Geht das denn schon wieder los?
und – für mich immer noch etwas gewöhnungsbedürftig – »warum ist denn Tom nicht mitgekommen?« Onkels gibt es also auch nicht mehr!
Aber so weit sind wir ja noch gar nicht! Jetzt ist Weihnachten gerade vorbei, das neue Jahr hat angefangen, Timmi ist längst zu Hause und natürlich das hübscheste Baby weit und breit, der Alltag hat uns alle wieder, nur Steffi, Hannes und ich zählen allmählich die Tage bis zum Abflug. Die Wüste ruft!
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Kapitel 5
A nruf von Stefanie: »Du kriegst doch ein Einzelzimmer, nicht wahr? Würdest du dich eventuell bereit erklären …«
»Ich bekomme kein Einzel
zimmer,
sondern ein einzelnes
Zelt!«
So ganz klar waren uns die Modalitäten dieses Wüstenhotels noch immer nicht, obwohl Reisebüro-Juli sich redlich bemüht hatte, unsere Bedenken auszuräumen. Natürlich würden wir in festen Räumen schlafen und nicht in einem Zelt, natürlich brauchten wir keinen Campingkocher mitzunehmen, auch keinen Kompass, und das Wasser bekämen wir etwa nicht halbliterweise zugeteilt, denn es gäbe sogar richtige Duschen. Nicht zu vergessen den eigenen Pool vor jedem Zelt.
»Es gibt nämlich jemanden, der ganz gerne mitkommen würde, und du könntest dadurch den Aufpreis sparen«, bohrte Steffi weiter.
Das allerdings war ein nicht zu unterschätzendes Argument. Da es mein Ehemann seit Jahrzehnten ablehnt, mich dorthin zu begleiten, wo
ich
mich richtig erholen kann, während
er
seinerseits Gegenden vorzieht, in denen eigentlich nur Pinguine und Eisbären überleben können, keinesfalls jedoch ich, haben wir uns schon vor langer Zeit auf getrennten Urlaub geeinigt, und der ist immer teurer als einer zu zweit. »Einzelzimmer-Zuschlag« heißt das Zauberwort bei den Hotelbetreibern, obwohl doch eine einzelne Person weniger Arbeit macht als zwei! Sie braucht lediglich
einmal
Bettwäsche und Handtücher, es steht und liegt nur die Hälfte von dem herum, was sich sonst regelmäßig in Zimmer und Bad verteilt, also ist der
Room-Boy
doch viel schneller mit dem Aufräumen fertig, und dass jemand tatsächlich für zwei isst, habe ich schon immer bezweifelt.
Weshalb also muss ich für ein nicht benutztes Bett, für nicht gebrauchte Handtücher und eingesparte Verpflegung nur geringfügig weniger bezahlen als Steffi und Hannes zusammen?? Und warum gibt es noch keine Lobby für Alleinreisende ohne Ambitionen auf einen Urlaubsflirt mit daraus resultierender Benutzung des zweiten Betts?
»Also, wie isses?«, drängte Steffi. »Würdest du denn ausnahmsweise mal mit jemandem dein Zimmer teilen?«
»Wenn dieser jemand weiblich ist, nicht schnarcht und mir nicht gleich am ersten Abend seine Lebensgeschichte erzählt und später auch noch die seiner Verwandten einschließlich der angeheirateten, miteinander verkrachten und bereits verstorbenen Familienangehörigen, dann lasse ich mit mir reden. Wer ist es denn?«
»Susanne!«
»Aber sofort! Weshalb fragst du überhaupt?«
»Der Form halber! Ich habe mir ja gleich gedacht, dass du nichts dagegen haben würdest. Also kann ich Juli sagen, dass wir statt drei jetzt vier Personen sein werden? Mit dem Hotel scheint es kein Problem zu geben, hoffentlich klappt es nun auch noch mit dem Flieger!«
Vermutlich ist erst einmal eine Aufklärung fällig, wer Susanne überhaupt ist, nämlich eine aparte, intelligente Frau mit Mannequin-Figur, zwei Jahre jünger als Stefanie, an Lebenserfahrung jedoch zehn Jahre älter dank Internat in England und Studium ich weiß nicht mehr, wo überall – jedenfalls hat sie ihr Examen exzellent abgeschlossen und inzwischen auch einen Doktortitel geholt – mit summa cum laude. Englisch spricht sie fließend, und das, was sie in Bezug auf Französisch und Spanisch mit »radebrechen« bezeichnet, würde Unsereiner als »für den Hausgebrauch reicht’s allemal« beschreiben.
Kennen gelernt habe ich Susanne, als sie noch mit Steffi und Hannes im selben Haus wohnte und oft genug abends »nur mal auf eine Zigarettenlänge« nach oben kam. Ich mochte sie auf Anhieb. Sie verfügt über einen sehr trockenen Humor und ist ungeheuer schlagfertig, doch bei aller Offenheit wahrt sie immer eine gewisse Distanz. Wir haben auch relativ lange »Sie« zueinander gesagt, bis Hannes an einem feucht-fröhlichen Sommerabend meinte, nun sei der Förmlichkeit Genüge getan, und es wäre an der Zeit, dass sich Vize-Mutter und Vize-Tochter endlich duzen. Was wir von da an auch taten. Rolf arbeitet noch daran, aber das wird noch eine Weile
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