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Gehorche mir!

Gehorche mir!

Titel: Gehorche mir! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jansen Nina
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in ein Luftloch. Der Becher mit dem Saft rutschte der Flugbegleiterin aus den Fingern, landete auf dem Tablett und kippte um. Geistesgegenwärtig hielt der Mann das Magazin an den Rand des Tabletts, an dem es eine Staumauer bildete.
    Die Flugbegleiterin begann eifrig mit Servietten den Saft abzuwischen. „Haben Sie etwas abbekommen?“
    Der Mann sah an sich herab. „Nur ein paar Spritzer auf die Krawatte.“
    Die Flugbegleiterin wollte sich daran zu schaffen machen, doch Celia ging dazwischen. „Halt! Nicht einfach mit einer Serviette abwischen. Zuckerhaltige Flecken auf Leder entfernt man am besten mit einem Tuch, das mit lauwarmem Wasser durchfeuchtet ist.“
    Der Mann zog ein weißes gebügeltes Taschentuch aus seiner Hosentasche. Die Flugbegleiterin ging und kehrte kurz darauf mit einer Kaffeetasse zurück, in der lauwarmes Wasser war. Celia tauchte das Taschentuch ein und rieb die drei Flecken auf der Krawatte gründlich ab. „Das Leder ist an der Stelle jetzt etwas dunkler, aber nur vorübergehend.“
    „Danke.“
    Sie lächelte ihn an und bekam ein Lächeln zurück, das ihr das Gefühl gab, das Schicksal hätte sie nur wegen dieses einen, wundervollen Augenblicks auf ihre verrückte Reise geschickt.
    „Celia Cavendish“, stellte sie sich vor.
    „Alan Parr.“
    Die Flugbegleiterin servierte einen neuen Orangensaft, entschuldigte sich, fragte Mr. Parr, ob sie ihm eine andere Zeitschrift bringen sollte, was er verneinte. Dann zog der Servierwagen eine Reihe weiter.
    Celia legte das nasse Taschentuch zusammen und gab es ihm zurück. Er sah es einen Augenblick ratlos an, dann legte er es zusammen mit dem Magazin auf den freien Sitz neben sich.
    „Sie kennen sich also mit Leder aus?“
    Wieso brachte diese simple Feststellung sie so in Verlegenheit? Ah ja, der Lederdildo. Diese Assoziation war neu, aber schon fest in ihrem Hirn verankert.
    „Ich arbeite beruflich damit“, sagte sie. „Ich bin Handschuhdesignerin.“
    „Das klingt faszinierend.“
    Meinte er das ernst? Celia hatte oft genug erlebt, dass man sich über sie lustig machte mit Bemerkungen wie: „Design doch mal Handschuhe, die man nicht ständig verliert.“
    „Ja, das ist es wirklich. Genau wie bei Brillengestellen ist es gerade die durch die Funktionalität vorgegebene Beschränkung, die einen besonderen Reiz darstellt, vor allem im Haute-Couture-Bereich. Ich war gerade in Mailand und ... aber damit langweile ich Sie wahrscheinlich.“
    „Wie könnte man jemanden mit Mailand langweilen?“
    So ermuntert plauderte sie drauflos und kam dabei richtig ins Schwärmen. Er hörte aufmerksam zu und machte ein paar Bemerkungen, die ihr verrieten, dass er auch schon in Mailand gewesen war.
    „Und Ihre Reise nach Glasgow, ist die auch beruflich?“, wollte er wissen.
    „Nein, sie ist privat und ... und etwas überstürzt.“ Hoffnungsvoll sah sie ihn an. „Wie gut kennen Sie sich im Raum Glasgow aus?“
    „Bestens. Warum?“
    „Wissen Sie vielleicht, wo Glowcastle liegt?“
    Bildete sie es sich nur ein, oder verdunkelte sich sein Blick?
    „Wollen Sie denn dorthin?“
    „Ja, natürlich.“ Warum hätte sie sonst fragen sollen?
    Alan Parr, der eben noch so aufgeschlossen und unverkrampft gewirkt hatte, musterte sie jetzt mit unverhohlener Skepsis. „Wer nach Glowcastle will, weiß für gewöhnlich, wie er es findet.“
    Was war das denn für eine rätselhafte Bemerkung? Sie hätte ihn zu gern gefragt, was genau dieses geheimnisvolle Glowcastle denn war, aber damit hätte sie zugegeben, dass sie nicht einmal
das
wusste, was ihn wohl noch reservierter gemacht hätte.
    „Es ist so“, tastete sie sich vor, „dass meine Freundin Leanne vorausgefahren ist. Ich soll nachkommen.“
    „Ach so.“ Die Erklärung schien zu funktionieren. „Leanne hätte Ihnen sagen sollen, wie Sie es finden. Am besten rufen Sie sie an und bitten Sie um eine Wegbeschreibung.“
    „Sie hat ihr Handy daheim vergessen.“ Das entsprach immerhin der Wahrheit.
    „Dann rufen Sie Leannes Begleiter an.“
    Celia runzelte die Stirn. „Ich hatte nicht erwähnt, dass meine Freundin in männlicher Begleitung ist.“
    „Nein, aber anders würde sie dort nicht hineinkommen.“ Er sah sie so misstrauisch an wie sie ihn. „Ich habe das Gefühl, dass Sie recht wenig über Glowcastle wissen.“
    „Es ist ein Wellnesshotel“, sagte sie mit einer Spur Trotz.
    Er lachte kurz auf und grinste dann. „Ja, so könnte man es auch nennen. Oder einen mehr als exklusiven

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