Geheimprojekt Styx
eingestaubter Kisten leer war. „Hier ist kein Wagen.“
Mangope gestattete sich ein dünnes Lächeln. „Ich kenne jemanden, der uns abholen kann.“
Er wählte die Nummer von Santiago Gorros Smartphone und wartete. Nach viermaligem Klingeln wurde abgehoben, Gorro klang verschlafen.
„Ja...“
„Tonio, du musst uns abholen. Es eilt.“
„Was zum... wie... Walter, verarsche mich nicht. Ich hatte gerade Siesta gemacht.“
„Keine Fragen, hole uns ab. Alles andere erkläre ich dir auf dem Rückweg.“
„Na, wie du meinst.“ Gorro bekam die Adresse genannt und versicherte, sich sofort auf den Weg zu machen. Mangope legte auf und sah sich einem skeptischen Blick Tintos ausgesetzt.
„Was denn?“, fragte er.
„Wer war das?“
„Unser neuer Mann, der Priester aus dem Kongo.“
„Der Priester, der keiner war.“
„Genau.“
„Hmm. Schräger Vogel?“
Mangope nickte zustimmend. „Schräger Vogel.“
„Dann passt er ja zu dir.“ Sie grinste wieder schief und Mangope fragte sich, welchen Schalter er umgelegt hatte, dass Tinto offener wurde, aus ihrem Panzer herausguckte. Welcher auch immer es gewesen war, er hoffte, ihn vollends umlegen zu können.
„Als ob ein schräger Vogel zu dir nicht auch passen würde, Suz.“
Sie lachte auf und betrachtete kurz ihre blutverschmierte Bluse. „Tja, da mag wohl was Wahres dran sein.“
Das Tor des kleinen Flugplatzes war geöffnet, Hendricks brauchte also nicht abzubremsen, sondern fuhr direkt auf das langgezogene, einstöckige Gebäude mit dem flachen Dach zu, an das man den kleinen Tower angebaut hatte. Vor dem Gebäude standen einige Geländewagen, auch zwei Mercedes der neuesten E-Klasse waren zu finden, ebenso ein halbes Dutzend Motorräder.
Das Klientel von Charles Wallcrofts Fallschirmschule war sehr verschieden.
„Art, lass die P90 hier.“
„Mike“, setzte der Brasilianer zum Protest an.
„Schnauze. Wir müssen es nicht übertreiben.“ Hendricks stoppte den Mitsubishi, setzte zurück und parkte rückwärts ein. Dann schwang er sich aus dem Wagen, schnappte sich die Reisetasche, in der er die Fallschirme transportierte, und rückte seine maßgefertigte, zehntausend Euro teure Lederjacke aus Italien zurecht. Dies war der Luxus, den er sich als Erbe eines Millionenimperiums gestattete. Boratto folgte, wobei er seinen Gürtelholster samt Pistole hinter einer schwarzen Jeansjacke verbarg.
Sie traten in das Gebäude ein, Hendricks grüßte eine junge Frau am Empfang und erkundigte sich, wo Wallcroft gerade war. Sie erwiderte, er sei gerade auf dem Rückweg von einem Absprung und würde in etwa zehn Minuten eintreffen, sie sollten doch im Büro warten.
Und das taten die beiden auch. Während Boratto mit der Hand auf der entsicherten Pistole in der Ecke des Büros stand, die Tür und die Fenster im Blick, inspizierte Hendricks die Minibar Wallcrofts, den er als Whiskey-Liebhaber kennengelernt hatte. Der Inhalt war, zumindest nach Hendricks, hohen Maßstäben, betrüblich, keiner der Whiskeys kostete über tausend Dollar.
Als sich der Türgriff zu einem Drittel nach unten bewegte, riss Boratto seine Beretta aus dem Holster und als die Tür schließlich ganz geöffnet wurde, war er bereit, den Neuankömmling zu erschießen.
„Was zum Geier!“, rief Wallcroft und Hendricks signalisierte Boratto, dass er die Waffe wegstecken konnte. Wallcroft sah Boratto finster an und suchte mit den Augen dann den zweiten Besucher in seinem Büro. „Michael!“ Die beiden Männer schüttelten sich die Hände und Wallcroft bot seinen Gästen die beiden Stühle vor seinem Schreibtisch an, wobei er Boratto immer noch höchst argwöhnisch beobachtete. Er wies mit einem Kugelschreiber in der Hand auf den Mann, der immer noch seine Hand sehr nahe am Griff der Beretta hatte. „Wer ist das, Michael?“
„Artur Boratto, mein Assistent.“
„Merkwürdige Assistenten hast du.“
Hendricks lächelte bloß vielsagend. „Er ist auch nicht die Sorte Assistent, die mir Kaffee hinterher trägt.“
„Na, wie auch immer“, wechselte Wallcroft das Thema, stand auf und öffnete die Minibar. „Scotch?“
„Nein, danke, ich fahre noch.“
„Fährt dein Assistent nicht?“
„Er assistiert nicht, indem er fährt.“
Wallcroft sah Hendricks an und die Ratlosigkeit stand ihm ins Gesicht geschrieben. „Muss ich das verstehen?“
„Nein.“
„Gut.“
Hendricks griff in die Reisetasche und stellte dann eine Flasche Scotch auf den Tisch. Er wusste, dass
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