Gehirnfluesterer
Entschiedenste gegen die Unterstellung verwahrt, er habe mit sogenannten »Folterprogrammen«
etwas zu tun. Tatsächlich aber hatten auch einige hochrangige Militärs an dem Forum teilgenommen, die später an der Entwicklung
»verbesserter« Verhörtechniken beteiligt waren.
Wie man mit Erfahrungen umgeht, hat auch etwas mit dem Attributionsstil zu tun, der Art und Weise, wie die Ursachen für Ereignisse
erklärt bzw. attribuiert werden. Das gilt für negative und positive Ergebnisse. Sie werden auf der Basis von zwei psychologischen
Dimensionen wahrgenommen:
Kontrolle: Führt man das Ergebnis auf innere Ursachen zurück und übernimmt persönliche Verantwortung dafür oder auf äußere
Ursachen, die den Umständen geschuldet sind? (Beides fand auch in Hewstones Studie mit den Muslimen und den Hindus statt.)
Allgemeingültigkeit: Sieht man das Ergebnis als spezifisches einmaliges Ereignis oder als etwas Längerfristiges an?
Stellen Sie sich vor, Sie sind gerade durch eine Prüfung gefallen. Im Hinblick auf diese zwei Dimensionen gibt es vier unterschiedliche
Wege, wie Sie Ihre Leistung einordnen können:
Wenn Sie ein Pessimist sind oder zu Depressionen neigen, dann ist es bei negativen Ergebnissen wahrscheinlicher, dass Sie
einen allgemeinen inneren Attributionsstil haben (linke Spalte unten) – und auch eine größere Tendenz zu erlernter Hilflosigkeit
als jemand, der die Dinge spezifischer sieht.
Nun stellen Sie sich Folgendes vor: Sie stellen fest, dass der Wert der neuen Aktien, die Sie gekauft haben, total in die
Höhe geschossen ist. In Entsprechung zu den zwei Dimensionen gibt es wieder vier Möglichkeiten, wie Sie die Situation betrachten
können:
Wenn das Ergebnis positiv ist, dann kehrt sich der Attributionsstil um. Dann ist es der Optimist, der ein allgemeines Profil
ableitet (linke Spalte unten), während der Pessimist spezifischer ist. Kurz gesagt: Der Optimist schreibt sich gute Ergebnisse
selbst zu und verallgemeinert schlechte, der Pessimist tut das Gegenteil. Das Gute schreibt er den Umständen zu und das Schlechte
sich selbst. 3
Und jetzt kommen wir zum Knackpunkt. Wenn man die Umgebung von Menschen lange genug manipuliert und sie mit Reizen überflutet,
über die sie keine Kontrolle haben, dann werden sich früher oder später die Zuschreibungen ändern. Wie bei Seligmans Hunden
werden externe Metastasen in interne verwandelt und der Wille wird zersetzt. Bei einer Studie in den 1970ern sollten Probanden
Rätsel lösen und wurden dabei Maschinenlärm ausgesetzt. Was passierte? Sie waren besser, wenn sie dachten, sie könnten den
Lärm kontrollieren, als wenn das nicht der Fall war. Aber es war immer derselbe Lärm.
Auch in der routinemäßigen Polizeiarbeit, in Verhörzimmern und Wachen, in denen es lange nicht so hart zugeht wie in Gefangenenlagern,
ist die Dynamik der Kontrolle ein wesentliches Mittel, um zu Informationen zu gelangen; vor allem, wenn diese anders nicht
zu haben sind. Hören Sie, was mir ein hochrangiger britischer Kriminalbeamter sagte: »Schauen Sie, manche von denen, die wir
hier hereinbekommen, sind es gewohnt, das Sagenzu haben und Dinge auf ihre Weise zu regeln. Wir haben hier Bandenführer, Frauenmisshandler und sonst wen noch. Aber sobald
du hier durch die Tür kommst, kehren sich die Rollen um. Wir kontrollieren alles, was mit dir hier drin vor sich geht, jede
Bewegung, die du tust. Was auch immer du willst – es ist allein unsere Sache. Wir bestimmen, wann du Tee bekommst, wann du
auf die Toilette gehen kannst, ob das Licht in deiner Zelle brennt oder ob es aus ist. Alle diese kleinen Dinge, die für dich
selbstverständlich sind, wenn du zu Hause bist – vergiss sie. Sobald du hier hereinkommst, sind wir zuständig. Wir können
durch die Beobachtungsklappe in der Tür jederzeit hereinschauen zu dir, wann immer es uns passt, und wenn wir keine Lust haben,
mit dir zu reden, lassen wir sie einfach zufallen. Verstehen Sie, was ich meine? Wenn ich sage, dass wir alles kontrollieren,
dann meine ich
alles
. Und daran sind viele, die hier hereinkommen, einfach nicht gewöhnt. Sie mögen es nicht, wenn die anderen den Stiefel anhaben.
Aber früher oder später kapieren es die meisten.«
Glauben machen
Dasselbe geschieht in Sekten oder ähnlichen Gemeinschaften. Deren Führer folgen – auf die Faktoren gestützt, mit denen wir
uns bis hierher beschäftigt haben und die dazu dienen, den Fluss der Konformität
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