Gehorche mir!
dass er nicht an sie dachte, sondern an seine Firmenkrise.
Sie wollte nicht enttäuscht sein, war es aber doch, und ärgerte sich darüber.
Ich muss dabeibleiben: Ich will nie wieder einem Mann so völlig verfallen, dass mein ganzes Lebensglück von ihm abhängt. Wir haben Spaß miteinander und basta. Es gibt keinen Grund, gefühlsduselig zu werden, alberne Eifersuchtsspielchen zu spielen oder die Sache sonst irgendwie unnötig zu verkomplizieren. Bis heute Abend gehört er seiner Firma, danach wieder mir
.
Die Stimme der Vernunft war klar und deutlich, aber die Stimme des Herzens tönte um einiges lauter. Sie sprach von Schmerz und Sehnsucht und dem Widerwillen allein zu sein, und sei es nur für ein paar Stunden. Vielleicht konnte sie Celia von Alan loseisen. Oder sich von Kay-Lin wieder verwöhnen lassen. Oder die Zeit einfach in der Hängematte verschlafen.
Sie betrachtete Devin, seine eleganten Bewegungen, seine dunklen Augen, die Kurve seiner Lippen, die Hände, von denen sie sich so gern streicheln und schlagen ließ. Ein Gefühl, so tief, dass sie nicht wagte, es zu ergründen, erfüllte sie. Sie hätte ihn gern gefragt, was er für sie empfand und rang nach den richtigen Worten. Es sollte nicht zu aufdringlich sein, nicht zu sehr danach klingen, als wäre sie emotional bedürftig. Es musste eine harmlose Frage sein, die man ruhig stellen durfte, wenn man mit einem Mann seit drei Wochen genialen Sex hatte.
Sie dachte noch nach, da legte Devin seinen Löffel hin und sagte nach einem weiteren Blick auf die Uhr: „Jetzt wird der Seniorchef im Büro sein. Ich muss die nächsten Transaktionen mit ihm absprechen.“
„So ein Spätaufsteher“, meinte Leanne auf der Suche nach einem Ventil für ihre schlechte Laune.
„Das ist die Zeitverschiebung. Er ist gerade bei unseren Partnern in den USA.“
„Ah so.“
„Du hast übrigens auch einen Termin.“ Er tupfte sich mit der Serviette die Mundwinkel ab. „Es gibt hier ein kleines Atelier. Dort wirst du für ein Aktbild Modell sitzen.“
Was fiel ihm ein, einfach so über sie zu bestimmen! Sie wollte aufbrausen, fing sich aber rechtzeitig und bemühte sich um einen sachlichen Tonfall. „Es wäre nett gewesen, wenn du mich vorher gefragt hättest, ob ich nicht andere Pläne habe.“
„Betrachte es als Überraschung“, sagte er. „Du liebst doch Überraschungen.“
„Nur herumzusitzen, während jemand mich malt, finde ich nicht gerade prickelnd, wenn ich ehrlich bin.“
Wieso grinste er sardonisch? Leanne war zusehends verunsichert.
„Du wirst dich bestimmt nicht langweilen, mein Elfchen. Denn du hast völlige Freiheit, darfst tun und lassen, was du willst. Es gibt kein Orgasmusverbot oder dergleichen.“
Jetzt war es um ihre Beherrschung geschehen. „Hör mal, du spinnst wohl! Ich lasse mich doch nicht von irgendwelchen fremden Männern begrapschen.“
Ihr Wutausbruch ließ sein Grinsen noch breiter werden. „Du wirst einen wunderbaren Nachmittag verbringen, ganz ohne Männer. Iss in Ruhe fertig. Carl kommt in fünfzehn Minuten und begleitet dich ins Atelier. Die Künstlerin freut sich schon auf dich.“
Leanne sah Devin mit offenem Mund nach. Sie war nahe daran, ihm eine Baguettescheibe hinterherzuwerfen.
Dann klang der letzte Satz in ihr nach:
Die Künstlerin freut sich schon auf dich
.
Dafür kam nur eine Person in Frage: Die strenge Herrin Alessa, vor der Leanne einen Heidenrespekt hatte. Mit ihr allein zu sein – der Gedanke machte sie hochgradig nervös. Sie könnte ihr absagen. Genau, das würde sie tun. Niemand konnte sie zwingen, einen Termin wahrzunehmen, den Devin für sie vereinbart hatte. Sie war immer noch ein freier Mensch und bestimmte selbst darüber, wie sie ihre Zeit verbrachte.
Als die Suppenteller abgedeckt wurden und der Kellner fragte, ob er ihr noch etwas bringen konnte, bestellte sie aus Trotz ein Dessert. Alessa würde warten müssen.
Carl kam, als sie gerade begonnen hatte, die Mousse au Chocolat mit frischen Erdbeeren zu genießen. Leanne kaute und lächelte, sobald sie den Mund leer hatte.
„Ich soll Sie zu Jo in die Bibliothek begleiten“, sagte er.
Leanne warf den Löffel hin, der schon wieder auf halbem Weg zum Mund war. Jo, nicht Alessa! Devin, der verflixte Teufel, hatte sie bewusst in die Irre geführt, damit die Überraschung umso größer war.
„Essen Sie in Ruhe auf“, sagte Carl. „Ich bin etwas zu früh dran, weil ich noch mit Ihnen reden wollte. Darf ich mich kurz setzen?“ Er nahm ihr
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