Geheimprojekt Styx
verändert einen, dachte Hendricks, dieser Job verändert einen anfangs subtil und später ganz massiv. Artur ist chronisch paranoid, schläft auf Stühlen und Sesseln und Walter sieht aus wie ein verdammter Schläger. Und ich, tja, ich habe Nad, die eine Menge Stress nimmt. Aber auch ich bin nicht mehr so locker wie vor acht Jahren. Höchste Zeit, in die Administration zu wechseln und das Leben zu genießen. Und dann steht da noch die Heirat im Raum.
„Mike, kommst du?“, fragte Sanchez und sah ihn fragend aus dem Ranger Rover an. Hendricks bemerkte erst jetzt, dass er vor dem Geländewagen stehen geblieben war, völlig in Gedanken versunken.
„Ja, war in Gedanken.“ Er setzte sich neben Sanchez und zog die schwere gepanzerte Tür zu. Boratto saß auf dem Beifahrersitz, ein SG553 in der Hand.
Kapitel 8 – Nachforschungen
Leute aufspüren, das war wohl das, was Hendricks mit am besten konnte. Er besaß eine ausgezeichnete Kombinationsgabe und konnte sich selbst die skurrilsten Versionen einer Flucht ausmalen. Vielleicht war das der Grund, weshalb er gerade beim Aufspüren von vermissten Personen und gefährlichen Regionen so erfolgreich war. Wenn er allerdings auf heimischem Boden, und Südafrika war für ihn nichts anderes, jemanden finden wollte, so war das eigentlich ein Selbstgänger.
Er hatte die Reste der Transportbox in die Materialabteilung transportieren lassen, um dort herausfinden zu lassen, um welches Fabrikat es sich handelte, was wiederum Rückschlüsse auf den Inhalt der Box zulassen würde. Sanchez hatte er in die Obhut Doktor Jack Molotos gegeben, sich von ihr mit einem innigen Kuss verabschiedet und ihr das Versprechen gegeben, zum Abendessen wieder da zu sein. Denn Howell hatte den Innenminister samt Familie zum Abendessen eingeladen und erwartete natürlich, dass der designierte Hausherr mit anwesend war.
Hendricks, davon zwar wenig begeistert, hatte nur genickt und war dann mit Artur Boratto verschwunden.
Nun saßen die beiden in einem unauffälligen Mitsubishi Outlander, der natürlich modifiziert worden war, auf dem Weg zu einem kleinen Flugplatz östlich von Kapstadt. Anders als Mangope etwa acht Stunden zuvor, hielt Hendricks sich an die Geschwindigkeitsbeschränkung auf der Autobahn, selbst wenn es ihm zuwider war.
„So, und du wirst also jetzt ein Schreibtischkrieger?“, stichelte Boratto mit einem Grinsen.
„Ja, und weißt du was? Es gefällt mir sogar.“
„Kann ich nicht glauben. Ich habe dich in Rio gesehen, Kolumbien, Mexiko, Peru... Scheiße, Mike, du gehörst auf die Straße, nicht hinter einen Schreibtisch.“
Hendricks musste zugeben, dass Boratto nicht ganz Unrecht hatte. Er hatte seine Aufgabe und Rolle immer mit Leib und Leben ausgefüllt, durchaus mit einem Sanitäter oder Feuerwehrmann vergleichbar, der stolz war, wenn er abends nach Hause kam und jemandem ihm völlig Unbekannten das Leben gerettet hatte. Doch Hendricks lebte in einer festen Beziehung und würde wohl bald heiraten, und er wollte eventuelle Kinder noch erleben. Nein, dachte er, langsam wird es Zeit für mich, zu gehen. Man soll ja aufhören, wenn es am schönsten ist.
„Art, du hast Nadia gesehen, du weißt, dass ich irgendwann ein ruhiges Familienleben genießen will, ohne Kugeln, ohne abgedrehte Freaks, die mich erschießen wollen. Ich ziehe das hier noch durch und dann ist Schluss.“
Boratto lachte und sah kurz nach rechts zu Hendricks herüber, ehe er wieder angestrengt den linken Seitenspiegel beobachtete. „Wir sprechen uns, wenn du wirklich ein Jahr lang vom Schreibtisch aus gearbeitet hast. Glaube mir, das ist nichts für dich.“
„Abwarten.“
„Wer ist eigentlich dieser Typ, zu dem wir fahren?“
„Du meinst Wallcroft?“
„Ja.“
„Ex-Fallschirmjäger der Briten. Verteufelt guter Springer und kennt eigentlich jeden Fallschirmtyp, den man auf dem Markt finden kann. Er hat mir das Springen beigebracht und noch so diversen anderen Leuten von uns.“
Boratto rümpfte die Nase. „Ich bin nie mit 'nem Fallschirm abgesprungen. So schwer kann das ja eigentlich auch nicht sein. Raus aus dem Flieger, Leine ziehen und runtersegeln.“
„Wenn man das Navigieren, Packen des Schirms und die Landung mal rausstreicht, ja, dann ist es das in etwa.“
„Na, sag ich ja, ein Kinderspiel.“
„Du redest manchmal wirklich den letzten Mist, Art.“
Boratto grunzte amüsiert. „Du etwa nicht?“
„Nein.“
„Hmm, leider muss ich dir da zustimmen.“ Er lehnte sich etwas
Weitere Kostenlose Bücher