Geheimprojekt Styx
süffisant und Gorro registrierte dies aus den Augenwinkeln. Er schüttelte den Kopf.
„Na, gut, ich bin dabei. Himmel hilf mir mit dir!“
„Lass dich nicht erschießen, das genügt schon.“ Mangope spähte in den Seitenspiegel, dann wandte er sich halb um, damit er Tinto sehen konnte. Das Blut eines der Männer, die sie in Victoria Mangopes Haus erschossen hatte, war inzwischen getrocknet und hart geworden. „Wir werden morgen mal schauen, ob wir nicht etwas über van der Vaal herausfinden können.“
„Das klingt nach Arbeit im Dreck.“
„Townships, Clubs, alte Kontakte aus meiner Zeit als Türsteher, ja, Suz, das wird dreckig.“
„Gut“, sagte sie grinsend. „Ich war eh nie eine Primaballerina.“
„Tonio?“
„Was?“
„Willst du mitkommen? Mal die interessanten Ecken Kapstadts kennenlernen?“
„Ist das gefährlich?“, wollte Gorro gleichgültig wissen.
„Ja.“
„Dann, ja.“
Hinter Gorro zog Tinto die Reste ihrer Augenbraue in die Höhe, welche von einer feinen Narbe durchzogen war. Sie wunderte sich, weshalb jemand wie Gorro, der, anders als sie, noch etwas zu verlieren hatte, bereitwillig solche Risiken einging. Sie schob die Antwort darauf, dass er ein auf Gott vertrauender Spanier war. Sie selbst vertraute nur auf ihre Fähigkeiten und Instinkte, eine solide Waffe und einen zuverlässigen Partner.
Nachdem der Innenminister wieder abgefahren war, außerplanmäßig früh, wie man Boratto gesagt hatte, machte er sich daran, seine Ausrüstung zu verstauen und dann in sein Zimmer zu gehen, um zu schlafen. Boratto schlief, wie seit den letzten zehn Jahren, auf einem Stuhl hinter der Tür, im toten Winkel. Er schlief immer mit einer entsicherten Pistole im Gürtel und hatte inzwischen einen ziemlich leichten Schlaf. Schon das leiseste Geräusch ließ ihn wach werden.
An diesem Abend setzte er sich, nachdem er noch einige Gläser Tequila getrunken hatte, auf einen bequemen Stuhl, den er neben die Tür schob, und schloss die Augen. Das Bett war durch diverse Kissen so präpariert, dass es aussah, als würde unter der Decke jemand schlafen.
Boratto tauchte rasch ein ins Land der Träume, selbst wenn dieser Traum ihn das schlimmste Erlebnis in seinem Leben noch einmal durchleben ließ.
Es war die Nacht, in der Boratto, irgendwann zwischen drei und vier, aufstand, ins vom Schlafzimmer abzweigende Bad ging, um ein ureigenes menschliches Bedürfnis zu befriedigen. Als er am Waschbecken seine Hände wusch und anschließen sein Gesicht befeuchtete, geschah das, was ihn bis an sein Lebensende prägen sollte.
Die Schlafzimmertür flog krachend auf, zwei Maskierte mit automatischen Waffen erschienen und feuerten ihre Magazine auf das Doppelbett ab – in dem Borattos Frau noch friedlich schlafend lag.
Er überlebte bloß, weil die beiden Schützen schlicht zu dumm waren, das Nebenzimmer zu überprüfen oder, ob sie wirklich Boratto erwischt hatten. Das Ergebnis war, nach einer Ohnmacht der Trauer, dass Boratto zu Höchstformen auflief. Er tötete mehr Drogendealer und Gangster in den Straßen der Favelas, als irgendein anderes Mitglied vom BOPE. Doch so sehr er sich auch anstrengte, er fand die Verantwortlichen schlicht und einfach nicht.
Doch eines Tages, als ein kleines SACS-Team unter der Leitung Michael Hendricks' in den Favelas operierte und dabei eine BOPE-Aktion als Tarnung verwendete, begegneten sich Boratto und Hendricks. Und der gebürtige Rhodesier schaffte es mit viel Tequila und noch mehr Gesprächen, den paramilitärisch ausgebildeten Polizisten von seinem Pfad abzubringen. Das war vor fünf Jahren gewesen. Boratto wurde rasch die rechte Hand Hendricks' und war aus den Operationen der SACS auf dem südamerikanischen Kontinent nicht mehr wegzudenken.
Heute stand er kurz davor die Mittel- und Südamerika-Abteilung zu leiten und hatte sich zu einem angesehenen Mitglied der SACS entwickelt.
Dieses Mal hatte Hendricks davon abgesehen, Sanchez zu tragen. Sie ging vor ihm die Treppe hinauf und er erfreute sich an dem enganliegenden Kleid, das jede Rundung ihres Körpers perfekt in Szene setzte. Er schaltete sein Smartphone aus und steckte es wieder zurück in die Innentasche seines Jacketts. Denn Hendricks hatte nicht vor, sich an diesem Abend stören zu lassen.
Als sie in Hendricks Wohnung eintraten, legte Sanchez ihre Handtasche auf der Kommode im Eingangsbereich ab und schlüpfte geschickt aus ihren Highheels. Barfuß huschte sie durch das Wohnzimmer, den Korridor
Weitere Kostenlose Bücher