Geheimrezept zum Glücklichsein
die sich nach ihrem Mann verzehrte. Also beschloss ich, etwas zu unternehmen. Damals fing ich an, Häuser zu putzen. Achtundzwanzig Jahre später putze ich sie immer noch.«
Sie blickte sich mit einem Gefühl schlichter Befriedigung in der blitzsauberen Küche um. »Meine Kinder sind erwachsen, und zwei von ihnen haben eine eigene Familie. Man könnte wohl sagen, dass Clint mir einen Gefallen getan hat, aber ich glaube nicht, dass ich ihm danken würde, wenn wir uns zufällig im Supermarkt begegnen.«
»Wieso meinen Sie, dass er Ihnen einen Gefallen getan hat? Das verstehe ich nicht.«
»Wenn er bei mir geblieben wäre, wäre ich nie dieselbe Mutter geworden, dieselbe Person. Man könnte vielleicht sagen, dass manche Menschen das Leben anderer verändern, indem sie hineintreten, und andere, indem sie hinausgehen . « Mrs Grange lächelte, während sie ihren Teller leerte. »Allerdings glaube ich nicht, dass ich Tränen vergießen würde, wenn ich zu hören bekäme, dass der alte Clint in der Gosse liegt und bettelt.«
Jackie lachte und prostete ihr zu. »Ich mag Sie, Mrs Grange.«
»Ich mag Sie auch, Miss Jackie. Und ich hoffe, dass Sie bei Mr Powell finden, was Sie suchen . « Mrs Grange erhob sich, zögerte dann aber. Sie war stets eine gute Mutter gewesen, aber nie großzügig mit Lob umgegangen. »Sie sind einer der Menschen, die Leben verändern, indem Sie hineintreten. Sie tun Mr Powell sehr gut.«
»Das hoffe ich. Ich liebe ihn so sehr . « Mit einem Seufzer sammelte Jackie Mrs Granges Fotos ein. »Aber das ist nicht immer genug, oder?«
»Es ist besser als nichts . « Auf ihre schroffe Art klopfte sie Jackie auf die Schulter und ging dann ihren Pflichten nach.
Jackie dachte darüber nach, nickte und ging dann hinauf, wo sie sich in die Arbeit stürzte.
Lange nachdem Mrs Grange nach Hause gegangen und der Nachmittag zum Abend geworden war, fand Nathan Jackie am Schreibtisch vor. Sie saß über die Maschine gebeugt, das Haar fiel ihr ins Gesicht, und sie hatte die nackten Füße hinter die Stuhlbeine gehakt.
Er beobachtete sie völlig fasziniert. Er hatte sie nie zuvor wirklich arbeiten gesehen. Wann immer er heraufgekommen war, hatte sie irgendwie seine Nähe gespürt und sich auf dem Stuhl umgedreht, sobald er eingetreten war.
Nun hämmerte sie auf die Tasten, hielt dann inne, hämmerte erneut, pausierte dann, während sie aus dem Fenster starrte, als wäre sie in Trance verfallen. Sie tippte erneut, blickte stirnrunzelnd auf das Papier vor sich, lächelte dann, murmelte etwas vor sich hin.
Er blickte zu dem Stapel Papier zu ihrer Rechten, ohne zu ahnen, dass es größtenteils Kopien von dem waren, was sie am Morgen abgeschickt hatte. Er hatte das unangenehme Gefühl, dass sie sich inzwischen dem Ende näherte. Dann schalt er sich wegen seiner Selbstsucht. Was sie tat, war wichtig. Das verstand er seit jenem Abend, als sie ihm einen Teil der Handlung erzählt hatte. Es war falsch von ihm zu wünschen, sie würde nicht so gut oder so schnell vorankommen, doch er setzte unwillkürlich die Beendigung ihres Buches mit der Beendigung ihrer Beziehung gleich. Dennoch war er sich bewusst, während er im Türrahmen stand und sie beobachtete, dass er derjenige sein würde, der diese Beziehung beendete, und zwar bald.
Ein Monat war vergangen. Nur ein Monat? dachte Nathan und strich sich mit der Hand durch das Haar. Wie war es ihr gelungen, sein Leben in ein paar Wochen derart auf den Kopf zu stellen? Trotz seiner gegenteiligen Absichten hatte er sich in sie verliebt. Das machte es nur noch schlimmer. Verliebt, wie er war, wollte er ihr all die hübschen, unrealistischen Versprechungen geben: Ehe, Familie, ein Leben lang gemeinsame Tage und Nächte. Aber er konnte ihr nur Enttäuschung bieten.
Es war gut, wirklich gut, dass Denver nur noch knapp zwei Wochen entfernt war. Er hatte bereits Vorbereitungen und Besprechungen durchzuführen, die ihn mehr im Büro und weniger zu Hause hielten. In zwölf Tagen würde er ein Flugzeug nach Westen besteigen, fort von ihr. Wenn es keine Liebe wäre, wenn er nur Verlangen verspürt hätte, wäre er vielleicht versucht gewesen, jene Versprechungen zu machen, um sie dazubehalten. Aber sie verdiente etwas Besseres, und er wollte dafür sorgen, dass sie sich nicht mit weniger zufriedengab.
Leise trat er zu ihr. Als ihre Finger erneut innehielten, legte er die Hände auf ihre Schultern. Mit einem leisen Schrei sprang sie auf.
»Entschuldige« , sagte er, aber er musste
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