Gehirnwaesche - Die Aasgeier - Streit bis aufs Blut
Gepäckstücke abstellen und verschließen konnte. Er nahm den Inhalt seiner Brieftasche und auch das Geld, das er Skiros abgenommen hatte, alles in allem zwölfhundert amerikanische Dollar und tausend Pfund Sterling. Er schob das Geld in den hinteren Teil des Faches, verschloß es und steckte den Schlüssel zwischen die Sohlen seines rechten Schuhs.
Famia machte ein ängstliches Gesicht, als er wieder ins Cafe kam. Er tätschelte ihr beruhigend die Hand und ging noch einmal an die Theke.
»Ich habe mich schon gefragt, wo Sie geblieben sind«, sagte Pinaud.
Chavasse hob die Schultern. »Ich habe mal nachgesehen, ob es nicht noch eine Bahnverbindung gibt nach Saint-Denise oder so was. Bis neun Uhr ist es noch lange hin.«
»Machen Sie sich keine Sorgen«, sagte Pinaud und lächelte freundlich. »Setzen Sie sich und trinken Sie in aller Ruhe Ihren Kaffee. Es gibt eine ganze Menge von Bauern und Marktleu ten, die morgens die Strecke fahren. Ich werde schon einen auf treiben, der Sie mit nach Saint-Denise nimmt. Irgendeiner fährt bestimmt dahin.«
»Das ist sehr freundlich von Ihnen. Vielleicht trinken Sie einen Kognak mit mir? Es ist ziemlich kalt heute.«
»Eine gute Idee.« Pinaud griff eine Flasche und füllte die Gläser. »Auf Ihre Gesundheit, Monsieur.« Er hob sein Glas und lächelte.
Chavasse erwiderte das Lächeln. »Und auf Ihre.«
Der Kognak brannte in der Kehle. Er nahm seinen Kaffee, setzte sich wieder an den Tisch und harrte der Dinge, die da kommen sollten.
Leute kamen und gingen; die meisten waren Träger von dem nahegelegenen Markt. Chavasse bestellte dem Mädchen noch einen Kaffee und wartete weiter. Ungefähr eine halbe Stunde später tauchte aus einer kleinen Straße auf der gegenüberlie
genden Seite des Platzes ein alter Lieferwagen auf.
Chavasse sah ihn über den Platz fahren – und gleich dahinter einen Renault aus derselben Straße kommen und am Bordstein halten. Der Lieferwagen fuhr bis vor das Cafe und hielt dicht neben dem Fenster. Jacaud stieg aus.
Das Mädchen war plötzlich ganz aufgeregt. »Dieser Mann da – was der für ein furchtbares Gesicht hat. Er sieht so – so gemein aus.«
»Das Äußere eines Menschen täuscht oft«, sagte Chavasse.
Jacaud blieb einen Augenblick in der Tür stehen und warf einen beiläufigen Blick durch den Raum, als ob er einen Bekannten suchte. Dann ging er zur Theke, aber er hatte sie bemerkt; Chavasse war ganz sicher. Er verlangte eine Packung Zigaretten, und Pinaud sagte etwas zu ihm. Er warf einen Blick über die Schulter zu Chavasse und dem Mädchen und drehte ihnen wieder den Rücken zu. Pinaud goß ihm einen Kognak ein und kam dann hinter seiner Theke hervor.
»Sie haben Glück, Monsieur«, sagte er zu Chavasse. »Dieser Mann fährt nach Saint-Denise. Er will Sie mitnehmen.«
Chavasse wandte sich an das Mädchen und sagte auf eng
lisch: »Unser gutaussehender Freund will uns mitnehmen. Sollen wir sein Angebot annehmen?«
»Warum nicht?«
Chavasse lächelte. »Einem geschenkten Gaul schaut man nicht ins Maul.«
Jacaud leerte sein Glas und ging zur Tür. Er blieb stehen und sah Chavasse mit ausdruckslosem Gesicht an. »Sie wollen nach Saint-Denise, habe ich gehört? Ich habe dieselbe Strecke. Ich nehme Sie gern mit.«
»Wunderbar«, sagte Chavasse freundlich. »Wir kommen gleich mit.« Jacaud sah zu Pinaud und nickte. »Du hörst von mir über alles Weitere«, sagte er auf bretonisch und ging nach draußen. Er saß schon hinter seinem Steuer, als Chavasse und das Mädchen einstiegen. Vorn war nur noch ein Sitzplatz. Das Mädchen setzte sich neben Jacaud, und Chavasse hob die Koffer in den Laderaum und kletterte hinterher. Jacaud fuhr sofort los. Der alte Lieferwagen rumpelte über die schlechte Straße an dem Renault vorbei. Chavasse warf einen schnellen Blick auf den Fahrer; er hatte auffallend blondes Haar. Nun startete auch der Renault und fuhr ihnen nach. Interessant, dachte Chavasse.
Chavasse befühlte den Griff der Smith & Wesson in der Half ter an seinem Rücken, dann setzte er sich zurück und war gespannt, wie die Dinge sich entwickeln würden.
In ein paar Minuten waren sie aus der Stadt und fuhren über eine schmale Landstraße. Es regnete heftig, und über dem Boden lag ein leichter Nebel; die Sicht war schlecht, aber ab und zu war hinter den Kiefernbäumchen in einiger Entfernung das Meer zu sehen.
Der Renault blieb so dicht hinter ihnen, daß er den Fahrer deutlich
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