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Gehorche mir!

Gehorche mir!

Titel: Gehorche mir! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jansen Nina
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würde doch eins besitzen. Oder lag Glowcastle so abseits der Zivilisation, dass man dort kein Netzsignal empfing? Dann gab es aber immerhin noch Festnetztelefone.
    Leanne hatte versprochen, sich sofort zu melden, wenn sie ankamen. Und das wäre in den frühen Morgenstunden gewesen. Jetzt war es schon mittags. Celia checkte immer wieder, ob ihr Handy an war, ob das Festnetztelefon noch funktionierte, ob eine Nachricht auf dem Anrufbeantworter war. Es war so schlimm wie am Samstag, als Leanne nicht zum Flughafen gekommen war. Und dafür hatte es eine einfache Erklärung gegeben. Diesmal gab es die sicher auch. Natürlich könnten sie und Devin einen Unfall gehabt haben. Oder sie waren noch nicht angekommen, weil sie beschlossen hatten, doch nicht die Nacht durchzufahren, sondern in einem Hotel einen Zwischenstopp einzulegen.
    Ja, es gab sicher eine logische Erklärung. Aber es gab auch Celias Kopfkino und das hatte keinen Ausschaltknopf. Leanne könnte längst in den Fängen einer Bande von Sadisten sein, die Devin fürstlich dafür entlohnten, dass er ihnen Frauen besorgte. Sie könnte gezwungen werden, in einem Snuff-Movie mitzuspielen. Das gehörte zu Celias schlimmsten Alpträumen, seit sie einen Bericht im Fernsehen darüber gesehen hatte, dass es wahnsinnige Mörder gab, die ihre Taten filmten – ja, die genaugenommen die Taten nur begingen, um sie zu filmen – und die damit auch noch Geld verdienten, indem sie die grausigen Werke illegal verkauften.
    Gegen Mittag hatte sie keine Kraft mehr, gegen ihre Ängste anzukämpfen. Sie rief „Waters Worldwide Tours” an und erkundigte sich nach dem nächstmöglichen Flug nach Glasgow. Vor dort würde sie sich nach Glowcastle durchfragen. Und dann? Nun, das würde sie entscheiden, wenn sie diesen geheimnisvollen Ort gefunden hatte.
    Celia stellte sich die Szene im Geiste vor.
    Ich stöbere Devin und Leanne in einem langweiligen Road Inn auf, das Glowcastle heißt. Leanne fragt: „Was machst du denn hier?“ Und ich antworte entrüstet: „Du hast nicht angerufen.“
    Wer war hier der Kontrollfreak?
    „Heute um viertel nach vier“, sagte Anna Waters am Telefon.
    Celia schüttelte den Kopf, um ihre Gedanken freizukriegen. „Buchst du bitte den Flug für mich? Nur den Hinflug. Ich weiß noch nicht, wann ich zurückfliege. Danke.“
    Falls Leanne bis dahin anrief und alles in Ordnung war, würde sie den Flug eben wieder stornieren.
    Ich tue es schon wieder – ich fordere das Schicksal heraus!
    Trotzdem half es. Sie hatte jetzt ein Ziel und das beruhigende Gefühl, etwas zu unternehmen.

    Das Gefühl hielt an bis zu dem Moment, als sie zwei Stunden später in einem Taxi nach Heathrow fuhr.
    Erst vorgestern war sie angekommen, und von da an war alles schiefgegangen. Leanne hatte sie nicht abgeholt, war dann mit Devin im Schlepptau erschienen, gerade als Celia sich selbst befriedigte. Am nächsten Tag hatte Devin sie in dem gewagtesten Outfit gesehen, das sie je besessen hatte, hatte ihre Küche in unglaublichem Tempo in ein Ausstellungsstück verwandelt und ihr zum Abschied mit einer unflätigen Bemerkung den Boden unter den Füßen weggezogen. War es da ein Wunder, dass sie in Panik geriet? Dass ihr alles so unwirklich vorkam?
    Es war eine Reise ins Ungewisse, die sie da antrat. Sie wusste nicht, ob sie Leanne finden würde, und ob Leanne ihr diese Einmischung in ihr Privatleben jemals verzeihen würde.
    Doch ihr Kopfkino zeigte ihr in allen Varianten, was Devin ihrer Leanne genau in diesem Moment womöglich antat. Die abstrusesten Ideen kamen ihr in den Sinn: Glowcastle war der Deckname eines Sammlers, vielleicht eines Ölscheichs, der in allen Ländern der Welt hübsche Blondinen für seinen Harem sammelte, und Devin war sein Einkäufer, der eine Menge Geld für Leanne kassieren würde. Inzwischen war sie schon in Saudi-Arabien und wurde ihrem Besitzer vorgeführt.
    Wenn Roberto hier wäre, würde er mir helfen, aus diesem entsetzlichen Gedankenkarussell auszusteigen
.
    Immer, wenn Celia anfing, sich in etwas hineinzusteigern, hatte er sie an den Schultern genommen, ihr tief in die Augen gesehen und mit ruhiger Stimme gesagt: „È solo un prodotto della tua fantasia.“
    Aber nicht immer waren ihre schlimmen Ahnungen ein Produkt ihrer Fantasie. Als Kind hatte sie einmal ihre Katze vor dem sicheren Tod gerettet. Ihr wurde heiß und kalt, wenn sie daran dachte, wie knapp es gewesen war. Die besänftigenden Worte ihrer Mutter klangen ihr heute noch im Ohr. „Jetzt

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