Geheimprojekt Styx
nach vorne und kniff die Augen zusammen, so als würde er dadurch besser sehen können. „Da hängt ein alter BMW an unserem Arsch, schon eine ganze Weile.“
„BMW“, brummte Hendricks. „Wir hatten auch mal überlegt, unsere Fahrzeugflotte auf die Dinger umzurüsten.“
„Weshalb ist nichts draus geworden?“
„Land Rover machte den besseren Preis. Und außerdem meinte Dad, als Rhodesier, der mit den Kisten schon durch die Gegend gefahren ist, als wir noch nicht einmal in Planung waren, es wäre angemessener als deutsche Fahrzeuge.“
„Ah, verstehe, und deshalb fahren aber einige wichtige Leute von euch Mercedes?“
Hendricks grinste dünn. Boratto hatte die Angewohnheit, immer am Rande der Beleidigung zu wandeln.
Er antwortete also ebenso provokant, wie Boratto gefragt hatte. „Natürlich, wir wissen halt, was gut ist und ein schlapper Range Rover ist nun wirklich nicht angemessen für jemanden meines Standes.“
„Hmm.“ Boratto sah wieder in den Seitenspiegel. „Himmel, der BMW ist immer noch da.“ Er öffnete das Handschuhfach und holte die P90 Maschinenpistole hervor. Mit einem leisen Klicken entsicherte er die Waffe, hielt sie aber auf seinen Beinen, um keine Aufmerksamkeit zu erregen.
„Ich lasse mich zurückfallen, mal sehen, ob uns die Kiste überholt. Halte dich bereit.“ Hendricks nahm den Fuß vom Gaspedal und prompt wurde der Mitsubishi langsamer. Der BMW, bestimmt zehn Jahre alt und mit einigen Roststellen auf dem dunklen Rot, bremste ab und zog dann auf die Überholspur. Boratto drehte den Kopf, um durch das rechte hintere Wagenfenster zu sehen, wer in dem Wagen saß.
Eine Mutter fuhr an ihnen vorbei, während ein kleiner Junge auf der Rückbank das Gesicht gegen die Scheibe drückte und Grimassen schnitt. Boratto atmete deutlich hörbar aus. „Das war eine-“
„Ja, ich weiß“, schnitt Hendricks ihm das Wort ab, da er sehr wohl gesehen hatte, wer neben ihm gefahren war.
„Und ich dachte, es wären Attentäter...“ Boratto lehnte sich in seinem Sessel zurück und schloss kurz die Augen. Hendricks ahnte, was seine rechte Hand dachte. Denn Borattos Paranoia kam nicht von ungefähr, sie hatte einen sehr konkreten Grund, und der lag rund zehn Jahre zurück in Rio de Janeiro.
„Wann hattest du das letzte Mal Urlaub?“
„Ist schon eine Weile her.“
„Definiere eine Weile, Art.“
„Eineinhalb Jahre, vielleicht mehr. Es gab halt immer was zu tun und ich musste dabei sein.“
„Bullshit. Niemand ist unentbehrlich. Auch du nicht. Und ich ebenso nicht.“
„Bah, nenne mir eine der Operationen des vergangenen Jahres, bei der du auf mich hättest verzichten können.“
Hendricks schwieg, einerseits da er relativ erfolgreich die Erlebnisse verdrängt hatte und andererseits, weil Boratto nicht ganz Unrecht hatte. Ein gleichwertiger Ersatz, auf den Hendricks sich so verlassen konnte, wie er es auf Boratto konnte, wäre schwierig zu finden.
„Siehst du?“, fragte Boratto rhetorisch und süffisant zugleich nach.
„Art, dein Seitenhieb war ja nicht zu übersehen. Und nun ist gut.“
„Ganz wie du meinst.“
Die South African Consulting Service Sicherheitsfirma besaß einige Gebäude in Kapstadt, angefangen bei Villen für ausländische Gäste und Geschäftspartner, über Lagerhäuser beim Hafen und den Randbezirken bis hin zu winzigen Wohnungen, die nirgends verzeichnet waren und als sichere Häuser dienten. Mangope hatte zwar nie so ganz verstanden, weshalb eine Sicherheitsfirma, deren Weingut stark gesichert war und die sich der Unterstützung des Innenministers sicher sein konnte, sichere Häuser brauchte, doch in diesem Moment war er froh darüber.
Er hatte Tinto und sich etwa fünfzehn Kilometer entfernt in ein altes Lagerhaus gebracht. Die verrostete, aber massive Tür neben dem großen Haupttor hatte, gut unter einer Blechplatte verborgen, einen Fingerabdruckscanner und eben dieser hatte es Mangope ermöglicht, nachdem Tinto gescheitert war, die Tür zu öffnen. Er fragte sich zwar, warum gerade sein Fingerabdruck ausgereicht und der von Tinto nicht funktioniert hatte, doch das spielte keine Rolle. Zumindest nicht jetzt.
Sie rollten das Quad ins Innere des Lagerhauses und verriegelten anschließend Tor und Tür. Da das Gebäude über keine Fenster verfügte, mussten sie sich keine Sorgen machen, entdeckt zu werden, und schalteten die Deckenbeleuchtung, unangenehme Neonleuchten, ein.
„Walter!“ Tintos Stimme klang hart, direkt und wenig
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