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Geht das denn schon wieder los?

Geht das denn schon wieder los?

Titel: Geht das denn schon wieder los? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Evelyn Sanders
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gesagt, das sei wegen der Sonne. Muss wohl was Wahres dran sein! In alten Hollywood-Filmen laufen die drehbuchmäßig meist etwas vertrottelten Europäer auch immer in khakifarbenen Leinenanzügen mit Tropenhelm auf dem Kopf herum, während der gut aussehende Eingeborene, der auch häufig der Held des jeweiligen Dramas ist, ein maßgeschneidertes wollenes Nachthemd trägt (Dschellaba genannt – immerhin habe ich achtundvierzig Bände Karl May gelesen!) sowie einen Turban. Und jedes Mal, wenn der Europäer seinen Helm abnimmt und sich mit einem Taschentuch den Schweiß von der Stirn wischt – Peter Ustinov hat das am überzeugendsten zelebriert – fächelt er sich mit dem Hut etwas Luft ins Gesicht, und das würde mit einem Turban wohl doch ziemlich albern aussehen.
    Ob nun Hut, Tropenhelm oder Taschentuch mit vier verknoteten Zipfeln, ein inzwischen allerdings weitgehend aus der Mode gekommener Kopfputz für Herren mit gelichtetem Haupthaar – irgendwas für obendrauf brauchte ich, auch wenn mir absolut nichts steht von dem, was andere Frauen als Tüpfelchen auf dem i bezeichnen. Ich kann einfach keine Hüte tragen! Wobei es völlig egal ist, ob Wagenrad, Käppi oder eine dieser eleganten Schöpfungen fantasievoller Modistinnen. Manchmal bedaure ich das, doch wenn ich dann im TV Lieschen Windsor oder die holländische Beatrix in vollem Ornat sehe, bin ich wieder richtig froh. Die
müssen
nämlich ihre fürchterlichen Hüte aufsetzen und ich muss nicht!
    Als nunmehr abqualifizierter sportlicher Außenseiter blieb mir nichts anderes übrig, als in einem ganz normalen Sportgeschäft nach wüstentauglicher Kleidung zu suchen und mich dabei auf Stefanies Kenntnisse zu verlassen. Immerhin hatte sie vor Jahren schon mal einen Urlaub in Tunesien verbracht, zwar in einem großen Hotelareal mit drei Pools und dem Meer ein paar hundert Meter weit weg, aber ein Tagesausflug in die Wüste hatte zum Programm gehört, und das Foto mit meiner Tochter hoch zu Kamel und einer Oase im Hintergrund beweist, dass sie Wüstenerfahrung hat.
    »Hättest du was dagegen, wenn ich morgen zu Steffi fahre? Wir wollen am Samstag ein bisschen durch die Stadt bummeln.«
    Natürlich hatte Rolf nichts dagegen, er wollte nur wissen, ob ich noch am selben Tag zurückkommen würde oder erst am Sonntag. »Am Sonnabend kommt doch das Länderspiel im Fernsehen und gegen Mitternacht wird der Boxkampf übertragen. Klaus und Wolfgang haben schon gefragt, ob wir das zusammen ansehen wollen, aber du bist ja immer sauer, wenn wir hier bei uns mal sportlich werden.«
    Natürlich bin ich dann sauer! Und zwar hinterher! Früher war jede von uns drei Frauen mal dran gewesen, am nächsten Morgen die Biergläser wegzuräumen, die zertretenen Cracker, Salzstangen, Erdnüsse (wozu hat man die Dinger eigentlich gebraucht, bevor das Fernsehen erfunden wurde?) und sonstigen Spuren geselligen Beisammenseins vom Teppichboden aufzusaugen und vor allem das Chaos in der Küche zu beseitigen. Seitdem wir jedoch den Fernseher mit dem großen Bildschirm haben, kann man natürlich nur noch bei uns die Abseitsfalle erkennen, das Foul vom Mittelstürmer oder was auch immer zu fachmännischen Kommentaren, lautstarken Debatten und den daraus resultierenden trockenen Kehlen führen mag. Ich hasse Fußball!
    Also teilte ich meiner Tochter mit, dass ich am Freitag kommen und sogar bis Sonntag bleiben würde. »Ich lade euch zum Frühstück ein und fahre von dort aus nach Hause.«
    Das ist auch so ein Vorteil der Großstadtbewohner, denn für die gibt es diese Frühstück-Cafés, wenn man selber mal keine Lust hat, das sonntägliche Ritual abzuspulen: Erst vom Bäcker die Brötchen holen (meistens hat nur der auf, bei dem man sonst nie kauft, weil am anderen Ende des Ortes angesiedelt), Tisch decken, dann kommen die Eier dran, zweimal gerührt, dreimal gespiegelt, es sei denn, aus dem Bad brüllt jemand, dass er heute mal ein gekochtes will, aus dem Kühlschrank die Butter holen, Diätmargarine, Marmelade, Kräuterquark und die zwei übrig gebliebenen Käsescheiben von gestern, die bereits leicht wellig sind, weil die Dose offen war, Salami ist auch noch da, will aber keiner, lieber Schinken, nur ist die Packung noch verschlossen und bleibt es auch … und wenn endlich der Erste im Bademantel oder Jogginganzug die Treppe runterkommt, ist der Kaffee nicht mehr richtig heiß, und überhaupt wollen sie lieber Tee, aber den aus der gelben Packung.
    Jahrzehntelang habe ich solche und

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