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Geht das denn schon wieder los?

Geht das denn schon wieder los?

Titel: Geht das denn schon wieder los? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Evelyn Sanders
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ganzen Kalorienbomben auf die bunten Teller zu verteilen.«
    Stefanie erklärte sich mit mir solidarisch, angeblich war sie auch nicht hungrig, während die beiden Männer von der Aussicht, selber aktiv werden zu müssen, offensichtlich wenig begeistert waren. »Komm, Sohn, ich lade dich ein! Hier hat unlängst ein neuer Döner-Snack aufgemacht, der soll richtig gut sein!«
    »Hat er denn heute nicht geschlossen?«, erinnerte Steffi.
    »Der ist Moslem, bei denen gibt’s kein Weihnachten«, behauptete Rolf, stand kurze Zeit später zusammen mit Sven vor der verschlossenen Tür und entschied sich für den Chinesen, der aber auch gerade schließen wollte, doch den beiden wenigstens noch zwei in Styropor-Schachteln verpackte Take-away-Portionen über den Tresen reichte. Eine davon enthielt gebackene Calamares, die Rolf verabscheut, Steffi aber liebt (wenigstens eine, die schließlich satt wurde), während der Inhalt des anderen Kartons wie Hühnerfutter aussah und wohl auch so ähnlich geschmeckt haben muss, jedenfalls ist eine Menge davon übrig geblieben.
     
    Nach und nach trudelten die Besucher ein. Als Erster fuhr Jörg vor und lieferte zwei Blechdosen mit Plätzchen ab. »Die hatte Nicole gestern mitzubringen vergessen.«
    Abgesehen davon, dass er als Einziger in der Familie seine Frau korrekt mit
Nicole
anredet, während sie für uns nach wie vor
Nicki
heißt, möchte ich nur ein einziges Mal erleben, dass er in seiner Freizeit in dem bei Männern doch allgemein so beliebten Gammel-Look herumläuft. Gibt’s einfach nicht! Er ist immer so angezogen, dass er jederzeit seinem Chef, unserem Stadtoberhaupt oder sogar dem Bundespräsidenten die Tür öffnen könnte. Bei ihm gibt es keinen zerfransten Bademantel, keine ausgeleierte Jogginghose und auch kein Sweatshirt, das vor vier Jahren mal gepasst hat, inzwischen jedoch so lang wie breit geworden und zum beliebtesten Kleidungsstück des Besitzers aufgestiegen ist. So etwas hat doch fast jeder Mann im Schrank hängen oder – noch schlimmer! – als ewiges Streitobjekt im Bad liegen, damit es immer gleich zur Hand ist.
    Nicht so Jörg. Er trug auch jetzt wieder zwar bequeme und trotzdem wie maßgeschneidert sitzende Freizeithosen, ein Polohemd und darüber einen farblich abgestimmten Pullover. An den Füßen Sportschuhe und nicht solche ausgelatschten Treter, in denen Rolf speziell zu Hause gern herumläuft. Soweit ich mich erinnere, hat er sie mal irgendwann in den achtziger Jahren des letzten Jahrhunderts aus Irland mitgebracht. Angeblich mussten sie aus einem nicht nachvollziehbaren Grund vor dem ersten Tragen mit Guinness ausgegossen werden, und genauso sehen sie auch aus. Die Frage, ob das Bier hinterher vom Besitzer der Schuhe getrunken werden musste, habe ich mir allerdings verkniffen.
    Jörg warf einen Blick ins Wohnzimmer, wo Sven bäuchlings auf dem Boden herumrobbte und die verhedderte Lichterkette auseinander fieselte –
eine
hatte wunderbarerweise überlebt –, äußerte sein Erstaunen, da doch sonst immer schon am Vorabend ein gemeinsames Baumschmücken angesagt war, an dem er sich allerdings noch nie beteiligt hatte, und zog schließlich mit dem Hinweis ab, man käme dann am späteren Abend vorbei.
     
    Pünktlich zum Kaffeetrinken trafen Tom und Katja ein – irgendwann mussten wir ja doch mal etwas essen, weshalb also nicht ein paar Plätzchen, selbst gebackene hatte ich nun wirklich genug vorrätig, voraussichtlich würden sie wieder bis Ostern reichen – und nur wenig später fuhr Hannes vor und begann auszuladen: Drei Lichterketten à hundert Birnchen (welche Vorstellung hatte er eigentlich von der Größe unseres Baumes?), ungefähr ein Dutzend Packungen Kugeln in unterschiedlichen Farben, allerdings keine silbernen, dafür welche in Dunkelgrün-Hochglanz und als Kontrast dazu kakaofarbene, ferner zwei Schachteln voll kristallener Glitzersternchen, die ich ganz vorsichtig behandelte, bis ich dahinter kam, dass sie aus Plastik waren, und als Krönung schließlich eine große braune Tüte, die er eigenhändig in die Küche trug. »Ich habe seit dem Frühstück noch nichts gegessen!«
    »Warum hast du nicht vorher angerufen und gefragt, ob du uns was mitbringen kannst?«, moserte Stefanie. »Der brave Mann denkt bis zuletzt an sich selbst, nicht wahr? Muss schon zu Schillers Zeiten so gewesen sein!« Dabei schob sie sich ein Kartoffelstäbchen nach dem anderen in den Mund.
    Irgendwie knurrte mir ja auch der Magen, doch ich hatte mir vor den

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