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Geheimprojekt Styx

Geheimprojekt Styx

Titel: Geheimprojekt Styx Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marco Bunte
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sind, sehen will – und zwar sofort. Verstanden?“
    „Äh-“
    „Danke.“ Sanchez legte auf, grinste und warf das iPhone zurück auf die Couch. Sie erinnerte sich an das, was Hendricks über Max gesagt hatte. Man musste mit ihm, wenn es wirklich eilte, direkt und ohne Rücksicht sprechen. Ansonsten würde sich der Milliardär in irgendwelchen Frauengeschichten verlieren. Und genau das hatte sie getan.
    Sie wählte mit ihrem eigenen iPhone die Nummer Baracks und sagte ihm, er solle sich auf den Weg ins Krankenhaus machen, man würde ihm Zutritt gewähren. Anschließend verließ sie das Arbeitszimmer und trat hinaus auf die Terrasse, mit direktem Blick auf das blaue Meer der Bahamas. Die traumhafte Aussicht wurde bloß durch drei Leibwächter ein wenig abgeschwächt, doch daran hatte sie sich inzwischen gewöhnt.
    „Nadia“, sagte plötzlich Boratto und trat durch die Terrassentür zu ihr hinaus an die frische Luft. „Ich habe mich um die Sache mit dem Kredithai gekümmert.“
    Sie sah zu Boratto hinüber, der etwas größer als sie war. „Das ging aber schnell.“
    „Naja.“ Boratto lächelte vielsagend. „Nach dem ersten gebrochenen Finger hat er eingesehen, dass es besser ist, die Finger von der Sache zu lassen.“
    „Du hast was?“
    „Mike hat gedroht, sich selbst um die Sache zu kümmern...“
    „Okay, das erklärt es natürlich.“ Sanchez wusste, dass Hendricks jede Bärenmutter, die ihre Jungen verteidigte, toppen würde, sollte sie in akuter Gefahr schweben. Und ein Kredithai, der sein Geld haben wollte, stellte durchaus eine solche dar. Daher war die Drohung, die Dinge selbst zu lösen, durchaus ernstzunehmen.
    „Hast du dein Büro schon eingerichtet?“, fragte sie und bezog sich damit auf die andere Strandvilla, etwa zwei Kilometer weiter weg, in der das Hauptquartier für Mittel- und Südamerika untergebracht war.
    „Halbwegs, ich mache mir nicht viel aus Inneneinrichtung.“ Boratto zuckte mit einer Schulter, die noch halbwegs blutergussfrei war.
    „Kunstbanause.“ Sanchez schüttelte den Kopf und spähte kurz auf das Display ihres iPhones. Keine Anrufe, offenbar liefen die Dinge in der Firma rund. „Ich liebe es, im Laufe der Jahre allen möglichen Kram anzusammeln und den im Arbeitszimmer zu verteilen. Mike ist da etwas anders, er sammelt eher weniger, doch ich habe Andenken an jedes Land, in dem ich bisher gewesen bin. Und das waren in den letzten Jahren so einige.“
    „Hmm.“
    „Was, hmm?“
    „Ist nicht so meine Art.“
    Sanchez grinste dünn und nahm das Glas mit Mineralwasser vom Tisch neben sich, nippte daran und schaute einer weißen Yacht hinterher, die dicht am Strand entlang brauste. „Also, Artur, du wirst dir ein paar Tage frei nehmen und die örtlichen Clubs unsicher machen“, sagte sie dann. Sie hatte sich lange Gedanken darüber gemacht, wie man Boratto wieder in halbwegs normale Bahnen zurückbringen konnte, und war zu dem Ergebnis gekommen, dass dies nur durch Zwang erfolgen konnte. „Flirte, was das Zeug hält, die Kosten trage ich.“
    Boratto antwortete, ohne Sanchez – seine Chefin – anzusehen. „Ausgeschlossen. Mike bringt mich um, wenn dir etwas zustößt.“
    „Und ich bringe dich um, wenn du deinen Arsch nicht in Bewegung setzt. Das war keine Bitte, sondern eine Anordnung.“ Sie nahm einen Umschlag vom Tisch, auf dem das Wasserglas gestanden hatte. „Zehntausend Dollar in bar, es sollte für den einen oder anderen Club ausreichen. Von mir aus auch Strandbars, aber du wirst dir frei nehmen.“ Sanchez sah Boratto an und ahnte schon, was der Brasilianer dachte. „Und nach Europa zu Mike fliegen, werde ich nicht tolerieren. Eigentlich solltest du sowieso in Katar sein, aber dass dir das klimatisch nicht gefällt, kann ich verstehen.“
    „Zu trocken“, brummte Boratto bloß.
    „Genau, zu trocken; verdammte Wüsten. Also, Artur, nimm das Geld und verschwinde.“
    „Nadia...“
    „Nein.“
    Boratto nahm den Umschlag entgegen und sah Sanchez vorwurfsvoll an. Ihm schmeckte das angeordnete Vorhaben offenbar gar nicht. „Ich melde Protest an.“
    „Zur Kenntnis genommen und ignoriert. Artur, es ist Jahre her, lege dir wieder ein Privatleben zu, du wirst nicht jünger.“
    Wenn Hendricks es gesagt hätte, so wäre die Antwort Borattos gewohnt flapsig ausgefallen, doch Sanchez traf bei dem knallharten Brasilianer, der durch die Arbeit in den Favelas geprägt worden war, einen wunden Punkt.
    Vermutlich, weil ich eine Frau bin, dachte Sanchez, und

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