Geheimprojekt Styx
dann auf den Schützen auf dem Balkon, der wohl in Deckung gegangen war und hoffte Mangope aus dem Hinterhalt töten zu können. Mangope schaltete das Gewehr auf Automatikmodus und entleerte etwa die Hälfte des Magazins. Der Schütze wurde, völlig überrascht, dass Mangope noch am Leben war, von etwa einem Dutzend Kugeln zerrissen und brach tot auf dem Balkon zusammen, der inzwischen wie ein Schlachthaus aussah.
Mangope trat über die drei Toten vor dem Hauseingang hinweg und versetzte der halb geöffneten Tür einen Tritt, der ihn einiges an Anstrengung kostete.
Im Inneren traf er auf zwei weitere Schützen, die mit Schrotflinten bewaffnet waren und ihn sofort unter Beschuss nahmen. Ohne Deckungsmöglichkeiten, blieb ihm nichts anderes übrig, als auf die Qualität der Körperpanzerung zu vertrauen. Die ersten vier Schuss trafen ihn mitten auf die Brust, pressten ihm die Luft aus der Lunge, doch dann erwiderte Mangope mit dem 40mm Granatwerfer das Feuer. Auf der anderen Seite der Eingangslobby wurden die beiden Männer in Stücke gerissen, Mangope nahm im Helm einige tiefe Atemzüge und lud dann etwas träge den Granatwerfer nach. Er hatte sich den Bauplan der Villa eingeprägt, den sie vom Bauamt geholt hatten, selbst wenn es nicht legal und recht kostspielig gewesen war. Daher wusste Mangope genau, dass er sich von der Lobby aus nach rechts wenden musste, um zu dem Privatbereich van der Vaals zu kommen, der linke Teil der Villa war für Gäste reserviert. Er stapfte also los, das Sturmgewehr schussbereit, und baute sich neben der Glastür auf, in die eine schwarze Folie eingebaut worden war, damit man nicht durch sie hindurch sehen konnte.
Mangope meinte auf der anderen Seite der Tür etwas gehört zu haben und entschied sich für eine radikalere Art und Weise, den Raum zu sichern. Er zückte eine Handgranate, zog den Stift erneut mit dem kleinen Haken an seiner Weste heraus und öffnete dann halb die Glastür. Anschließend schleuderte er die Granate hinein und drückte sich an die Wand neben ihr.
Dann detonierte die Granate, zerfetzte die Tür, und Mangope machte sich bereit, ins Innere des Privatflügels zu stürmen, entschlossen, die Sache ein für alle Male zu beenden.
Es war etwa kurz vor zwölf Uhr Ortszeit, als Hendricks, ein wenig mitgenommen von der vergangenen Nacht, aus seinem Schlafzimmer kam und sich mit zwei Fingern die Stirn rieb. Er hatte, nachdem sie wieder im Hotel gewesen waren, etwa ein halbes Dutzend Mojito getrunken und war dann ins Bett gefallen. Nun merkte er die Nachwirkungen der Mojito ein wenig, aber auch des Einsatzes.
„Scheiße“, brummte er leise zu sich selbst. Auf der anderen Seite des Hauptraumes wurde eine Tür geöffnet, und Brauer erschien, wohl gerade aus der Dusche kommend, da er ein Handtuch um die Hüften geschlungen hatte und seine Haare nass waren und tropften. Die Platzwunde an seinem Kopf war inzwischen kaum noch sichtbar, und Hendricks fragte sich, was er wohl dagegen gemacht hatte.
„Harte Nacht?“, fragte Brauer bloß mit dem Ansatz eines dünnen Lächelns.
„Frag nicht.“ Hendricks sah an sich herunter und kratzte sich dann am Kinn, das inzwischen von einem immer dichter werdenden Bart bedeckt war. Dann setzte er sich schweigend und nachdenklich auf einen der Sessel, bekleidet nur mit seinen schwarzen Boxershorts und seine Taucheruhr, die er nicht mehr abgenommen hatte. „Ich habe nachgedacht“, begann er dann und sah zu Brauer hinüber, der misstrauisch den Inhalt einer Kaffeekanne musterte, die wohl noch von gestern übergeblieben war.
„Über die Dinge, die wir gestern erfahren haben?“, fragte Brauer nach, mehr rhetorisch, doch das spielte keine Rolle.
„Ja. So gern ich die Informationen auch veröffentlichen würde, das Chaos, das dann ausbrechen würde, ist unverantwortlich. Und nicht absehbar. Nein, wir werden diese Sache im Untergrund erledigen.“
„Also die Verantwortlichen töten, damit so etwas nicht wieder vorkommt?“
Hendricks schüttelte den Kopf. „Ein Konzern ist wie eine Hydra. Schlägt man einen Kopf ab, wachsen zwei neue nach. Nein, wir müssen den Konzern zerschlagen.“
„Wie soll das denn bitte gehen?“
Hendricks grinste dünn. Er fragte sich, ob seine Idee bloß ein Resultat des Alkohols war oder ob sie tatsächlich praxistauglich war. Doch er kam nicht dazu, sie Brauer zu unterbreiten. Ein wüster Aufschrei Borattos zog ihre Aufmerksamkeit auf sich. Sie sahen sich einen Sekundenbruchteil lang an, dann
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