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Gehirnfluesterer

Gehirnfluesterer

Titel: Gehirnfluesterer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kevin Dutton
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während eines Workshops über Autosuggestion selbst mit einem Immobilisierungsvirus infiziert,
     und zwar durch einen ehemaligen Kampfsportlehrer der Special Forces. Nennen wir ihn Curt. Als Erstes wollte er von den Teilnehmern
     des Workshops, dass wir uns an einer Wand aufstellten und unsere Hände so fest wie möglich ineinander verschränkten. Dann
     eröffnete er uns, er werde sich innerhalb der nächsten Minuten in unser Hirn einhacken und unseren freien Willen als Geisel
     nehmen. Still und leise, aber unbarmherzig. Währenddessen, so seine Anweisung, sollten wir unsere Hände verschränkt halten.
    Curts Erklärung weckte Misstrauen. Mich, und vermutlich nicht nur mich, befielen böse Vorahnungen. Ich wusste schon einbisschen etwas über die Special Forces und die Dinge, zu denen die fähig sind. War das ein Trick? Hatte Curt es irgendwie
     fertiggebracht, Leim auf unsere Hände zu streichen, ohne dass wir es merkten? Ich war mir, ehrlich gesagt, nicht sicher.
    Curt ging an die Arbeit. »Sie werden«, sagte er mit bewusst modulierter Stimme, »das Gefühl haben, als klebten Ihre Hände
     langsam fest, als halte sie ein starker Kleber zusammen. Wenn Sie dieses Gefühl haben, pressen Sie Ihre Hände noch fester
     zusammen, um die Verbindung so stark wie möglich zu machen. Schweißen Sie Ihre Hände«, fuhr er, mit entspannter, abwägender,
     doch weiterhin autoritärer Stimme fort, »schweißen Sie Ihre Hände zusammen, Finger für Finger, so fest, dass Sie sie nicht
     bewegen können, selbst wenn Sie es wollten.« Er kam zu jedem von uns. »Sehen Sie zu, dass die Verbindung hart wie Stein wird«,
     sagte er und legte seine Hände um die unseren, als wolle er den Druck noch erhöhen. »Machen Sie die Verbindung so fest, dass
     nichts, absolut nichts sie auseinanderreißen kann.«
    Etwa eine Minute redete Curt auf diese Weise auf uns ein – systematisch und mit großer Selbstverständlichkeit forderte er
     uns auf, die Hände aneinanderzu»zementieren«. Wahnsinn, dachte ich, und presste meine Finger, so fest ich konnte, zusammen.
    Plötzlich geriet ich in Panik. Wenn das nun kein Witz war? Wenn unsere Hände wirklich so fest zusammengeschweißt wären, dass
     wir sie nicht mehr auseinanderlösen könnten? Was dann? Wollte er uns ausrauben? Vielleicht war diese ganze Autosuggestionsshow
     nur eine raffinierte Masche, um einen Haufen Idioten, wie uns, denen man alles erzählen konnte, dazu zu kriegen, sich irgendwo
     anzustellen und heftig Lehrgeld zu berappen. Alles lief doch wie am Schnürchen! Für den Workshop hatten wir ja schon bezahlt.
     Aber vielleicht würde Curt auch noch den Rest abräumen, unsere Kreditkarten zum Beispiel. Während unsere Hände mit einem Superkleber
     gefesselt waren.
    Scheißkerl, dachte ich, hinterhältiger Bastard. Wie hatte ich nur so dämlich sein können? Wir waren verrückt, nicht er. Erst
     ruhig, dann fieberhaft dachte ich nach. Meine Brieftasche   … wieviel ist drin   … hmmh, weiß nicht   … die Karten zu sperren wäre sehr lästig   … aber besser, als erschossen zu werden   … Was ist mit den Fotos   … und mein Führerschein   …
    Meine Hände hielt ich währenddessen fest zusammengepresst.
    So lange, bis Curt plötzlich sagte: »Hören Sie jetzt bitte auf, Ihre Hände zusammenzudrücken, lösen Sie langsam Ihre Finger.
     Ich zähle bis drei. Sind Sie bereit? Eins   … zwei   … drei.«
    Alle schauten sich unbehaglich um. Ich warf einen schnellen Blick auf meinen Nachbarn, der blickte zurück. »Was soll das bedeuten?«,
     signalisierte er. »Keine Ahnung«, signalisierte ich. Ich spürte, wie ich schwitzte – vor Anstrengung, vor Schreck, ich wusste
     nicht warum. Dann begannen wir unsere Finger zu lösen. Einige schafften es sofort – und griffen ebenso rasch zu ihren Gesäßtaschen.
     Andere, auch ich, hatten Schwierigkeiten. Ein oder zwei fanden es glatt unmöglich. Ihre Hände waren wirklich wie zusammengeschweißt!
     Wie Curt vorausgesagt hatte: Sie konnten sich anstrengen, wie sie wollten, sie bekamen ihre Hände einfach nicht auseinander.
     Das gelang erst, als sich die Aufregung etwas gelegt hatte. Ratloses Kopfschütteln ringsum und nervöses Gelächter.
    Die Lektion war glasklar, jeder gute Bühnenzauberer kennt und nutzt sie. Sage etwas nur oft genug, und du wirst Leute finden,
     die dir glauben. Was immer du sie glauben machen willst.
    Zusammenfassung
    In diesem Kapitel haben wir gesehen, dass es tief in unserem Gehirn ein uraltes

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