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Gehetzt - Thriller

Titel: Gehetzt - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Wozencraft Baerbel Arnold Velten Arnold
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Gesicht. Im grellen Schein erhaschte sie ei nen flüchtigen Blick auf die blasse Haut des sich zu ihr umdrehenden Mannes. Das war er, der Mann, den sie auf der Straße gesehen hatte, und sie sah Wut aus seinen fast vollständig von zerzaustem Haar bedeckten Augen blitzen.
    »Keine Bewegung!« Dianes Stimme befahl Gehorsam. Der Mann wirbelte herum, duckte sich auf dem Fahrsitz und knallte die Tür zu.
    »Keine Bewegung, habe ich gesagt!«, schrie Diane, lief auf ihren Wagen zu, ging in die Hocke und zielte auf die Windschutzscheibe. »Halt!« Im gleichen Augenblick wurde sie vom grellen Scheinwerferlicht geblendet. Sie hob einen Arm, um ihre Augen abzuschirmen, hechtete hinter einen Baum und warf sich auf den Bo den, den Revolver immer noch auf das Auto gerichtet.
    Die Hinterräder des Streifenwagens drehten durch, wirbelten Sand und Staub auf und hüllten das Auto in eine Wolke, dann gruben sie sich in harte Erde. Der Wagen setzte sich rückwärts in Bewegung; der Fahrer trat abwechselnd aufs Gas und auf die Bremse, während er rückwärts im Zickzack die gewundene Waldstraße entlangraste, um kein Ziel abzugeben. Diane versuchte, auf die Fahrerseite zu zielen, und feuerte sechs Schüsse ab. Sie klappte die Trommel heraus und schnappte sich einen Schnelllader von ihrem Gürtel. Als sie ihre Waffe mit frischer Munition geladen hatte, sah sie nur noch Bremslichter, denn das Auto, ihr Auto, vollendete gerade eine Dreipunktwende, schlingerte auf die Straße und verschwand in der Nacht, Sand und Geröll hinter sich aufwerfend.
    Sie starrte ihm nach. Und dann schrie sie: »Du bist erledigt, Arschloch!«
    Sie stand da und kam sich bescheuert vor. Mehr noch als bescheuert. Völlig unfähig. Absolut in die Scheiße geritten.
    Scheiße! Scheiße! Scheiße! Sie stampfte unsinnigerweise mit dem Fuß auf, versuchte dann, ihre Wut auf sich selbst in den Boden zu treten. Ihre Ohren waren taub von den Schüssen, ihre Lungen voll vom Staub, den das Auto aufgewühlt hatte. Ihr Auto. Der Wichser hatte sich ihren verdammten Streifenwagen unter den Nagel gerissen. Schlimmer als jetzt konnte es nicht mehr kommen. Dieses Arschloch würde sie erledigen, das schwor sie sich. Sie hörte das Tuckern ihres Motors in der Nacht entschwinden.
    »Idiot!«, murmelte sie. »Arschloch!« Sie wusste nicht, ob sie ihn meinte oder sich selber.
    Diane sah sich um, folgte dem Strahl ihrer Taschenlampe und suchte die Umgebung ab. Sie ging zurück zu dem grauenvollen Anblick, der sich ihr unter der Eiche bot. Vielleicht war er siebzehn. Vielleicht auch jünger.
    Diane leuchtete an dem toten Jungen vorbei, ging weiter die Waldstraße entlang auf den Picknicktisch zu und suchte im Strahl ihrer Taschenlampe die Straße und den angrenzenden Wald ab. Der übliche Müll. Das glitzernde Aluminium einer einsam im Gebüsch liegenden Silver-Bullet-Dose - die Teenager von Bolton standen auf Coors - reflektierte das Licht der Lampe. Diane verließ die Straße und bahnte sich einen Weg durchs Gestrüpp, um die Dose aufzuheben. Sie kramte einen Kugelschreiber aus ihrer Tasche, um die Dose an der Öffnung aufheben zu können, ohne Fingerabdrücke zu hinterlassen.
    Dabei stolperte sie förmlich über die zweite Leiche.
    Und die dritte.
    Sie spürte, wie irgendetwas sie verließ. Sie wusste nicht, was es war, wie sie es nennen sollte, dieses Etwas, das sich in der Gegend um ihr Herz in Luft auflöste. Nicht Unschuld, bestimmt nicht, aber etwas Ähnliches. Irgendeine Art Hoffnung oder Glaube an das Gute im Menschen. Oder vielleicht
war es auch einfach nur Angst, die dieses Gefühl in ihr aufkommen ließ.
    Es waren Mädchen, ebenfalls Teenager. Ihre Hände und Füße waren mit Klebeband gefesselt. Auch ihre Münder waren mit Klebeband zugeklebt. Sie waren total massakriert. Unzählige Schnittwunden. Sie hatten keine Hosen an. Die Oberschenkel waren von den zahlreichen Blutergüssen blau verfärbt.
    Diane stand einfach nur da, starrte auf das Gemetzel und lauschte ihrem Herzen, das in der Stille pochte. Der Anblick der toten Jugendlichen schockierte sie, sie spürte zum ersten Mal wirklich, wie es war, in Gegenwart eines toten Menschen zu sein. Eines verstümmelten toten Menschen. Ihr Magen war ein leerer Ballon, ihre Lungen standen unter Druck, als ob sie tief unter Wasser wäre. Sie konnte nicht schlucken. Konnte nicht sprechen. Sie stand in der Dunkelheit und beobachtete, wie die Bäume in rotes, weißes und blaues Licht getaucht wurden, als der erste Streifenwagen des

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