Gehorche mir!
Herrenclub.“
Was konnte an diesem Herrenclub schon so exklusiv sein? Wahrscheinlich tranken sie teure Weine, aßen dekadente Menüs und redeten über Weltpolitik, als könnten sie sie irgendwie beeinflussen. Sie stellte sich reiche Industrielle vor, die miteinander klüngelten, sich Aufträge zuschanzten, illegale Gelder wuschen und ihre Frau mit der naiven Assistentin betrogen, die sie einzig zu dem Zweck als Gast mitgebracht hatten. Genau so schätzte Celia Devin Flinkman ein. Bestimmt hatte er eine Frau, die daheim auf drei Kinder aufpasste, sie zum Ballett und zum Hockeytraining chauffierte, eine Köchin und eine Putzfrau herumkommandierte und keine Ahnung hatte, was ihr Mann auf seinen angeblichen Geschäftsreisen so trieb. Dass er an Leanne noch seine sadistische Ader austoben konnte, kam ihm sicher sehr entgegen. Aber irgendwann würde er ihrer überdrüssig werden – und dann würde Leanne weinend in Celias Arm liegen und ihr schwören, nie wieder auf so einen verlogenen Mistkerl reinzufallen. Und Celia würde als gute Freundin darauf verzichten zu sagen: „Ich hatte dich gewarnt“, sondern Leanne lieber versprechen, von jetzt an besser auf sie aufzupassen.
Sie sah Alan an. „Warum sagen Sie mir nicht einfach, wie ich diesen Club finde?“
„Weil nur die Mitglieder den Weg dorthin kennen.“
„Nun, ich werde mich schon irgendwie durchfragen.“
„Nein, das werden Sie nicht. Das garantiere ich Ihnen.“
„Wie meinen Sie das?“
„Ich werde Sie mitnehmen.“ Er griff wieder nach dem Magazin.
Celia war elektrisiert. „Sind Sie Mitglied?“
„Ich bin der stellvertretende Geschäftsführer. Aber jetzt würde ich gerne lesen, wenn es Ihnen nichts ausmacht.“
Nun, sie würde ihn nicht weiter bedrängen. Sie bat die Flugbegleiterin, die die leeren Plastikbecher einsammelte, um eine Zeitung. Dann tat sie so, als würde sie sie lesen, während sie in Wirklichkeit während des restlichen Fluges nur versuchte dahinterzukommen, warum sie Alan Parr so sexy fand.
Celias Arm lag auf der Lehne zwischen ihnen. Alan gab vor zu lesen, während er ihren nackten Arm ausgiebig betrachtete. Die Haut war leicht gebräunt, was ihren Bericht von der Mailandreise zu belegen schien. Doch er misstraute ihr mindestens genau so sehr, wie er sich von ihr angezogen fühlte.
Als Alan gesagt hatte, dass er fasziniert war, hatte er es tatsächlich gemeint, und zwar gleich in mehrfacher Hinsicht. Celia Cavendish war eine interessante Erscheinung. Nachlässig gekleidet, aber von unterschwelliger Eleganz, die sich in ihrer Körperhaltung und in ihren Bewegungen ausdrückte. Sie war ungeschminkt, was ihm gefiel, denn sie hatte einen schönen, ebenmäßigen Teint und ausdrucksvolle braune Augen mit schwarzen Wimpern, die auch ohne Mascara dicht und sinnlich waren. Sie trug ihre kastanienfarbenen Locken unordentlich im Nacken zusammengebunden. Es waren Haare, die dazu einluden, in ihnen zu wühlen.
Er fand, dass ihr kreativer Beruf wunderbar zu ihr passte, und die enthusiastische Art, wie sie davon sprach, zeigte, dass sie völlig darin aufging.
Am meisten aber faszinierte ihn die offensichtliche Unsicherheit, die sie umtrieb. Etwas beherrschte ihre Gedanken und ließ ihr keine Ruhe. Immer wieder versank sie in Grübelei, seufzte, schüttelte den Kopf, als versuchte sie einen Gedanken zu verscheuchen.
Was auch immer sie beschäftigte, es musste mit Glowcastle zusammenhängen. Spielte sie nur die Ahnungslose, oder wusste sie wirklich nicht, was sie dort erwartete? Wie kam es, dass sie dann überhaupt davon gehört hatte?
Von ihr darauf angesprochen zu werden, war ihm sehr sonderbar vorgekommen und hatte ihn für einen Augenblick sogar erschreckt, denn es konnte kein Zufall sein, dass sie ausgerechnet ihn fragte. Wahrscheinlicher war es, dass sie wusste, dass er der stellvertretende Geschäftsführer war und ihm deswegen nachspionierte. Sie war vielleicht eine Journalistin oder Privatdetektivin. In dem Fall hatte sie ihre Tarnung als Handschuhdesignerin perfekt einstudiert. Aber hätte sie ihn dann so direkt nach Glowcastle gefragt? Wäre es nicht klüger gewesen, ihm heimlich zu folgen?
Wenn er sie nach Glowcastle mitnahm, erfüllte das gleich zwei Zwecke. Zum einen wollte er sie nicht aus den Augen verlieren. Zum anderen war es die einzige Möglichkeit zu verhindern, dass sie versuchte, den Weg durch Fragen herauszufinden. Nützen würde es ihr zwar nichts, aber sie würde den Namen immer wieder nennen, bis irgendjemand
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