Geheimprojekt Styx
Dschungel im Zuge einer langen Ausbildung beigebracht. Er sah kurz über die Schulter, und die Mimik Mangopes sprach Bände. Auch ihm war aufgefallen, dass Santiago mehr war, als er zu sein vorgab.
Doch zuerst mussten sie hier lebend herauskommen, erst dann würde Hendricks mit Santiago ein klärendes Gespräch führen.
In Südafrika schloss Nadia Sanchez gerade die Bar ab und ging gemütlichen Schrittes in Richtung Haupthaus, als der schwarze Mercedes Viano, begleitet von zwei ebenfalls schwarzen Range Rovern, Richtung Haupttor fuhr.
Merkwürdig, dachte sie, wo will Howell denn um diese Uhrzeit noch hin?
Doch da Sanchez die manchmal seltsam anmutenden Gewohnheiten Howells kannte, dachte sie sich nichts weiter dabei. Sie erreichte das Haupthaus, öffnete die Tür und trat hinein in die kühle Eingangshalle. Neben ihr regte sich etwas und Sanchez sah über die Schulter.
Ein Mitarbeiter der SACS senkte gerade seine halbautomatische Schrotflinte und nickte ihr zu. Vor acht Jahren hätte Sanchez sich noch erschrocken, doch inzwischen gehörten Männer und Frauen, die bewaffnet unterwegs waren und sie dezent begleiteten, zur Tagesordnung. Da sie die Lebensgefährtin des designierten Firmenchefs war, begleiteten zwei Mitarbeiter der SACS sie immer und überall hin, die einzige Ausnahme stellte das Weingut dar, hier wurde sie nicht direkt geschützt. Dass man den Bereichen, in denen Sanchez unterwegs war, in der Überwachungszentrale stets erhöhte Aufmerksamkeit schenkte, war eine andere Sache.
Sie trat in den gemeinsamen Wohnbereich ein, ließ sich auf das nächstbeste Sofa fallen und starrte schon halb eingeschlafen die Decke an, welche mit Tropenholz verkleidet war. Unzufrieden mit Hendricks' Abwesenheit und allgemein in einem Gefühlstief, stapfte Sanchez quer durch das große Wohnzimmer hin zur Minibar. Sie suchte einen Scotch Jahrgang '90 aus und kehrte samt Glas zurück zur Coach.
Sanchez versenkte zwei Eiswürfel im Glas und ertränkte sie anschließend mit Scotch. Sie sinnierte über ihre Jugend auf den Bahamas, wie sie Hendricks kennen gelernt hatte und wie schnell es geschehen war, dass sie ihm nach Südafrika folgte.
Ein Klopfen an der Tür riss sie aus ihren nostalgischen Gedanken.
Sie nahm einen kräftigen Schluck aus dem Glas und wartete darauf, dass der Besucher eintrat.
Die schalldichte Tür wurde geöffnet und einer von Sanchez Personenschützern, Jan van der Buurt, stand im Rahmen. „Ma'am“, begann er und blieb in der Tür stehen. „Wir haben etwas von Mister Hendricks gehört. Offenbar steckt sein Team in argen Schwierigkeiten.“
Da Sanchez nicht mehr ganz nüchtern und ihr Magen schon recht leer war, brauchte die Information einige Sekundenbruchteile, bis sie ihr Gehirn erreichte und dort verarbeitet wurde. Dann aber fraßen sich Sorgenfalten in ihre sonst faltenfreie Stirn und sie sah van der Buurt an. „Wie schlimm ist es?“
„Sie haben sich seit zwei Stunden nicht mehr gemeldet. Das würden sie nicht machen, wenn sie nicht in Schwierigkeiten wären.“
„Scheiße!“, fluchte Sanchez wüst und fügte noch einige Flüche auf Spanisch hinzu, wobei sie in ihren Jugendslang zurückfiel, den man selbst nach Jahren des Spanischsprechens nur schwer verstehen konnte. Van der Buurt sah sie hilflos an.
„Wo ist Howell?“
„Nun, der Chef ist nach Kapstadt gefahren.“
„Sein Sohn wird vielleicht erschossen und er fährt nach Kapstadt?“, polterte Sanchez los und knallte ihr Glas auf den Couchtisch. „Was will er da überhaupt um diese Uhrzeit?“
„Ma'am, ich weiß es nicht.“
„Dann bringen Sie es in Erfahrung, Sie Nichtsnutz!“ Sanchez gestikulierte wild und van der Buurt entfernte sich. Die Tür war noch nicht einmal ganz geschlossen, da liefen ihr die ersten Tränen die Wangen hinunter und verwischten ihre Schminke.
Schluchzend griff Sanchez nach der ganzen Scotchflasche.
Sie sollte diese Nacht noch leer werden.
Der Anruf erreichte Frank Howell, als er sich gerade auf der Autobahn Richtung Kapstadt befand. Howell, der in seinem Rollstuhl an einem kleinen Tisch im Mercedes Viano saß, ließ nicht zu, dass sein Gesicht verriet, was er dachte. Der Umstand, seinen Sohn vielleicht nie wieder sehen zu können, machte ihm allerdings zu schaffen, und zwar weitaus mehr, als man als Außenstehender annehmen mochte.
„John, ändere das Ziel. Wir müssen sofort zum Airport.“
„Zu welchem, Sir?“
„Unserem.“
„Sehr wohl, Sir.“ Auf dem Fahrersitz trat John
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