Gehetzte Uhrmacher
Zeitschriften sicher (ohne Adressaufkleber), Uhrmacher- und andere Werkzeuge (darunter die Drahtschere, mit der wahrscheinlich der Maschendrahtzaun am ersten Tatort durchtrennt worden war) sowie Kleidungsstücke. Im Gegensatz zu Vincents Behausung war dieser Raum auf geradezu unheimliche Weise sauber und ordentlich. Das Bett war so tadellos gemacht, dass jeder Armeeausbilder begeistert gewesen wäre. Die Kleidung (ohne jegliches Etikett) hing perfekt nebeneinander im Schrank, mit identischem Abstand zwischen den einzelnen Bügeln. Die Gegenstände auf dem Tisch lagen oder standen in exakten Winkeln zueinander. Duncan hatte sorgfältig darauf geachtet, so gut wie nichts Persönliches zurückzulassen. Unter einem Mülleimer waren zwei Museumsprogramme versteckt, eines aus Boston, das andere aus Tampa; sie deuteten zwar darauf hin, dass er sich in diesen Städten aufgehalten hatte, aber keine der beiden lag im Mittelwesten, wo er laut Vincents Angaben wohnte. Sachs fand außerdem einen Kleberoller.
Es ist, als hätte auch er einen Tyvek-Overall an...
Darüber hinaus stieß Amelia auf zwei Utensilien, die mit den bisherigen Tatorten in Verbindung stehen konnten: eine Rolle Isolierband, die eventuell zu dem Klebeband aus der Gasse passen würde und vielleicht auch dazu benutzt worden war, das Opfer auf dem Pier zu knebeln. Und ein alter Besen, an dem Schmutz, feiner
Sand und einige Salzkristalle hingen. Damit war vermutlich der Boden rund um Teddy Adams’ Leiche gefegt worden.
Des Weiteren gab es hier Spuren, von denen Amelia sich erhoffte, dass sie auf Duncans gegenwärtigen Aufenthaltsort oder in irgendeiner Form auf die nächsten Opfer verweisen würden. In einem kleinen Tupperware-Behälter aus Kunststoff lagen ein paar Münzen, drei Plastikkugelschreiber, Belege aus einer Parkgarage in Downtown und einer Drogerie an der Upper West Side sowie ein Streichholzbriefchen (in dem drei Zündhölzer fehlten) aus einem Restaurant an der Upper East Side. Auf keinem dieser Gegenstände fanden sich Fingerabdrücke. Dann stellte Sachs ein Paar Schuhe sicher, an dessen Sohlen grellgrüne Farbspritzer klebten, und eine große, leere Glasflasche, die dreieinhalb Liter Holzgeist enthalten hatte. Auch hier gab es keine Fingerabdrücke.
Nachdem Amelia jede Menge Baumwollfasern eingesammelt hatte, deren Farbe denen aus dem Explorer entsprach, fand sie eine Plastiktüte, in der ein Dutzend Paare der besagten Handschuhe lagen, ohne Ladenetiketten oder Kaufquittungen. Die Tüte wies keine Fingerabdrücke auf.
Ron Pulaskis Suche im Erdgeschoss erbrachte so gut wie nichts, mit einer kuriosen Ausnahme: In einem Toilettenraum hatte sich überall eine weiße Pulverschicht abgelagert. Die Tests mussten es zwar noch bestätigen, aber Pulaski glaubte, dass es sich dabei um den Inhalt eines Feuerlöschers handelte. Er hatte nämlich nahe der Hintertür außerdem einen Müllsack entdeckt, in dem der Karton eines solchen Geräts steckte, leider ohne Hinweis auf das Geschäft, aus dem es stammte.
Weshalb man den Druckbehälter entleert hatte, blieb unklar. In dem Toilettenraum deutete nichts auf einen Brand hin.
Sachs ließ sich telefonisch zu Vincent Reynolds im Gewahrsam durchstellen, und er erzählte ihr, Duncan habe kürzlich einen Feuerlöscher gekauft. Allerdings wisse er nicht, wozu das Ding benutzt worden sei.
Nachdem die Registrierkarten ausgefüllt waren, gingen Sachs und Pulaski zu Baker, Haumann und den anderen, die am Vordereingang der Kirche abgewartet hatten. Sachs setzte sich über Funk mit Rhyme in Verbindung und teilte ihm und Sellitto mit, was sie gefunden hatten.
Als sie die Spuren aufzählte, konnte sie hören, wie Rhyme seinen Betreuer anwies, die Tabelle entsprechend zu ergänzen.
»Boston und Tampa?«, fragte der Kriminalist im Hinblick auf die Museumsprogramme. »Vincent könnte sich irren. Moment mal.« Er ließ Cooper bei den Personenstandsregistern und Zulassungsstellen der beiden Städte nach einem Gerald Duncan suchen, doch obwohl es tatsächlich Einwohner dieses Namens gab, passte ihr Alter nicht zu dem des Täters.
Rhyme schwieg für einen Moment. »Dieser Feuerlöscher«, sagte er dann. »Ich wette, Duncan hat ihn zu einer Art Flammenwerfer oder Brandbombe umfunktioniert und den Alkohol als Brennstoff benutzt. Auf der Uhr in Lucy Richters Wohnung haben wir auch etwas davon gefunden. Er will damit das nächste Opfer ermorden. Und was ist die besondere Eigenschaft eines Feuerlöschers?«
»Keine Ahnung«,
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