Geheimprojekt Styx
den Lärm des Helikopters hinweg.
„Sehr hilfreich, ich habe schon fast 'nen Krampf in der Hand.“
Brauer grinste bloß dünn. Dann setzte der Pilot langsam zur Landung an, die Maschine wurde immer wieder von starken Seitenwinden erfasst und durchgeschüttelt, was die Hunde in eine gewisse Nervosität versetzte. Der Leithund zu Hendricks' Füßen winselte und rückte noch näher an ihn heran, den Kopf dieses Mal wachsam erhoben. Er drehte sich etwas und sah Hendricks an, fast als wollte er fragen, ob alles gut werden würde.
Dann schließlich ruckelte es einmal kräftig und sie waren gelandet. Die drei Norweger machten sich sofort daran die Ausrüstung zu entladen, während Hendricks und Brauer Andersen mit den Schlitten und Hunden halfen. Der Leithund, mit dem Hendricks den Flug über Bekanntschaft gemacht hatte, lief mehrfach um dessen Beine herum, bellte einmal kurz und gesellte sich dann zu den anderen Hunden.
Andersen klopfte Hendricks kurz auf die Schulter, um dessen Aufmerksamkeit zu bekommen. „Einer meiner drei Leithunde, vermutlich sogar der beste. Pass auf, er ist ziemlich dickköpfig. Verwöhne ihn also nicht zu sehr.“
Hendricks schüttelte unmerklich den Kopf. Der Hinweis kam zu spät. „Wie heißt er denn?“
„Benny, als Anlehnung an Benjamin Franklin. Schon damals wusste ich, dass er ein ausgezeichneter Leithund werden wird – vergleichbar mit Franklin, bloß in anderen Maßen.“
„Okay, dann werde ich mal sehen, wie dickköpfig er tatsächlich ist.“
Andersen nickte nur und anschließend luden die Männer die Schlitten aus, fuhren sie zur kleinen Behausung, die ihnen für eine Nacht Obdach gewähren würde, und halfen anschließend den Norwegern, die eigentliche Ausrüstung ins Gebäude zu tragen. Hendricks waren die Temperaturen, knapp zwanzig Grad minus, in Kombination mit dem eisigen Wind mehr als unangenehm. Er fror zwar nicht, doch dass ihm warm war, konnte er auch nicht behaupten. Als sie schließlich die letzte Kiste mit Munition hineingebracht hatten und Andersen sich um die Hunde kümmerte, war Hendricks heilfroh, nicht wieder hinaus in die Kälte zu müssen. Doch seine Freude sollte einen jähen Dämpfer erhalten.
„Wo willst du denn hin?“, fragte Hendricks Saxegaard, der, bloß in seine Winterhose und einen dicken Pullover gekleidet, an der Tür stand.
„Nach draußen, ein Gefühl für die Witterung bekommen.“
„In den paar Klamotten?“
„Ich bade jeden Morgen im Eis, sofern wir denn Eis haben“, sagte Saxegaard bloß. „Eine halbe Stunde, zum Wachwerden.“
Hendricks schaffte es nur mit Mühe, zu verhindern, dass sein Mund offen stand, er fing sich wieder und zeigte Saxegaard den Vogel. „Ihr spinnt doch alle, ihr Norweger.“
Der lachte bloß, nahm es mit Humor und verschwand dann aus dem kleinen Haus, das mehr ein Container mit Anbauten war denn ein Haus. Hendricks rollte seinen dicken Daunen-Schlafsack auf der Matratze des zweietagigen Bettes aus und begann aus seiner Winterkleidung zu schlüpfen. Und obwohl es erst zehn Uhr am Abend war, würden alle Männer bald schlafen gehen. Immerhin wollten sie um sechs Uhr aufbrechen; das bedeutete, dass sie um fünf aufstehen und die Schlitten beladen würden.
Ein kalter Luftzug verkündete, dass jemand gerade entweder den Raum betrat oder verließ, in diesem Falle waren es Ragnarsson und Prestud, die von draußen kamen.
„Hier sind bloß drei Biologen, die irgendwelche Mikroorganismen erforschen wollen“, brummte Prestud und ließ sich auf einem alten Klappstuhl nieder. Der Stuhl ächzte ein wenig, hielt aber. „Wir haben uns vorgestellt als Abenteuergruppe aus England. Der eine von denen kommt aus Chile, der andere aus Deutschland und der letzte aus Spanien. Ich frage mich zwar, was die hier rauf verschlagen hat, aber sie werden uns nicht stören. Die sind so tief in ihre Organismen vertieft, die würden vermutlich den Beginn des dritten Weltkrieges verpennen.“
„Also optimal“, schloss Hendricks und streckte sich auf seinem Bett aus.
„Genau“, erwiderte Prestud. „Die müssen nicht wissen, dass wir keine Abenteuergruppe sind.“
Ragnarsson warf einen Rucksack auf das Bett oberhalb Hendricks' und kletterte dann die Leiter des Stahlrahmens hinauf. Das gesamte Gebilde ächzte furchtbar und Hendricks wurde sichtlich nervös.
„Knut!“, rief er aus. „Du schläfst unten! Das Ding kracht mir sonst noch auf den Kopf.“
Der Kopf Ragnarssons spähte kopfüber zu Hendricks hinunter.
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