Gehirntraining - Ueber Die Benutzung Des Kopfes.
Radfahren an, noch bevor er das erste Rad geschenkt bekommt. In diese Kategorie gehören auch unsere »Spaghetti-Neuronen«, die unseren Lernprozess als Kind so erleichtert hatten. Ähnlich ist das Leben später, wenn wir einem Meister, Guru oder Mentor im Laufe einer Zeit vieles »abschauen«. Drittens schließlich lernen wir mit Spiegelneuronen manche Dinge quasi auf Vorrat. Unser Gehirn speichert die Szene für die Zukunft. Im einen Fall speichert es also die entscheidenden Vorgänge zu einem Lebensabschnitt, im anderen können die Vorgänge an einen bestimmten Umstand gekoppelt sein, wie »Chefsessel besetzen«, und dann setzt die Zeitbombe Spiegelneurone gewisse Verhaltensweisen frei - gleich ob man dreißig oder fünfundfünfzig Jahre alt ist.
Das ist übrigens die Erklärung für ein Phänomen, das eine Langzeitstudie von Forschern der Harvard-Universität gefunden hat, ohne allerdings damals die Gründe erklären zu können. Man hatte Absolventen 28 Jahre lang
beobachtet und ihnen halbjährlich Fragen vorgelegt. Ihr Fazit: Menschen führen - und lehren - so, wie sie in den ersten Jahren selbst geführt - und belehrt - worden waren. Die Lehr-Zeitbombe wird gewissermaßen in der Kindheit »scharf gemacht«, und dann nützen Jahre didaktischen Studiums umso weniger, je mehr man dort vor allem über das Lehren redet (wie auf unseren Pädagogischen Hochschulen). Nur konsequentes Training, das heißt Handeln, kann diese Zeitbomben durch neue Erfahrungen und damit die anderweitige Nutzung der Spiegelneuronen verändern.
Ich erinnere an den jungen Rebellen, der zeit seines Lebens gegen Autoritätsfiguren gekämpft hat und den die Kollegen unter anderem deshalb schätzten. Wenn sie ihn dann eines Tages zum Chef haben, sind sie völlig erstaunt, weil er über Nacht all die schlimmen Manierismen, die er an großen Chefs immer bekämpft hatte, selbst an den Tag legt. Solches Verhalten konnte man sich lange nicht erklären, aber Spiegelneuronen machen es verständlich: In dem Moment, da er sich zum ersten Mal in seinen großen Chefsessel fallen lässt, geht die Zeitbombe hoch und sämtliche Spiegelneuronen, die das Chef-Verhalten spiegeln, werden aktiviert.
Das Interessante ist, dass der Betroffene das überhaupt nicht mitbekommt. Seine Selbsteinschätzung hat sich durch diesen Vorgang nicht geändert. Er hält sich nach wie vor für den Rebellen, keiner kann nachvollziehen, wie jemand so wirklichkeitsfern sein kann.
Wir kennen eine Parallele in amerikanischen Filmen. Die Ehefrau, die zu ihrem Mann sagt: »Wenn ich je so
werde wie meine Mutter, erschieß mich!« Später weiß der arme Kerl nicht, wann er zur Waffe greifen müsste. Als junge Frau war sie ihrer Mutter tatsächlich extrem unähnlich, aber im Laufe der Zeit platzen die Spiegelneuronen-Bomben oder -bömbchen. So wird sie im Laufe der Zeit ihrer Mutter immer ähnlicher. Alle nehmen das wahr, ihr Mann, die Kinder, ihr Vater, die Nachbarn, nur sie selbst ahnt nichts davon.
Das Zusehen schafft die ersten Spiegelneuronen. Der Junge, der nicht beim Radfahren zusieht und kein Interesse daran entwickelt, wird keinen Spiegelneuronen-Vorsprung haben und mühsam lernen müssen, was durch Zuschauen viel leichter gewesen wäre. So ähnlich ist es, wenn die Schule vorschreibt, dass alle Kinder zum gleichen Zeitpunkt dasselbe im selben Tempo lernen müssen, weil die Lehrkraft das will, unabhängig davon, dass das eine Kind seit Langem bereit ist, diese Tätigkeit zu meistern, während andere - vor allem jene aus bildungsfernen bis bildungsfeindlichen Familien - keinerlei Spiegel-Neuronen für diese Tätigkeiten besitzen, weil zu Hause niemand etwas vorgemacht hat.
Der Psychoanalytiker Joachim Bauer zog in seinem Buch über Spiegelneuronen (»Warum ich fühle, was du fühlst«) den Schluss, dass keinerlei Lernen ohne Aktivierung der Spiegelneuronen stattfindet. Man bedenke, dass wir jahrtausendelang Verhaltensweisen vor allem dadurch lernten, dass wir über längere Zeiträume immer wieder zugeschaut haben, bis wir begannen, mitzumachen und es am Ende alleine ausführen konnten.
Abb 4
Dreifach kombiniert: Setzen Sie zehn Wörter aus je drei Wortteilen zusammen, von denen jedes in einem anderen Quadrat steht. Die Wortteile können von innen nach außen oder von außen nach innen zusammengesetzt werden. Beugungen wie »Beratung(s)« sind erlaubt.
Die Auflösung des Worträtsels finden Sie im Anhang.
Vorlage: Bundesverband Gedächtnistraining e.V.
Das Abenteuer
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