Geheimprojekt Styx
seine Stiefel, Brauer tat es ihm gleich. Anschließend reichte Andersen ihnen jeweils noch einen Griff, der durch ein robustes Nylonseil am Schlitten befestigt war.
„Ein wenig wie Wasserski“, sagte er und gab den Hunden einen kurzen Befehl. Sowohl Hendricks als auch Brauer hatten gerade noch genug Zeit, die Griffe fest zu umfassen, dann schossen sie auch schon in das weiße Chaos hinein.
Kapitel 26 – Arktis
In Nassau schlief Artur Boratto diese Nacht noch unruhiger als sonst üblich – was schon etwas bedeuten sollte, da der Brasilianer sonst doch mehr wach war, als dass er schlief. Diese Nacht allerdings gelang es Boratto nicht, auf dem Sessel hinter der Tür einzuschlafen. Zum einen lag es an den Schmerzen, die sich seit dem Flug noch verstärkt hatten, da die Blutergüsse erst jetzt ihre maximale Größe erreicht hatten, zum anderen an der, seiner Meinung nach, akuten Bedrohungslage durch die Männer des Kredithais. Er stand also wieder auf, schob noch einen Holster für Pistolenmagazine zwischen Gürtel und Hosenbund und setzte sich dann ins Wohnzimmer, von wo aus er einen Großteil der Zimmertüren im Auge behalten konnte.
Seine Beretta lag neben ihm auf dem Wohnzimmertisch und Boratto rieb sich die Augen. Er war zwar müde, schlief aber dennoch nicht ein. Mit den Gedanken bei seiner Vergangenheit in den Favelas, registrierte er Nadia Sanchez erst, als sie sich ihm gegenüber auf den Stuhl fallen ließ. Er zuckte zusammen und packte die Beretta, Sanchez hob lediglich langsam die Hände zur Hälfte.
„Ruhig, Artur, ruhig“, sagte sie leise, um nicht den Rest des Hauses zu wecken. Sanchez, die nur ihre knappe Unterwäsche von Victoria's Secret trug, stützte sich auf der Tischplatte ab, die angenehm kühl war. Sie musterte Boratto und blieb mit den Augen auf seinem Brustkorb hängen, der eine seltsame Mischung aus Blau, Schwarz und Dunkelrot war.
„Übler Ausgang einer Schlägerei?“
Boratto grummelte etwas. „In gewisser Weise schon, ja.“
„War es die in Hongkong? Mit den Triaden?“
„Ja.“
Sanchez ließ den Hauch eines Lächelns auf ihrem Gesicht erscheinen. „Artur“, begann sie dann. „Es war schlicht Pech. So etwas passiert auch den besten.“
„Schwachsinn. Ich war schlicht zu unfähig. Wenn Mike nicht eingegriffen hätte, würdest du jetzt auf meiner Beerdigung stehen.“
Sanchez zog ein wenig ratlos die Braue hoch, Boratto war eines der besten Mitglieder der operativen Abteilung und sie kannte ihn seit Jahren. Er hatte Dinge erlebt, die andere Männer aufgezehrt hätten, war mehrfach durch die Hölle und wieder zurück gegangen und hatte mit Hendricks Dutzende Familien wieder vereint. Kurzum, Boratto war mehr als fähig. Doch jeder Mensch hatte seine Grenzen. Und Artur Boratto waren seine schmerzlich aufgezeigt worden.
„Artur“, sagte Sanchez mit fester Stimme, die sich vornahm, nun eine andere Strategie zu verwenden. „Wenn du es nicht schaffst, einen Triaden zu besiegen, dann hast du irgendwie deine Prioritäten falsch gesetzt. Dein Jiu Jitsu mag ja am Boden extrem effektiv sein, aber es legen sich halt nicht alle freiwillig hin.“
Boratto zog die Braue hoch. „Das hat Mike mir auch gesagt. Er hat mich zum Krav Maga Training verdonnert. Zweihundert Stunden!“
„Na und? Fünf Stunden pro Tag, dann bist du in gut einem Monat mit der Sache durch. Und helfen wird es dir allemal.“
Boratto schüttelte bloß den Kopf. „Nadia“, begann er dann langsam und Sanchez bemerkte, dass er etwas vorsichtiger war als noch vor einem Jahr. Immerhin war sie nun seine Chefin. Und allein der Umstand, dass sie halbnackt hier saß, war schon etwas skurril. „Du siehst auch immer nur eine Seite der Medaille, oder?“
„Ich sehe die Seite, die Sinn macht, betrachtet zu werden, Artur. Das ist ein großer Unterschied. Ich war auch nicht begeistert, als Mike mir eröffnet hat, dass ich ein Training bekomme. Geflucht habe ich die ersten Wochen, ohne Unterlass. Mike hat sich das alles angehört, er hat nie mit mir gestritten und nach knapp einem Monat, habe ich dann erkannt, warum er das alles gemacht hat. Damit ich nicht entführt, vergewaltigt oder sonst was werde.“ Sie wies mit dem Finger auf Boratto. „Also, kneif deine Arschbacken zusammen und mach diesen Scheiß-Kurs!“ Sie unterstrich ihre Entschlossenheit mit einem lauten Tippen des Zeigefingers auf die Tischplatte. „Das war eine Anordnung deiner Chefin.“ Sie grinste schelmisch, und auch wenn es ein warmes
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