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Geht das denn schon wieder los?

Geht das denn schon wieder los?

Titel: Geht das denn schon wieder los? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Evelyn Sanders
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oder nur gut erfunden, sei dahingestellt, inzwischen war aus dem ehemaligen Wirtshaus jedoch ein ansehnliches Restaurant geworden, in dem – zumindest damals am ersten Weihnachtsfeiertag – jeder Stuhl besetzt war. Deshalb verbannte man uns auch in den früheren und sehr spartanisch renovierten Weinkeller, wogegen Rolf wohl heftig protestierte, dann aber doch einsehen musste, dass wir nicht nur sehr spät reserviert hatten, sondern darüber hinaus auch noch elf Personen waren, für die man im eigentlichen Restaurant beim besten Willen keinen Platz mehr fand. Wenigstens waren wir nicht die Einzigen in diesen Katakomben, schräg gegenüber saß noch eine Familie, allerdings nicht ganz so groß wie unsere. Dort löffelte man bereits die Suppe, während wir auch nach zehn Minuten noch keinen Kellner zu Gesicht bekamen.
    Stefanies Bierdeckel-Viadukt war schon zum vierten Mal zusammen gebrochen, Tom hatte gerade den zweiten Papierservietten-Flieger durch den Raum segeln lassen und sah sich nach einer neuen Beschäftigung um, als plötzlich eine sonore Stimme durch das Gewölbe hallte: »Hast du dort droben vergessen auf mich? Es sehnt doch mein He-he-he-herz nach Nahrung sich …«
    Es klang grauenvoll! Jeder zweite Ton war falsch, hätte er es gehört, Maestro Lehár wäre in seinem Grab rotiert oder sogar demselben entstiegen, um Hannes den Hals umzudrehen – aber es wirkte! Mit fliegender Serviette über dem Arm eilte ein Kellner die Treppe herunter, sich schon auf der untersten Stufe wortreich entschuldigend: »Wir haben zwei Ausfälle, ein Kollege hat die Grippe, der andere einen toten Onkel … pardon, ich meine natürlich einen Todesfall in der Familie … es tut mir Leid, dass Sie warten mussten. Haben Sie schon gewählt?«
    Natürlich! Immerhin hatten wir lange genug Zeit dazu gehabt!
    »Wir nehmen alle das Menü, nur ohne Suppe.« Als zahlende Institution war ich offenbar auch gehalten, die Bestellung aufzugeben.
    »Ich möchte aber keine – wie war das noch mal?« Katja blätterte die Speisekarte von hinten auf, »Prager Lebkuchen als Dessert, lieber das Eis mit heißen Himbeeren.«
    »Und ich die Crème caramel«, entschied Stefanie.
    »Die nehme ich auch!« Wer weiß, woraus diese Lebkuchen bestehen würden, Imitationen gegenüber bin ich immer etwas misstrauisch, und bis dato kannte ich nur die aus Nürnberg.
    Unser Kellner nickte zustimmend, notierte die Sonderwünsche, denn inzwischen hatte jeder – bis auf Rolf – die zum Menü gehörende Nachspeise geändert, aber Rolf probiert ja grundsätzlich alles aus, was er noch nicht kennt, und das am liebsten im Ausland. Seinetwegen hält unser Apotheker auch immer einen Vorrat an Kohlekompretten bereit! Die wirken am besten gegen Durchfall.
    Sven und ich hatten das Restaurant zehn Minuten nach eins betreten. Kurz vor halb zwei hatte der Kellner die Bestellung aufgenommen, um Viertel vor zwei brachte er die Getränke und kassierte gleichzeitig die Gäste an dem anderen Tisch ab, doch dann geschah lange Zeit gar nichts. Schließlich platzte Rolf der Kragen! »Ich gehe jetzt rauf! Und wenn es oben gleich etwas lauter werden sollte, dann bitte ich schon jetzt um Entschuldigung, aber so geht es nun wirklich nicht!«
    Es wurde tatsächlich etwas lauter, hatte aber zur Folge, dass nicht nur der Kellner sofort erschien, sondern vorneweg ein sehr verlegener Smokingträger, der sich als Geschäftsführer vorstellte und noch einmal die außergewöhnlichen Umstände aufzählte, die zur Dezimierung des Personals geführt hatten. »Jetzt fällt auch noch eine Köchin aus, weil sie sich den halben Arm mit heißem Öl verbrüht hat. Sie ist gerade mit dem Rettungswagen abgeholt worden.«
    Davon hatten wir in unserer Katakombe natürlich nichts mitgekriegt.
    »Darf ich Ihnen – selbstverständlich auf Kosten des Hauses – eine kleine Vorspeise servieren lassen? Ich habe da an eine Fischterrine gedacht.«
    Logisch, die wird kalt gegessen, steht bestimmt schon seit Stunden im Kühlschrank und kann jederzeit auf den Tisch gebracht werden.
    Der Herr Geschäftsführer durfte. Und tatsächlich saßen wir wenig später vor unseren Tellern und beäugten die von Dill umkränzte und auf ein Salatblatt gebettete zwiebackgroße Scheibe einer weißlichen Masse.
    »Sieht ein bisschen aus wie zu Hause mein Rumfort-Auflauf«, sagte Katja und probierte vorsichtig, »schmeckt aber viel besser.«
    »Was für ’n Auflauf? Den kenne ich noch gar nicht.« Stefanie ist immer auf der

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