mills pausierte kurz. „Meine Männer und ich waren im Kongo, um ein neues Virus unter realen Bedingungen zu testen.
Sie glauben schließlich nicht wirklich, dass alle größeren Epidemien und Pandemien einfach von Mutter Natur kommen, oder?
Denn nicht umsonst sitzen im Ausschuss der WHO, der darüber entscheidet, ab wann ein Virus zur Pandemie erhoben wird, Vertreter aller großen Pharmakonzerne. Hier geht es um Milliarden. Und anders als Öl, sind Viren nahezu unendlich. Wenn ein extrem gefährliches Virus freigesetzt wird, steigt der Profit, denn wenn jeder achte stirbt, werden alle Menschen zum Impfen gehen. Es gibt ja einen konkreten Grund.
Doch bevor wir das Virus freisetzen konnten, musste es erprobt werden. Wir wählten also ein abgeschiedenes Dorf im Kongo, testeten das Virus dort und vernichteten anschließend sämtliche Beweise. Ungünstigerweise unterlief uns dabei ein Fehler. Wir ließen die Transportbox zurück. Zum einen, weil sie schlicht zu unhandlich war, um sie zu transportieren, und außerdem, weil wir nicht damit gerechnet hatten, dass jemand, der mit der Box etwas anfangen kann, sie findet. Die Sprengfalle war eine reine Vorsichtsmaßnahme. Dass nun ausgerechnet Sie, von einer hochgerüsteten Sicherheitsfirma, die Box fanden, war nicht beabsichtigt. Deshalb haben wir auch versucht, Sie zu töten und Ihre Ermittlungen zu stoppen. Leider ohne Erfolg. Mister Hendricks, Sie sind verdammt zäh und verstehen Ihr Handwerk. Ich muss ehrlich sagen, dass ich Sie unterschätzt habe.“
Hendricks hatte die gesamte Zeit schweigend zugehört. Seine Überraschung verbarg er hinter einer Maske der Neutralität, doch hinter der Fassade rasten tausend Fragen durch seinen Kopf. Schritt für Schritt, und mit jedem Satz, den Mills sprach, reduzierten sich die Fragen, und Hendricks setzte sich ein eigenes Bild zusammen. Schließlich lief es auf eine Frage hinaus.
„Können Sie das beweisen?“
„Ja.“
„Wie?“
„Ich weiß, wo sich das Labor befindet, in dem das Virus und das Serum entwickelt wurden.“
„Wo?“
„In der Arktis.“
Hendricks unterdrückte einen offenen Mund, Brauer sog allerdings scharf die Luft ein, und Boratto war die Verständnislosigkeit ins Gesicht geschrieben.
„Warum gerade die Arktis?“, fragte Hendricks.
„Dort ist niemand, und das Virus könnte nicht versehentlich durch einen Passanten
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