Geheimprojekt Styx
James.“
„Sir?“
„Sämtliche wichtigen Entscheidungen leiten Sie bitte an meinen Sohn weiter.“
„Sehr wohl.“
Mit einem leisen Surren wurde die Rampe des Vianos heruntergefahren und Howell ließ sich von John Drake hinunter helfen. Dann schob dieser ihn über eine spezielle Rampe hinauf zur Gulfstream, ehe der Rest der Leibwächter folgte. Howell rollte durch die geräumige und luxuriös eingerichtete Kabine der Gulfstream bis ans Ende und machte es sich dort an einem Tisch aus Tropenholz bequem. James Hudson setze sich gegenüber von seinem Chef in den Ledersessel und hatte sein Smartphone am Ohr. Wie für Hudson üblich, sprach er schnell und präzise, ein Resultat seiner Zeit als britischer Armeeoffizier.
Als sich die Gulfstream sanft in die Luft erhob, beendete Hudson sein letztes Gespräch und verstaute das Smartphone wieder in der Innentasche seines Jacketts.
„Sir, Mister Brauer ist auf dem Weg nach London und die dortige Niederlassung hat bereits vier gepanzerte Fahrzeuge abgestellt, die uns in Heathrow erwarten werden. Außerdem bereitet das Dorchester zwei Suiten vor.“
„Ausgezeichnet“, erwiderte Howell und lehnte sich in seinem Rollstuhl zurück. „Wissen wir, mit wem aus dem Außenministerium ich es zu tun bekommen werde?“
„Nein, Sir. Es könnte der Minister selbst sein oder einer seiner Assistenten. Vielleicht aber auch jemand weiter unten in der Befehlskette.“
Howell nickte nur, selbst wenn es ihm zuwider war, unvorbereitet in ein Treffen mit einem vermutlich hochrangigen Politiker zu gehen. Er kannte gerne sein Gegenüber und wusste gerne Dinge, die er eigentlich gar nicht wissen konnte. Dies in Erfahrung zu bringen, war dann meist die Aufgabe von James Hudson, der durch seine umfangreichen Kontakte zu Presse, ehemaligen Geheimdienstlern und politischen Institutionen innerhalb kürzester Zeit recht viel über Politiker oder international erfolgreiche Geschäftsleute herausfinden konnte.
Doch wenn er nicht wusste, wer ihn dort treffen würde, konnte Hudson auch niemanden durchleuchten.
„Sir, gestatten Sie mir eine Frage?“, wollte James wissen.
„Nur zu.“ Howell schaute aus dem Seitenfenster und blickte hinunter auf die Ausläufer Kapstadts, über denen sie gerade an Höhe gewannen.
„Sie haben die interne Anweisung herausgegeben, dass sämtliche Entscheidungen, die Ihrer Zustimmung bedürfen, nun von Mister Hendricks autorisiert werden müssen. Für mich wirkt das, als würden sie sich aus der Führungsrolle zurückziehen, Sir.“ James sah Howell an und als dieser ihm mit einer Geste zu verstehen gab, dass er fortfahren solle, tat Howells Assistent genau dies.
„Mir ist bewusst, dass Sie Mister Hendricks zu Ihrem Nachfolger ernennen wollen, doch ich frage mich, ob er schon bereit für diesen Posten ist. Denn eine Abteilung zu leiten ist etwas anders als die gesamte Firma, die anderen Firmen nicht mitgerechnet.“
Howell schaute immer noch aus dem Fenster der Gulfstream, als er antwortete. „Michael hat einen Master in Internationalen Beziehungen und mehrere Jahre Erfahrung im operativen Dienst. Außerdem kennt er die Firma wie seine Westentasche. Nein, James, Michael ist mehr als bereit. Ich bin mir aber sicher, dass er die Firma in eine neue, andere Richtung führen wird. Er wird einiges verändern, da bin ich mir sicher.“
James räusperte sich etwas. „Nun, Sir, Mister Hendricks' Qualifikationen stelle ich nicht in Frage, ich frage mich bloß, ob er bereits das notwendige Alter und die Reife hat.“
Während Howell das Gesagte verarbeitete, fragte sich der ehemalige Soldat, warum er mit seinem Assistenten überhaupt Dinge besprach, die schon längst beschlossen waren. Warum er einen Schritt begründete, den er nur sich selbst begründen musste. Vielleicht tat er dies, um zusätzliches Vertrauen der Mitarbeiter in Hendricks Fertigkeiten zu schaffen. Doch eigentlich brauchte er dies nicht. Michael Hendricks genoss einen ausgezeichneten Ruf innerhalb der Firma, von der Putzkraft bis zum Ausbilder, jeder schätzte und respektierte ihn.
„James“, begann Howell langsam, wobei er den Blick nicht vom Fenster nahm. „Der Grund, weshalb ich Michael diese Kompetenzen übertragen habe, weshalb ich sie ihm jetzt schon und nicht erst in ein paar Monaten übertragen habe, ist, dass mir keine paar Monate mehr bleiben.“
Nun war es offen ausgesprochen worden, dachte Howell, schloss für einige Augenblicke die Augen und dachte über die Diagnose von Doktor
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