Geheimprojekt Styx
aus deinem Mund, unglaublich.“
„Ich muss wieder, Nad. Die Jungs sehen schon alle erwartungsvoll zu mir herüber.“
„Pass auf dich auf, Mike. Oh, und bring mir was Schönes mit.“
„Ich gebe mein Bestes, Miss Sanchez.“
„Auf bald, Mister Hendricks.“ Sanchez legte auf und Hendricks lächelte dünn, was Brauer keineswegs entging. Die drei Norweger waren allerdings in einen hitzigen Streit verwickelt, wobei Ragnarsson halb aufgestanden war und wild gestikulierte. Brauer setzte sich zu Hendricks und lehnte sich etwas nach vorne über den Tisch. „Knut leidet an einer Posttraumatischen Belastungsstörung. Die ist zwar nur leicht, aber er tickt immer mal wieder völlig aus. Aber keine Sorge, er tut niemandem etwas, zumindest keinem Menschen. Gegenstände mussten allerdings schon öfter herhalten-“ Es schepperte auf dem Tisch zwischen den Norwegern, und Brauer zuckte nur mit den Achseln. „Er heißt nicht umsonst Rage.“
„Wie auch immer“, gab Hendricks zurück, stand auf und blieb vor den drei Männern stehen. Auf Englisch sagte er ruhig, aber laut genug, um sich Gehör zu verschaffen: „Kriegt euch wieder ein, ja? Wir haben wichtigere Dinge zu erledigen. Und Knut, das Glas hat fünfhundert Dollar gekostet.“
Ragnarsson sah zu Hendricks hinunter und schien sich langsam aber sicher wieder zu beruhigen. „Wenn du willst“, sagte er langsam, bewusst langsam, wie Hendricks bemerkte, auf Englisch. „Zahle ich ein neues.“
„Papalapap. Ich kann mit den Dingern einen Laden aufmachen. Es war rein zur Information.“ Hendricks verschränkte die Arme vor der Brust, wobei ihm der Pullover mit den unterschiedlichen grauen Querstreifen immer noch nicht so recht zusagte. „Und jetzt gehen wir die Grobplanung durch.“
Es war am frühen Abend, als die Gulfstream auf einer frisch geräumten Landebahn im Norden Grönlands auf dem Boden aufsetzte. Der Pilot vollführte dabei ein wahres Glanzstück, war die Landebahn doch an einigen Stellen immer noch etwas vereist. Als sie schließlich, etwa dreißig Meter vor dem Ende der Landebahn, zum Stehen kamen, warf Hendricks, die Winterjacke bereits in der Hand, einen skeptischen Blick auf das Thermometer und kam zu dem Ergebnis, dass ihm die warmen Regionen der Welt eindeutig mehr zusagten. Zehn Grad unter null empfand er als unangenehm.
Noch mit der dicken Wollmütze ringend, trat er hinaus auf die Landebahn und vernahm bereits ein lautes Heulen, welches er zuerst auf den starken Wind zurückführte, doch bald eines Besseren belehrt wurde.
„Das“, erklärte Brauer mit einem gewissen Stolz in der Stimme und wies mit einem kurzen Handzeichen auf die Gestalt, die mit dicker Mütze, Skibrille und schwerer Winterkleidung auf sie zukam. „Ist Nis Andersen. Wenn uns jemand durch die Arktis bringen kann, dann er.“
„Warum gerade er?“
„Nis hat einige Jahre die Sirius-Patrouille geleitet. Das sind dänische Soldaten, die mit Schlittenhunden und Skiern auf Grönland patrouillieren. Er hat auch Trainingsmissionen in der Arktis absolviert und kennt die wirklich kalten Regionen wie kein zweiter. Zumindest niemand, den ich kennen würde“, erklärte Brauer. „Nis war es auch, der mich von den Schneemobilen weg hin zu den Schlittenhunden gebracht hat, damals, zu meiner aktiven Zeit. Schlittenhunde sind einfach zuverlässiger als Schneemobile.“ Er setzte sich seine eigene Skibrille auf, da nun frischer Schnee fiel und durch den starken Wind aufgewirbelt wurde. „Selbst heute noch“, fügte er dann hinzu.
„Da habe ich anderes gehört“, brummte Hendricks bloß.
„Ist am Ende eine Glaubensfrage, Mike“, erwiderte Brauer.
Andersen, oder zumindest die Gestalt, die Brauer als Andersen vorgestellt hatte, traf etwa fünfzig Meter von der Gulfstream entfernt auf Hendricks und Brauer. Der Däne nahm die Skibrille ab und zog das dicke Halstuch etwas hinunter.
„Nis Andersen“, stellte er sich vor, die behandschuhte Hand zum Gruß ausgestreckt. Hendricks packte sie, beide Männer schüttelten sich einmal kurz und kräftig die Hände und Hendricks sagte: „Michael Hendricks.“
„Ja, Tobias hat mir bereits erzählt, wer Sie sind und was Sie wollen.“
Hendricks nickte, selbst wenn es kaum sichtbar war, wegen seiner Winterkleidung, die die Konturen mehr als verschleierte. Er schwor sich, auf andere Formen der nonverbalen Bestätigung zurückzugreifen.
„Wie viel hat er Ihnen denn erzählt?“, fragte Hendricks dann.
„Genug, um mich dazu zu
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