Geheimprojekt Styx
freigesetzt werden. Die paar Tiere, die da sind, meiden das Gelände. Es ist optimal.“
„Wo genau ist diese Anlage in der Arktis?“
Mills neigte den Kopf von links nach rechts. „In meinem Oberschenkel befindet sich eine winzige Speicherkarte. Auf ihr sind die Koordinaten und eine Liste der mir bekannten Kontaktleute unseres Teams. Es sind nur etwa ein Dutzend Namen - und damit nicht einmal die Spitze des Eisbergs – doch es sollte ausreichen, um mit viel Arbeit die restlichen Kontakte zu finden.“
Hendricks sah ein wenig fragend zu Boratto hinüber. „Ich werde jetzt diese Speicherkarte entfernen“, sagte er dann. „Wollen Sie ein Schmerzmittel?“
„Nein. Sie ist direkt unter der Haut, es wird leicht zu finden sein.“
Hendricks nickte nur, ließ sich ein Skalpell vom Tisch reichen und schnitt die Cargo-Hose Mills' auf. „Sagen Sie mir wo“, forderte er den Söldner auf.
„Eine Handbreit oberhalb des Knies.“
Hendricks tastete das Knie ab und Mills nickte, als er die richtige Stelle mit dem Finger gefunden hatte. Während Hendricks die Haut aufschnitt, sprach Mills scheinbar unbeirrt weiter. „Die meisten Manager der Firma wissen gar nicht, dass wir solche Dinge durchführen. Meines Wissens sind nur der Firmenchef und sein Sicherheitschef involviert. Dazu zwei leitende Wissenschaftler. Ihre Namen sind alle auf der Speicherkarte.“
„Rupo & Arnach, richtig?“, fragte Brauer und hielt Mills sein Blackberry vor das Gesicht. Er hatte die offizielle Website geöffnet.
„Ja.“
„Der Chef heißt Arnold Rupo, ein Belgier“, sagte Brauer und scrollte ein wenig nach unten. „Hmm, das offizielle Hauptquartier befindet sich ebenfalls in London, und die Familie Rupo ist seit rund achtzig Jahren immer als Geschäftsführer tätig.“
„Die Rupos halten sechzig Prozent der Aktien. Außerdem haben wir auf jedem Kontinent ein regionales Hauptquartier“, erklärte Mills und verzog kurz das Gesicht, als Hendricks die Speicherkarte aus seinem Oberschenkel holte. „Rupo wohnt in der Schweiz und leitet den Konzern meist von seiner Villa aus.“
Hendricks warf die Speicherkarte, die in einem dünnen Gummigewand steckte, zu Brauer herüber, der sogleich einen Tablet-PC mit passendem Adapter holte. Er las die Daten aus und nickte schließlich. „Ja, hier ist alles, was wir brauchen.“ Brauer las weiter. „Projekt Styx?“
„Nach dem Fluss in der griechischen Unterwelt“, brummte Mills bloß. „So wurde das Projekt genannt.“
„Mills“, sagte Hendricks dann. „Womit müssen wir in der Forschungsanlage in der Arktis rechnen?“
Der Söldner neigte den Kopf ein wenig zur Seite. Er schien sich mit seinem Tod abgefunden zu haben und wollte wohl nun, in den letzten Minuten seines Lebens, sein Gewissen reinwaschen. „Ich habe zwei Dutzend Männer unter meinem Kommando gehabt. Die Hälfte ist zur Arktis aufgebrochen, um dort das Befüllen der Viren-Behälter zu überwachen, die andere Hälfte haben Sie mehr oder weniger alle getötet. Zusätzlich sind in der Arktis etwa ein weiteres Dutzend Sicherheitskräfte und drei Dutzend Forscher und etwa acht Techniker, die die Anlage instand halten. Ferner empfehle ich, per Motorschlitten anzurücken, da alles andere sonst von der Radaranlage registriert werden würde.“
Hendricks nickte langsam und wischte sich die Hände an einem Tuch ab. „War das alles?“
Mills nickte nur. „Das Virus soll in etwa drei Wochen in allen Millionen-Städten freigesetzt werden. Ansonsten war das alles. Die restlichen Informationen sind auf der Speicherkarte, die als mein langer Arm gedacht ist, sollte ich einmal bei einer der verdeckten Operationen mein Leben lassen. So würden die Behörden erfahren, für wen ich gearbeitet habe.“ Er lächelte dünn. „Sie sind zwar keine Behörde, aber bei Ihnen sind die Informationen ebenfalls gut aufgehoben.“
„Möge Gott Ihnen vergeben“, flüsterte Hendricks, nahm eine schallgedämpfte Pistole vom Tisch und richtete sie auf die Stirn Mills'.
„Ich habe meine Buße getan“, wisperte der Söldner und schloss die Augen. Hendricks drückte ab und hatte dabei ebenfalls die Augen geschlossen. Er hatte sich zwar im Laufe seiner Zeit als operative Kraft damit abgefunden, hin und wieder jemanden töten zu müssen, doch jemandem dabei in die Augen zu sehen, war immer eine ganz andere Angelegenheit.
„Himmel“, sagte Boratto langsam, für ihn recht untypisch. „Wenn das alles stimmt, was Mills gerade gesagt hat...“
„Es
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