Geheimprojekt Styx
„Nervös?“
„Ja, verdammt!“
Ragnarsson lachte und schwang sich wieder hinunter, warf den Rucksack quer durch das Zimmer, wo er dann auf einem anderen Bett landete. Prestud zuckte bloß mit den Achseln und warf seinen eigenen Rucksack auf das Bett über Hendricks.
Der hatte inzwischen einige Gegenstände ausgepackt. Abgesehen von einem Schokoladenriegel und einem Duschhandtuch, das er als Kopfkissen verwendete, hatte Hendricks auch seine Pistole vom Typ HK USP Compact .45 samt Holster und drei Ersatzmagazinen neben sich gelegt. Während die Ersatzmagazine lediglich neben das Handtuch kamen, legte er die Pistole zu sich in den Schlafsack. Interessanterweise taten es die anderen Männer auch, selbst Saxegaard, der etwa fünf Minuten später zurückkam. Jeder legte sich eine Pistole mit in den Schlafsack. Hendricks grinste bloß dünn vor sich hin und sah sich wieder einmal in der Annahme bestätigt, dass er mehr oder weniger in der gleichen Branche tätig war wie seine Mitstreiter. Denn eine gewisse Paranoia, die besonders im Zielgebiet zunahm, besaßen sie alle.
Saxegaard kroch in seinen Schlafsack und fragte in die Runde: „Will noch jemand sich abschminken? Nein? Gut, dann mache ich jetzt das Licht aus. Gute Nacht.“
Fünf Männerstimmen sagten der Reihe nach: „Gute Nacht.“ Und anschließend verrenkte Saxegaard sich etwas, um den Lichtschalter neben seinem Bett zu erreichen. Mit einem Mal war das Zimmer stockfinster, Hendricks, dem immer noch etwas kalt war, rollte sich in seinem Schlafsack zusammen und schloss die Augen.
Es sollte eine recht kurze Nacht werden.
Denn etwa zehn Minuten später begann Ragnarsson zu schnarchen, mit einer Lautstärke, die einem Küchengerät entsprach. Hendricks spürte, wie sein Blutdruck stieg, er wurde aggressiv.
„Mike“, flüsterte Brauer von der anderen Seite des Zimmers.
„Was?“
„Der Lärm macht mich rasend.“
„Mich auch.“
Brauer stöhnte deutlich hörbar, es raschelte etwas – vermutlich der Schlafsack – und anschließend ein Fluchen auf Deutsch. Es bestand kein Zweifel, es war Brauer, der da seinem Ärger Luft machte.
„Ich schlafe bei den Hunden“, verkündete der Deutsche dann, schwang sich aus dem Bett, was ihn mit einem Quietschen verabschiedete, schaltete das Licht ein und schlüpfte in seiner Kleidung. Er setzte sich Sturmhaube und dicke Wollmütze auf, zog sich den Kragen bis über die Ohren und anschließend die Kapuze darüber. Er brummte etwas Unverständliches und verschwand dann aus dem Zimmer, den Schlafsack über den Armen und gekleidet für Temperaturen weit unter minus fünfunddreißig Grad; das Licht schaltete er allerdings noch aus. Hendricks sah bloß fassungslos hinter Brauer her und anschließend zu den tiefschlafenden Norwegern.
Er kam zu dem Ergebnis, dass er doch lieber mit Sanchez ein Schlafzimmer teilte, wobei das Argument, dass sie nicht schnarchte, völlig nebensächlich war.
Sechs Stunden später, und nach Hendricks' Ansicht gerade einmal einer Stunde Schlaf, klingelten drei Wecker gleichzeitig und rissen die fünf Männer aus dem Reich der Träume. Saxegaard rollte sich gekonnt aus dem Schlafsack und absolvierte gleich die ersten sechzig Liegestütze, Ragnarsson, Prestud und Hendricks ließen es bedeutend ruhiger angehen.
„Wo ist Brauer?“, fragte Saxegaard mit einem Blick auf das leere Bett.
„Er hat Knuts Schnarchen nicht ertragen und ist zu den Hunden gegangen.“ Hendricks zuckte mit den Achseln. „Er muss es ja selbst wissen.“
Saxegaard eilte zur Tür und trat, in langer Unterhose, Stiefeln und Sport-T-Shirt, in die Kälte hinaus. „Poseidon!“, hörte Hendricks ihn rufen. „Poseidon!“
„Was?“, kam die etwas verschlafene und leicht gereizte Antwort.
„Offenbar ist er nicht erfroren“, witzelte Ragnarsson. Niemand lachte, doch der große Norweger grinste munter vor sich hin und sah zur Tür, als diese erneut geöffnet wurde. Saxegaard kam herein, dicht gefolgt von Brauer.
„Gut geschlafen?“, fragte Ragnarsson.
„Die Hunde haben mich abgeschleckt und einer hat die Nacht über auf meine Jacke gesabbert, ansonsten geht es mir prima. Ich habe bloß Hunger.“ Er ging an Ragnarsson vorbei und rempelte ihn bewusst an. „Oh, sorry.“ Brauer drehte sich nicht um, sondern zog seine Jacke aus und rieb sich die Hände, die bis eben in Handschuhen gesteckt hatten. Den Schlafsack legte er neben das Bett auf den Boden, anschließend half er Prestud dabei, die Einmannpakete zu
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