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Gehorche mir!

Gehorche mir!

Titel: Gehorche mir! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jansen Nina
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steigere dich doch nicht so hinein. Es ist bestimmt nichts passiert. Das verspreche ich dir.“
    Celias Vertrauen in die Versprechungen Erwachsener war aufgrund der anschließenden Ereignisse in den Grundfesten erschüttert worden. Sie war jetzt selbst erwachsen, aber die Stimme ihrer Vernunft hatte wenig Gewicht, denn sie erschien ihr so unzuverlässig wie die Stimme ihrer Mutter.
    Niemand kann in die Zukunft sehen. Ich kann nur meinem Bauchgefühl vertrauen. Es ist der einzige Halt, den man in einer Welt voller Gefahren hat
.
    „Verzeihung, wir sind da“, sagte der Taxifahrer in Celias Gedanken hinein, wahrscheinlich schon zum wiederholten Mal, denn er klang ungeduldig. Er besaß nicht den Charme des Italieners, der sie am Samstag nach Hause chauffiert hatte.
    Celia bezahlte, stieg aus und nahm den Koffer entgegen.
    Eine Stunde später saß sie am Mittelgang des Airbus Jets und genoss den Moment, als die Maschine die Wolken durchstieß. Es war das, was sie am Fliegen am meisten genoss. Ein geradezu erhabener Moment. Sofort besserte sich ihre Laune, und sie hörte auf, nach innen auf ihre besorgte Stimme zu lauschen.
    Sie starrte so intensiv an dem Mann vorbei, der links von ihr am Fenster saß, dass er ihr anbot, die Plätze zu tauschen. „Dann können sie die Aussicht genießen, ohne ein steifes Genick zu bekommen.“
    „Danke, gern.“ Celia sah ihn zum ersten Mal an und fragte sich sofort, wie sie es geschafft hatte, sich neben einen so gut aussehenden Mann zu setzen, ohne ihn überhaupt zur Kenntnis zu nehmen. Der Platz zwischen ihnen war frei.
    Sie löste den Gurt, stand auf, ließ ihn an sich vorbei in den Gang und setzte sich dann auf den Fensterplatz. Erfreut registrierte sie, dass er sich nicht an den Gang setzte, sondern direkt neben sie.
    Jetzt musste sie sich regelrecht zwingen, wieder nach draußen zu sehen, denn lieber hätte sie den Mann genauer studiert. Sie warf den einen oder anderen Seitenblick auf ihn, aber mehr traute sie sich nicht. Er las ein Managermagazin. Sie betrachtete eingehend und, wie sie hoffte, unauffällig seine Hände und nahm dabei in Gedanken Maß für Handschuhe. Seine schlanken Finger waren geradezu perfekt dafür geschaffen, in Leder gehüllt zu werden. Am besten wäre ein ungefütterter Klassiker mit drei Handaufnähten. Seine Fingernägel waren kurz geschnitten und sauber, seine Bewegungen beim Blättern so geschmeidig, dass er fast geräuschlos die Seiten umschlug.
    Sie fuhr sich durchs Haar und überlegte fieberhaft, wie sie heute überhaupt aussah. Wann hatte sie sich das letzte Mal gekämmt? Hatte sie heute früh Makeup aufgetragen? Wie konnte das Schicksal – ob nun herausgefordert oder nicht – so hinterhältig sein, einen interessanten Mann ihren Weg kreuzen zu lassen, wenn sie eine khakifarbene Cargohose trug und ein T-Shirt, das zu weit geschnitten war, um ihre Brüste zu betonen?
    Die Flugbegleiterinnen begannen die Getränke zu servieren. Das gab Celia die ersehnte Gelegenheit, den Kopf nach rechts zu wenden und den Mann zu studieren.
    Er war mittelgroß, schlank und trug einen dunkelbraunen Feincordanzug, der schlicht wirkte, dem Celia aber mit Kennerblick ansah, dass er maßgeschneidert war. Er trug dazu ein weißes Hemd und eine Lederkrawatte. Die Farbe der Krawatte korrespondierte mit seinen Augen, die von einem schimmernden Bernsteinbraun waren. Seine dunkelblonden Haare waren fein und weich, aber so akkurat geschnitten, dass sie seine für einen Mann erstaunlich zarten Gesichtszüge ausglichen und ihm dadurch etwas Männliches und dabei doch Verletzliches gaben.
    Sein Blick wanderte langsam über die Zeilen. Ein Mensch, der keine Eile kannte. Auch etwas, das ihn nicht gerade als Manager auszeichnete. Seine Lippen waren sinnlich und weich, hatten schöne Konturen, geradezu vollkommene Mundwinkel. Seine Wangen wirkten so glatt, als hätte er gerade einen Werbespot für die absolute Innovation in Sachen Rasierklingen gedreht. Alles in allem fand sie ihn umwerfend männlich, gerade wegen seiner fehlenden Kantigkeit und Kratzigkeit.
    „Orangensaft, Tomatensaft? Was kann ich Ihnen geben?“
    Celia hatte das Gefühl, schon wieder eine Frage mehrfach überhört zu haben. „Oh, äh, ein Wasser bitte.“ Sie bekam einen durchsichtigen Plastikbecher und eine kleine Papierserviette in die Hand gedrückt.
    „Für mich bitte einen Orangensaft“, bat der Mann, schlug das Managermagazin zu und klappte den Tisch vor sich herunter.
    Plötzlich sackte das Flugzeug

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