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Geheimprojekt Styx

Geheimprojekt Styx

Titel: Geheimprojekt Styx Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marco Bunte
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konnte hören, wie Hendricks sich am anderen Ende der Leitung zurücklehnte. „Ich brauche Leute, auf die ich mich verlassen kann. Völlig. Blind. In jeder Situation. Und da gibt es nicht viele.“
    „Soll ich mich in einen Flieger setzen?“
    Hendricks wusste, dass die Frage ernst gemeint war. „Nein, Nad, nicht nötig. Ich kümmere mich um brauchbaren Ersatz.“
    „Pass auf dich auf.“
    „Ich breche gewissermaßen zu Verhandlungen auf“, erwiderte Hendricks lachend. „Da muss ich eher aufpassen, dass ich nicht einschlafe.“
    „Du weißt, wie ich das meine.“
    „Ja. Nad, ich muss noch einige Vorbereitungen treffen. Wenn ich in London gelandet bin und etwas Zeit finde, melde ich mich wieder. Ansonsten erst, wenn ich in Genf fertig bin.“
    „Ich liebe dich, Mike.“
    „Ich dich auch.“
     
    Hendricks sah nachdenklich aus dem Seitenfenster seiner Gulfstream und ging im Geiste noch einmal sämtliche Schritte durch, die er ergreifen musste, um den Plan so umzusetzen, wie er sich ihn erdacht hatte. Das wichtigste war, dass er einen alten Freund aus Studienzeiten erreichte, Samuel Adam Crow, ein begnadeter Hacker, der sich zum Spaß in die Datenbank der CIA eingehackt hatte, um eine nennenswerte Herausforderung zu haben. Crow war jedoch nicht nur irgendein Spitzen-Hacker. Nein, er war es, der den Spagat Hendricks' zwischen Party-Löwen und Master-Absolvent ermöglicht hatte. Als Crow damals, vor rund dreizehn Jahren, vor einer Operation stand, die sein Leben retten konnte, fehlte dem Hacker das Geld. Und die Beziehungen, um innerhalb weniger Tage einen Knochenmarkspender zu finden. Es war eine dieser schicksalhaften Nächte, in der Hendricks, wie eigentlich fast jeden Abend, durch die Londoner Clubs zog und um fünf Uhr morgens Crow an der Bar traf. Der Mann hatte sich so sehr betrunken, dass er nur durch Glück und die helfende Hand des Barkeepers auf seinem Stuhl gehalten wurde.
    Zu diesem Zeitpunkt ging Crow davon aus, dass er sterben würde und er erzählte Hendricks die gesamte Geschichte, lallend, nicht zusammenhängend, aber doch klar genug, dass Hendricks sie verstand. Dieser nutzte seine Kontakte, die er größtenteils den Studienfreunden zu verdanken hatte, deren Väter teilweise hohe Ämter in der britischen Regierung bekleideten, investierte zwei Millionen Pfund und verschaffte Crow die notwendige Transplantation.
    Als Ausgleich hackte sich dieser zwei Monate nach seiner Operation in die Datenbank der Cambridge Universität und lud Klausuren samt Lösungen herunter. Hendricks lernte beides auswendig und schnitt mit Bestnoten ab – obwohl er einen Großteil der Wochen in Clubs verbrachte, feierte und mehr Geld für Drinks, Kleidung und Frauen in einer Woche ausgab als der Durchschnittsbürger im Jahr verdiente.
    Im späteren Verlauf beauftragte Hendricks Crow immer wieder für eine ausgezeichnete Bezahlung, ihm Daten zu besorgen, meist stammten sie aus Datenbanken der US-Regierung. Und genau dieses Geschick brauchte Hendricks nun.
    Er wollte alles über Arnold Rupo und dessen Familie wissen. Jede Internetseite, die sie besucht hatten, jedes YouTube-Video, das sie angesehen hatten, die Zugangsdaten ihrer Bank. Alles. Hendricks wollte sämtliche Daten und wusste, dass Crow sie ihm beschaffen konnte, und das innerhalb von Stunden.
    Arnold Rupo, dachte Hendricks, bist du bereit, jemandem zu begegnen, der mehr über dich weiß als du selbst?

Kapitel 28 – Ende einer Ära
     
    Hendricks stand, etwa zehn Stunden später, in einem grauen Anzug mit weißem Hemd und braunen Schuhen vor einem schlichten, unscheinbaren Wohngebäude im Londoner Bezirk Lambeth, bekannt für seine hohe Kriminalität. Er hatte sein Personenschutzteam in der Niederlassung gelassen und war alleine hierher gefahren; den schwarzen Range Rover hatte auf der anderen Straßenseite geparkt. Nun stand er vor der Haustür des Gebäudes und schaute die triste Fassade empor. Dies war die Adresse Crows, und obwohl der Mann fast jede Datenbank auf diesem Planeten hacken konnte, war er nie auf den Gedanken gekommen, sich ein neues Domizil zu beschaffen. Den Grund hatte Hendricks nie verstanden, doch das musste er auch gar nicht.
    Er öffnete die Tür, deren Schloss bereits defekt war, und trat ins Treppenhaus hinein. Es roch nach Resten von Burgern und Pizzen, und eine Schnapsleiche lag in der ersten Ecke, als er die Treppe hinaufging. Hendricks, der bewaffnet war und außerdem seine kugelsichere Weste unter dem Hemd trug, dazu ein T-Shirt,

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